Gladbeck. Eine Parzelle im KGV August Wessendorf Gladbeck ist begehrt. Ein Rundgang zeigt, wie sich die älteste Kleingartenanlage der Stadt wandelt.

Die Vorfreude ist groß bei den Mitgliedern des Kleingartenvereins (KGV) August Wessendorf in Gladbeck. Denn nach langer Corona-Durststrecke soll endlich wieder das beliebte öffentliche Sommerfest auf dem Vereinsgelände steigen. Aber nicht nur das Feiern verbindet die Mitglieder. Ein Rundgang gibt einen Einblick in das Freizeitvergnügen – in Freuden und Sorgen.

Vor dem Sommerfest müssen die Parzellen in Schuss gebracht, Hecken an den Wegen und am Außengelände beschnitten werden. So sind an diesem sonnig-warmen Juni-Tag zahlreiche Gartenfreunde vor Ort.

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Zwischen 300 und 500 Quadratmeter variieren die unterschiedlichen Größen der insgesamt 25 Parzellen auf dem Gelände gleich in der Nähe des Vinzenzheims in Gladbeck-Ost, dessen Bewohner einen schönen Blick über das Areal der Kleingärten haben. „Sie gehören zu unseren regelmäßigen Besuchern – auch beim Sommerfest“, erzählt Stephan Kowalski, seit 2020 erster Vorsitzender des Vereins. Er hatte zu diesem Zeitpunkt ein schwieriges Amt angetreten, denn der Beginn der Corona-Pandemie hatte alle Planungen zunichte gemacht.

Die Corona-Pandemie und der Klimawandel haben ihre Spuren im Gladbecker Kleingartenverein August Wessendorf hinterlassen

Auch der Klimawandel ist ein Problem, mit dem die Kleingärtner zu kämpfen haben. Nach den Sturmschäden der vergangenen Jahre sei der Versicherungsbeitrag gestiegen, berichtet Kowalski, ebenso der Wasserverbrauch in den Sommermonaten. „Ein Problem sind die Gewächshäuser, denn durch die Stürme treten hier die größten Schäden auf. Außerdem sind aufgrund der milden Winter die Obstbäume öfter von Schädlingen befallen.“

Franz-Josef Naskrent (80) gehört zu den ältesten Mitgliedern des Kleingartenvereins August Wessendorf in Gladbeck.
Franz-Josef Naskrent (80) gehört zu den ältesten Mitgliedern des Kleingartenvereins August Wessendorf in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Die Corona-Zeit mit den Lockdowns habe bei den meisten Pächtern die Wertschätzung für das eigene Fleckchen Grün noch einmal gesteigert, denn Kleingärtner und Hundebesitzer waren von den strikten Maßnahmen befreit, wenn sie für sich blieben. „Das hat den Zusammenhalt gefördert“, ist Stephan Kowalski überzeugt, der seit 2009 seine Parzelle hegt und pflegt. Er schätzt, sowohl als Hobbygärtner als auch in seiner Vereinsfunktion, den „familiären Charakter“ der Anlage, die nach dem Wegbereiter des Kleingartenwesens in Gladbeck benannt wurde.

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August Wessendorf gründete die erste Anlage in Gladbeck im Jahr 1931. Sie erhielt später seinen Namen und ist somit die älteste der Stadt, „zählt aber eher zu den kleineren Anlagen“. Daher „kennt man sich hier untereinander“, unterstreicht der Vorsitzende, „und man hilft sich.“

Christel Naskrent (74) schätzt die Hilfsbereitschaft der Hobbygärtner untereinander.
Christel Naskrent (74) schätzt die Hilfsbereitschaft der Hobbygärtner untereinander. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Das meint auch Christel Naskrent (74), eines der ältesten Vereinsmitglieder. Ihr Mann Franz-Josef (80) hat schon als Kind auf dieser Parzelle gespielt. „Der Garten ist von Beginn an in Familienhand“, berichtet er. Beide hoffen, ihn noch lange halten zu können. Die Hilfsbereitschaft sei gewachsen, sagt Ehefrau Christel. Dies sei auch dem Zuwachs an jüngeren Familien zu verdanken, glaubt sie: „Die Generationen verstehen sich untereinander.“

Die Kleingartenanlage August Wessendorf ist die älteste in Gladbeck.
Die Kleingartenanlage August Wessendorf ist die älteste in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Das Paar, das eine lange Zeitspanne überblicken kann, erinnert sich noch gut an die Zeiten, als die Selbstversorgung durch den Garten im Mittelpunkt gestanden habe. „Mittlerweile hat es einen Wandel gegeben, weg vom reinen Versorgungsgarten hin zum Freizeitgarten.“

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Damit liegt der KGV August Wessendorf voll im Trend, denn mit der Zunahme des Umweltbewusstseins in der Gesellschaft ist auch das Interesse der jüngeren Städter an einem eigenen Garten gestiegen. „Im Moment können wir niemanden mehr aufnehmen“, bedauert Anna Rosengart, Kassiererin im Verein, denn auf der Warteliste stünden schon 30 Interessenten.

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Laura Kowalski (20, links) und Vinita Pal (16) haben ihre „Kindheit im Garten verbracht“ und chillen dort gemeinsam. Ob sie selbst einmal eine Parzelle im Gladbecker KGV August Wessendorf bewirtschaften wollen, wissen sie noch nicht.
Laura Kowalski (20, links) und Vinita Pal (16) haben ihre „Kindheit im Garten verbracht“ und chillen dort gemeinsam. Ob sie selbst einmal eine Parzelle im Gladbecker KGV August Wessendorf bewirtschaften wollen, wissen sie noch nicht. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Glück gehabt hat Kerstin Hoika. Die junge Mutter der kleinen Pia engagiert sich als Schriftführerin im Verein, bewirtschaftet mit ihrem Mann seit vier Jahren eine Parzelle. Im vergangenen Jahr wurden zwei weitere „Vereinsbabys“ geboren. „Die Kinder wachsen hier miteinander auf“, und auch der Kontakt der Eltern untereinander sei sehr gut. „Die Älteren springen auch schon ‘mal kurzfristig ein, wenn Unterstützung nötig ist“, freut sich Kerstin, während Tochter Pia, barfuß und vergnügt, erste Schritte ausprobiert.

Sommerfest im KGV August Wessendorf

Das Sommerfest des KGV August Wessendorf startet am Samstag, 17. Juni, um 17 Uhr und am Sonntag, 18. Juni, um 13 Uhr, am August-Wessendorf-Weg 5. Geboten werden Getränke, unter anderem Cocktails, und Leckeres vom Grill. Am Sonntag gibt’s Kaffee und Kuchen.

Für Kinder sind an beiden Tagen eine Hüpfburg und am Sonntag ein Kindertrödelmarkt (ohne Standgeld) sowie Spiele im Angebot. Weitere Informationen: kgv-wessendorf.jimdofree.com

Dass solch ein gemeinsames Aufwachsen für lange Zeit prägend bleiben kann, beweisen Laura (20) und ihre Freundin Vinita (16), die gerade auf der elterlichen Parzelle chillen. „Wir haben unsere Kindheit im Garten verbracht und treffen uns immer noch gerne hier“, bestätigt die angehende Erzieherin Laura. Aber ob sie ihre Parzelle irgendwann übernehmen wollen, das wissen beide noch nicht. „Ist ja viel zu tun“, sind sie sich einig – und mit einem Augenzwinkern: „Aber bis dahin helfen wir gerne.“

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