Gladbeck. Seit zehn Jahren engagiert sich ein Gladbecker Ehepaar beim ambulanten Kinderhospizdienst. So gehen sie mit dem Tod um und haben dennoch Spaß.

Sie begleiten Kinder mit lebensverkürzenden Erkrankungen, gehen mit ihnen spazieren oder grillen gemeinsam im Garten – seit circa zehn Jahren engagieren sich die Gladbecker Ulrike und Rainer Lenz ehrenamtlich beim ambulanten Kinderhospizdienst Emscher-Lippe. Die Kinder freuen sich riesig über den Besuch „ihrer“ Ehrenamtler, gleichzeitig wird deren Familien der Alltag erleichtert.

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„Mein Begleitungskind ist mehrfach behindert und sitzt im Rollstuhl. Er kann nicht sprechen, aber dafür wunderschön lachen – und er zeigt ganz deutlich, ob er etwas mag oder nicht“, schwärmt Ulrike Lenz von ihrem ehrenamtlichen Job. Einmal die Woche fährt die 60-Jährige zur Familie des 18-Jährigen und verbringt mehrere Stunden mit dem jungen Mann.

Beim Kinderhospizdienst werden Kinder vom Babyalter bis Mitte 20 begleitet

Wer ehrenamtlich ein lebensverkürzt erkranktes Kind begleiten möchte, muss zunächst einen neunmonatigen Einführungskurs besuchen: „Dabei lernt man den richtigen Umgang mit den Kindern, deren Familie und auch mit dem Tod. Danach ist man in der Lage, ein Kind zu beaufsichtigen“, erklärt Lenz. Gemeinsam mit einer Koordinatorin des Kinderhospizdienstes werde geschaut, zu welcher Familie ein Ehrenamtler gut passen könnte – „die Kinder lassen schließlich nicht jeden an sich ran und es ist ganz wichtig, dass wir Nähe und Vertrauen aufbauen können, damit die Familien uns auch unbesorgt mit den Kindern alleine lassen können“.

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Die begleiteten Kinder und Jugendlichen können im Babyalter sein oder schon Mitte 20 – ebenso unterschiedlich sind die Krankheiten. Zudem sei es auch möglich, ein gesundes Geschwisterkind zu begleiten. Rainer Lenz erklärt: „Oft dreht sich in den betroffenen Familien alles um die Behinderung, weil das einfach viel Aufmerksamkeit fordert. Damit die gesunden Geschwister nicht hintenrüberfallen, ist auch hier eine Begleitung wichtig, bei der diese Kinder im Mittelpunkt stehen“.

Unternehmungen mit den Begleitungskindern: Kuscheln, Grillen, Lieder singen

Oft begleiten die Ehrenamtler „ihr“ Kind über viele Jahre, so auch Rainer Lenz. Den 18-jährigen Philippe kennt der 64-Jährige seit circa zehn Jahren. „Philippe hatte einen Schlaganfall im Mutterleib, deshalb ist er schwer behindert. Das hemmt aber nicht seine Lebensfreude, ganz im Gegenteil. Wenn wir bei mir im Garten zusammen Würstchen grillen, sind wir beide glücklich.“ Was die ehrenamtlichen Helfer mit ihren Begleitungskindern machen, ist ihnen selbst überlassen – immer in Absprache mit den Eltern des Kindes. Während Ulrike gerne mit „ihrem“ Kind kuschelt und etwas vorliest, lässt Rainer „sein“ Kind auch mal Kleinigkeiten im Garten helfen oder sie singen zusammen.

Seit zehn Jahren begleitet Rainer Lenz den geistig behinderten Philippe. Der 18-Jährige und seine Mutter Nicole Toffel (im Bild) sind dafür sehr dankbar.
Seit zehn Jahren begleitet Rainer Lenz den geistig behinderten Philippe. Der 18-Jährige und seine Mutter Nicole Toffel (im Bild) sind dafür sehr dankbar. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Ein ständiger Begleiter, der allerdings bei den Treffen niemals im Vordergrund stehe, ist der Tod. In diesem Jahr starben schon drei Begleitungskinder des Kinderhospizdienstes, in anderen Jahren käme es aber auch zu keinen Todesfällen. „Wir wissen von Anfang an, dass die Kinder schlimme Krankheiten haben, sodass wir gut darauf vorbereitet werden, mit dem Tod umzugehen“, erklärt Ulrike Lenz. Dennoch schrecke der Gedanke an den Tod – insbesondere eines Kindes – viele Menschen ab, sich ehrenamtlich beim Kinderhospizdienst zu engagieren.

„Was wir zusammen erleben, kann uns keiner mehr nehmen“

„Das Thema macht einfach vielen Menschen Angst, keiner spricht gerne darüber. Dabei muss sich ja jeder irgendwann mal selbst mit dem Thema beschäftigen, so traurig das auch ist“, so ihr Ehemann. Kommt es beim Kinderhospizdienst zu einem Todesfall, begleiten die Ehrenamtlichen die Familien oft auch über den Tod hinaus. Plötzlich breche alles für die Familien weg, umso wichtiger sei dann eine Unterstützung – wenn diese überhaupt gewünscht ist in dieser schlimmen Phase der Trauer.

Stimmen Sie für das schönste ehrenamtliche Projekte ab!

  • Für die Ehrenamtsaktion „Menschen machen’s möglich“ stellen wir in unserer Zeitung zwischen Ende Juni und Mitte Juli sieben verschiedene ehrenamtliche Projekte in Gladbeck vor.
  • In Kooperation mit der Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) und der Stadt können diese Projekte im Anschluss insgesamt 3000 Euro an Fördermitteln gewinnen – dafür ist ihre Stimme gefragt!
  • Nachdem wir alle Projekte vorgeschlagen haben, wird es eine Übersichtsseite geben und die Abstimmungsphase startet.
  • Ab Mitte Juli können sie per Mail oder per Post für das Projekt abstimmen, was Ihrer Meinung nach das Gewinnerpreisgeld in Höhe von 1000 Euro am meisten verdient hat.
  • Auch die vorgestellten Projekte, die nicht den ersten Platz erreichen, können Geld gewinnen – damit soll die ehrenamtliche Arbeit unterstützt werden.
  • Die Gewinner werden am „Tag des Ehrenamtes“ am 12. August bekanntgegeben.

Auch wenn der Tod bei dieser ehrenamtlichen Arbeit deutlich greifbarer ist als bei anderen Jobs, ist das Ehepaar Lenz unglaublich dankbar für die tollen Erfahrungen mit den Kindern und weiß die gemeinsame Zeit umso mehr zu schätzen: „Was wir zusammen erleben, kann uns keiner mehr nehmen.“

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Sollte das Projekt bei der Ehrenamtsaktion Geld gewinnen, würde dieses für teure, behindertengerechte Anschaffungen verwendet werden. „Spezialanfertigungen für behinderte Menschen sind sehr teuer, da kommen schnell mehrere tausend Euro zusammen. Eine unserer Familien benötigt einen neuen Therapiestuhl, eine andere ein behindertengerechtes Auto“, sagt Rainer Lenz. Zudem werde immer Geld für Veranstaltungen des Kinderhospizdienstes benötigt, beispielsweise gemeinsame Sommerfeste oder Ferienfreizeiten.