Gladbeck. Anfang Mai wurde Twingo in Gladbeck ausgesetzt, gegen die Halterin des Hundes wird seitdem ermittelt. So beschreibt sie das Drama um Twingo.

„Ich kann mir das alles nicht erklären“, murmelt Twingos Halterin, während sie den Kopf schüttelt. Sie ringt nach Worten und wiederholt mit gesenktem Kopf: „Ich weiß wirklich nicht, wie es so weit kommen konnte.“ Vor einem Monat wurde der Mischlingshund Twingo in Gladbeck an einer Straßenlaterne angebunden und zurückgelassen, wer den Hund ausgesetzt hat, ist allerdings weiterhin unklar (wir berichteten). Die Ermittlungen gegen die Halterin laufen, doch diese will die Vorwürfe der Tierschützer nicht auf sich sitzen lassen.

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Die Anschuldigungen gegen die Halterin, die lieber anonym bleiben möchte, wiegen schwer: Seit Monaten soll Twingo laut Tanja Zimmer vom Tierschutzverein Gladbeck schlecht gehalten und sogar auf Ebay angeboten worden sein. Die Halterin kann diese Vorwürfe nicht verstehen. „Wir haben Twingo im Juli 2022 zu uns geholt, da war er zwölf Wochen alt. Seitdem gehörte er zu unserer Familie. Wir haben ihn weder schlecht behandelt, noch auf Ebay angeboten.“ Den Hund beschreibt sie als sehr kinderlieb und eher schüchtern.

Ordnungsamt war bei Halterin vor Ort – „Alles war in Ordnung“

Dennoch habe es immer wieder Anfeindungen durch Nachbarn gegeben, die behaupteten, dass Twingo schlecht gehalten werde und zu wenig Auslauf bekäme – sogar das Ordnungsamt wurde verständigt. Die Halterin bestätigt: „Ja, das Ordnungsamt war bei uns und hat sich Twingo und unsere Wohnung angeschaut. Aber dann sind die Beamten wieder gegangen, weil alles in Ordnung war“.

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Am 3. Mai wurde Twingo schließlich von der Tierrettung Essen e.V. in der Nähe der Gladbecker Bahnschienen an der Winkelstraße gefunden, vermutlich seit Stunden angebunden und verängstigt. Eine der großen ungeklärten Fragen ist, wer Twingo dort angebunden und zurückgelassen hat. Denn: Die Halterin behauptet, zu dem Zeitpunkt in Urlaub gewesen zu sein.

Seit Anfang Mai lebt Hund Twingo im Tierheim Gelsenkirchen. Hier bleibt er, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind.
Seit Anfang Mai lebt Hund Twingo im Tierheim Gelsenkirchen. Hier bleibt er, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind. © Tierheim Gelsenkirchen | Tierheim Gelsenkirchen

„Ich wollte nach Bayern verreisen und habe für diese Zeit eine Betreuung für Twingo gesucht. Ein Bekannter von mir, den ich schon über 20 Jahre lang kenne, hat angeboten, auf Twingo aufzupassen. Er kannte Twingo schon länger, deshalb habe ich ihm vertraut und den Hund am 2. Mai an ihn übergeben“, berichtet die Halterin. Am ersten Urlaubstag habe sie dann einen Anruf von einer Freundin erhalten, die ein Foto von Twingo im Internet gefunden hatte – es wurde nach seiner Rettung im Tierheim Gelsenkirchen aufgenommen. „Meine Freundin hat mir gesagt, dass ich schnell nachschauen soll, ob das Twingo sein könnte, und ich habe ihn sofort wiedererkannt.“

Halterin will Twingo auf jeden Fall zurückholen

Die Halterin habe daraufhin ihren Bekannten kontaktiert und nach einem aktuellen Foto von Twingo gefragt, um sicherzugehen, dass es ihm gut geht. Dieser antwortete zwar, das der Hund bei ihm sei, schickte aber kein Foto. Später habe er nicht mehr auf ihre Nachrichten reagiert. „Ich habe meinen Urlaub dann abgebrochen und bin hergefahren. Als erstes habe ich Anzeige gegen meinen Bekannten erstattet, und dann habe ich mit einem Anwalt gesprochen, weil ich Twingo auf jeden Fall zurückholen möchte.“

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Derzeit liegt der Fall bei der Staatsanwaltschaft Essen. Oberstaatsanwältin Anette Milk kann bisher nur bestätigen, dass die Ermittlungen gegen die Halterin in vollem Gange sind. Es werde wegen des Verstoßes gegen § 17 des Tierschutzgesetzes ermittelt – darin heißt es: „Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer einem Wirbeltier länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.“ Eine weitere Anzeige gegen den Bekannten, der den Hund ausgesetzt haben soll, ist der Oberstaatsanwältin zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt.

Massive Anfeindungen gegen Halterin, seit Twingo ausgesetzt wurde

Solange die Ermittlungen andauern, muss Twingo im Tierheim bleiben. Die Halterin hat ihren Hund dort bisher nicht besucht – Tanja Zimmer habe ihr davon abgeraten. „Sie meinte, ich darf und soll Twingo nicht besuchen. Zudem habe ich mich unter Druck gesetzt gefühlt, so schnell wie möglich die Abtretungserklärung zu unterschreiben. Aber ich will Twingo ja gar nicht abgeben“. Die Halterin habe nicht das Gefühl gehabt, in Ruhe mit Tanja Zimmer reden zu können.

Seit Twingo gefunden wurde, erlebt die Halterin massive Anfeindungen. So habe sie ihre Telefonnummer wechseln müssen, weil sie auf WhatsApp viele Hassnachrichten bekommen hatte. „Manche meiner Freunde stehen hinter mir, andere haben sich gegen mich gewendet“, erzählt sie.