Gladbeck. Da es zu wenige Rettungsschwimmer gibt, muss das Gladbecker Freibad den Eintritt durch Onlinereservierungen regulieren – das sorgt für Frust.

  • Um die Anzahl der Besucher im Freibad in Gladbeck besser regulieren zu können, setzt der Betreiber auf Onlinetickets.
  • Grund hierfür ist der Mangel an Rettungsschwimmern.
  • Einige Besucher fühlen sich ausgeschlossen, da sie nicht technikaffin sind. Der Betreiber hat dafür Verständnis, weiß aber keine Lösung des Problems
  • Für Vielschwimmer gibt es immerhin einen „Plan B“.

Als Alfred Tappen seine Enkel Jonas und Florian von der Schule abholt, freut er sich auf einen gemeinsamen Nachmittag im Gladbecker Freibad. Die Sonne scheint und die beiden neun und elf Jahre alten Kinder fiebern bei den heißen Temperaturen einer Erfrischung im kalten Wasser entgegen. Vor Ort ist die Enttäuschung allerdings groß: Denn was Alfred Tappen nicht weiß, ist, dass die Freibadtickets schon seit vielen Monaten nur noch online erworben werden können. Da er technisch nicht bewandert und mit dem Online-System überfordert ist, fragt er die Mitarbeiter nach einer Alternative – ohne Erfolg. Der Betreiber des Bades erklärt, weshalb keine Tickets vor Ort gekauft werden können.

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„Wir sind doch nicht die Einzigen, die mit Onlinebuchungen nichts anfangen können – einige Leute haben ja nicht mal ein Handy“, ärgert sich Alfred Tappens Ehefrau Christa. Dass Menschen, die sich technisch nicht gut auskennen, vom Besuch des Freibads grundsätzlich ausgeschlossen werden, kann sie nicht verstehen. Mit ihrem Frust ist sie nicht alleine – das weiß auch Thomas Spickenbaum, Betriebsführer des Freibades in Wittringen.

Onlinesystem in Gladbecker Freibad wegen Mangel an Rettungsschwimmern

„Es gibt jeden Tag die Grundsatzdiskussion, warum wir nach wie vor nur Onlinetickets anbieten, jetzt wo die Coronapandemie doch kein größeres Problem mehr darstellt und es keine Zutrittsbeschränkungen mehr gibt“, erzählt Spickenbaum. Dabei sei der Grund für das Onlinesystem ein ganz anderer: Fehlende Rettungsschwimmer. „Wir haben einfach zu wenig Personal. Wenn sich ein Rettungsschwimmer kurzfristig krankmeldet, müssen wir die Anzahl der Badegäste reduzieren – und das können wir nur über das Onlinesystem“.

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An den Kassen vor Ort könnten die Mitarbeiter zwar überprüfen, wie viele Menschen das Freibad betreten, aber nicht, wie viele das Freibad auch wieder verlassen. Deshalb sei man auf den Erwerb der Tickets über das Internet angewiesen, da man nur so die Besucherzahl an die Bademeisterzahl anpassen könne. „Wenn Besucher Probleme mit dem Onlinesystem haben, versuchen unsere Mitarbeiter, ihnen bei der Buchung zu helfen“, erzählt Spickenbaum. Zudem könne man nach der Buchung die Tickets nach wie vor an den Kassen vor Ort bezahlen – hierfür gebe es im Onlinesystem eine extra Option.

Für Vielschwimmer hat Freibad in Wittringen einen „Plan B“

Dennoch gibt es Menschen, die keine Handys besitzen oder keine Internet-Bestellsysteme nutzen. Spickenbaum hat Verständnis dafür, dass sich diese Menschen über die Onlinetickets ärgern – und hat dennoch keine bessere Lösung parat. „Es ist nicht absehbar, dass sich die Personalnot bei Rettungsschwimmern bald löst. Wir müssen überprüfen, wie viele Menschen im Freibad sind, um die Sicherheit der Gäste auch bei wenig Personal zu gewährleisten.“

Der Freibad-Betriebsführer Thomas Spickenbaum erklärt, dass Onlinetickets aufgrund der Personalnot bei Rettungsschwimmer nötig sind.
Der Freibad-Betriebsführer Thomas Spickenbaum erklärt, dass Onlinetickets aufgrund der Personalnot bei Rettungsschwimmer nötig sind. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Für Vielschwimmer hat sich der Schwimmverein dennoch einen Plan B überlegt: Rund 30 „Offline“-Dauerkarten wurden in Absprache mit der Stadt an Menschen vergeben, die nicht onlinebewandert sind, aber dennoch das Freibad regelmäßig nutzen wollen. „Das können wir aber nicht bei denjenigen machen, die nur wenige Male in der Saison zu uns kommen möchten, das wäre einfach viel zu aufwendig“, erklärt Spickenbaum. Alfred Tappen ist nach dem Frust an der Freibadkasse mit seinen Enkeln nach Bottrop ins Stenkhoffbad gefahren – dort konnte er auch ohne Onlineticket schwimmen gehen.