Gladbeck. Einmal in der Woche versorgen Ehrenamtler mit ihrem Wärmebus Bedürftige in Gladbeck und hören bei Problemen zu. So erleben sie das Miteinander.
“Unser Wärmebus steht vor allem für menschliche Wärme“, erzählt Kathrin Wischnewski, während sie Kekse und Kaffeekannen hinter die Ausgabetheke des Gladbecker Wärmebusses räumt. Nicht nur in der kalten Jahreszeit versorgt ein ehrenamtliches Team der Malteser bedürftige Menschen mit Lebensmitteln und kleinen Alltagshelfern. Dabei haben die Ehrenamtler immer ein offenes Ohr für diejenigen, die sich von der Gesellschaft oft ausgestoßen fühlen.
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Immer samstags zwischen 13 und 14 Uhr steht der Wärmebus auf dem Gladbecker Festplatz in der Innenstadt bereit, um bedürftigen Menschen eine warme Mahlzeit zu bieten. Wischnewksi, die sich neben ihrem Studium bei den Maltesern ehrenamtlich engagiert, erklärt: „Besonders beliebt sind unsere Nudeln mit Bolognesesoße. Daneben verteilen wir Eintöpfe, Aufläufe oder auch mal Waffeln mit Sahne“. Das Angebot für die Bedürftigen in der Stadt variiert je nach Jahreszeit, im Winter werden wärmende Getränke wie Kaffee oder Tee ausgegeben, im Sommer auch mal Eistee zur Erfrischung.
Idee für Wärmebus in Gladbeck entstand während Corona-Pandemie
Neben den Lebensmitteln werden in der kalten Jahreszeit beispielsweise Schlafsäcke und Mützen an Obdachlose ausgegeben, im Sommer Kappen und Trinkflaschen. Ab und zu gibt es zudem besondere Aktionen, so seien bunte Eier zu Ostern „der Renner“ gewesen. „Für die Bedürftigen ist das Luxus, die kaufen sich sonst keine bemalten Eier und freuen sich bei uns umso mehr darüber“, so die Geschäftsführerin der Malteser, Sabine Prittwitz.
Ihr Urteil ist gefragt: Stimmen Sie ab
- Für die Ehrenamtsaktion „Menschen machen’s möglich“ stellen wir in unserer Zeitung zwischen Ende Juni und Mitte Juli sieben verschiedene ehrenamtliche Projekte in Gladbeck vor. In Kooperation mit der Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) und der Stadt können diese Projekte im Anschluss insgesamt 3000 Euro an Fördermitteln gewinnen – dafür ist ihre Stimme gefragt!
- Nachdem wir alle Projekte vorgestellt haben, wird es eine Übersichtsseite geben und die Abstimmungsphase startet.
- Ab Mitte Juli können sie per Mail oder per Post für das Projekt abstimmen, was Ihrer Meinung nach das Gewinnerpreisgeld in Höhe von 1000 Euro am meisten verdient hat.
- Geld gewinnen können auch die vorgestellten Projekte, die nicht den ersten Platz erreichen – damit soll die ehrenamtliche Arbeit unterstützt werden. Die Gewinner werden dann am „Tag des Ehrenamtes“ bekannt gegeben – am 12. August.
Die Idee, mit einem Wärmebus in Gladbeck unterwegs zu sein, entstand während der Corona-Pandemie, als die Tafel ihren Betrieb einstellen musste. Kathrin Wischnewski und Maurice Kohn, Leiter der Einsatzdienste bei den Maltesern, entwickelten gemeinsam ein Konzept, um Bedürftige in dieser schwierigen Zeit versorgen zu können. Gemeinsam mit weiteren ehrenamtlichen Helfern standen die beiden 26-Jährigen im November 2021 dann zum ersten Mal auf dem Festplatz, einem bekannten Treffpunkt für Gladbecker Wohnungslose.
Doch zunächst sei die Skepsis bei den Bedürftigen groß gewesen. Kohn berichtet: „Bei unserem ersten Termin haben wir Erbsensuppe angeboten, aber erst hat sich keiner der Bedürftigen getraut, zu uns zu kommen und zu essen. Irgendjemand musste den ersten Schritt machen, also haben wir uns irgendwann von der Bus gesetzt und gegessen, und dann kamen die Bedürftigen dazu“. Sobald ein Miteinander geschaffen war, sei das Eis schnell geschmolzen.
Ehrenamtler hören Bedürftigen bei Problemen zu: „Wir bewerten niemanden“
Heute kennen die Ehrenamtler viele der Bedürftigen mit Vornamen, beide Seiten vertrauen sich gegenseitig. So hört das Wärmebusteam gerne zu, wenn die Bedürftigen von ihren Problemen und Sorgen erzählen. „Wir sind für jeden als Ansprechpartner da – egal wie die Person aussieht oder wo sie herkommt. Wir bewerten niemanden, sondern unterhalten uns auf Augenhöhe“, erzählt Andrea Humkamp, die das soziale Ehrenamt bei den Maltesern leitet.
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Besonders wertvoll sei die große Dankbarkeit von Seiten der Bedürftigen. So hätten einige Bedürftige zu Weihnachten ihre wenigen Cents zusammengekratzt und dem Team eine große Packung Merci-Schokolade gekauft. „Das hat uns unglaublich viel bedeutet“, erinnert sich Humkamp. Dafür opfern die Ehrenamtler gerne einen Großteil ihrer Freizeit. Rund zehn Stunden in der Woche hilft Wischnewski neben ihrem Studium beim Wärmebus mit: „Wir kochen, gehen einkaufen, räumen den Bus ein und helfen bei der Ausgabe, da ist schnell ein ganzer Tag gefüllt.“ Noch deutlich mehr Zeit verbringt Sabine Prittwitz mit ihrem Ehrenamt: Bis zu 70 Stunden in der Woche engagiert sich die 66-Jährige in ihrem Ruhestand bei den Maltesern.
Finanziert wird das Angebot des Wärmebusses hauptsächlich durch Spenden und den Einnahmen aus Erste-Hilfe-Kursen, die bei den Maltesern angeboten werden. Sollte das Projekt bei der Ehrenamtsaktion Geld gewinnen, würde dieses direkt in die nächsten Angebote für die Bedürftigen fließen. „Vielleicht können wir ja dann mal wieder etwas ganz Besonderes zu essen anbieten“, so der Stadtbeauftragte der Malteser, Rainer Prittwitz.