Gladbeck. Ein Gladbecker ärgert sich, weil junge Männer in einem Wohngebiet die Hosen herunterlassen. Welche Strafe Wildpinklern in Gladbeck droht.

Klaus-Martin Koslowski ist stinksauer. Da sitzt er an Pfingsten in netter Gesellschaft bei Kaffee und Kuchen – und dann das. Wildfremde pinkeln fast vor seiner Nase in die Umgebung. Der 66-Jährige kann’s kaum fassen. Er schildert der WAZ Gladbeck, dass sich hier eine Gruppe junger Männer, die mit dem Sportverein Adler Ellinghorst eine Planwagenfahrt unternimmt, wie eine offene Hose benommen hat. Bis Koslowski einschreitet.

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Man stelle sich vor: ein ruhiges Wohngebiet, Enfieldstraße/Ecke Wotizlavweg, gegen 16 Uhr. Klaus-Martin Koslowski und sein Besuch genießen den beschaulichen Nachmittag. Der 66-Jährige erzählt: „Wir haben auf der Terrasse Kaffee getrunken, als wir laute Musik und Gegröle vernommen haben.“ Er sei dann aufgestanden, um die Quelle des Radaus ausfindig zu machen. Das war nicht weiter schwierig, weil unübersehbar: „Ein Planwagen, gezogen von einem Trecker, war in Richtung Schultendorf unterwegs. Er blieb an der Ecke stehen.“ An Bord: Schätzungsweise 20 Männer im Alter von 18 bis 24 Jahren. Er habe sich gefragt: „Was machen die Leute denn für ein Theater?!“ Dann habe er gesehen, wie einige der Männer im Gehen „die Hose aufmachten“ und ihre Notdurft unter freiem Himmel verrichteten.

Adler Ellinghorst: Vereinsspitze entschuldigt sich

Koslowski habe über den Zaun hinweg gerufen: „Was ist hier los? Wo sind wir denn hier?“ Das habe die Wildpinkler, die offensichtlich einiges an Alkohol intus hatten, überhaupt nicht von ihrem Tun abgehalten. „Ich habe dem Fahrer dann gesagt: Wenn Ihr nicht sofort verschwindet, rufe ich die Polizei“, berichtet Klaus-Martin Koslowski. Da erst habe die Gruppe reagiert: „Es hat zehn Minuten gedauert, dann waren die Männer weg. Einer lief noch hinterher, der ist nicht schnell genug gewesen.“

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Koslowski ist ob der Skrupellosigkeit der Männer, die schamlos blankziehen und irgendwohin urinieren, empört. „Frauen machen so etwas nicht!“ Hätten sich die Ausflügler nicht zusammenreißen und im etwa zwei Kilometer entfernten Vereinsheim die Toilette benutzen können? Koslowski war so aufgebracht, dass er sich an Adler Ellinghorst wandte: „Ich habe dort Herrn Konradi (Geschäftsführer des Vereins, Anmerk. d. Redaktion) angerufen. Der hat gesagt: ,So etwas geht nicht. Ich werde den Jungs eine Mail schicken’.“

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Jörg Waschkewitz, erster Vorsitzender des Vereins Adler Ellinghorst; „Wir entschuldigen uns.“
Jörg Waschkewitz, erster Vorsitzender des Vereins Adler Ellinghorst; „Wir entschuldigen uns.“ © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Jörg Waschkewitz, erster Vorsitzender des Sportvereins, bestätigt diesen Kontakt und sagt: „Wir entschuldigen uns in aller Höflichkeit. Wir haben mit den Jungs gesprochen.“ Es sei ihnen angekündigt worden, dass ihr Verhalten ein Nachspiel haben kann. Waschkewitz: „Als die Gruppe zur Saisonabschlussfeier ins Vereinsheim kam, haben die Jungs schon lange Gesichter gemacht.“ Wahrscheinlich dämmerte es ihnen, dass ihr Gebaren nicht sang- und klanglos aus der Welt ist.

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Der Vereinsvorsitzende stellt klar: „Wir haben Verständnis für den Mann, der sich beschwert. Alex (Alexander Konradi, Anm. der Redaktion) will ihm einen Blumenstrauß bringen.“ Waschkewitz überlegt, den Anwohner zu einem Heimspiel von Adler Ellinghorst einladen: „Wenn er Lust dazu hat.“

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Wären die „Jungs“ in flagranti von Ordnungshütern erwischt worden, wie sie sich hemmungslos unter freiem Himmel erleichtern, hätte es teuer für sie werden können. David Hennig, Sprecher in der Stadtverwaltung Gladbeck, erklärt auf WAZ-Anfrage: „Für das Verrichten der Notdurft außerhalb der hierfür vorgesehenen Toiletteneinrichtungen wird ein Verwarnungsgeld von 100 Euro fällig.“

Gladbecks Stadtsprecher David Hennig gibt zu: Wildpinkler sind selten zu belangen.
Gladbecks Stadtsprecher David Hennig gibt zu: Wildpinkler sind selten zu belangen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Das Problem, um die Menschen mit der offenbar schwachen Blase zur Rechenschaft ziehen zu können: „Sie müssen auf frischer Tat ertappt werden, und das kommt äußerst selten vor.“ Deswegen seien die Betreffenden kaum zu belangen. „Vielleicht ‘mal bei einem großen Fest“, wenn sie dem Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) ins Auge fallen. Dass ist jedoch nach Hennigs Aussage die absolute Ausnahme. Folglich seien die Einnahmen durch Verwarnungsgelder in diesem Bereich gering. Ansonsten kann der Rathaussprecher auch keine Örtlichkeiten nennen, an die sich Gladbecker bevorzugt zurückziehen, um ihr Geschäft in der Öffentlichkeit zu verrichten. Unterführungen, Ecken oder eben auch fast auf dem Präsentierteller in einer Siedlung, um nur einige Stellen zu nennen: Hemmungen scheint’s nicht zu geben.

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Hennig erläutert: „Sollte man bezeugen können, dass man eine Person dabei gesehen hat, reicht das, um ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten. Das ist theoretisch möglich.“

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Sollte man Verbotsschilder wie dieses für Hunde nicht auch in einer Variante für Wildpinkler anbringen? Ein Gladbecker macht den Vorschlag.
Sollte man Verbotsschilder wie dieses für Hunde nicht auch in einer Variante für Wildpinkler anbringen? Ein Gladbecker macht den Vorschlag. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Koslowski meint: „Bei Hunden stellt man Schilder auf: Die Tiere dürfen dies nicht, dürfen jenes nicht.“ Vielleicht, so der Vorschlag des Gladbeckers, sollte man solche Verbote auch für Wildpinkler anbringen...

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