Gladbeck. Bei Adler Ellinghorst trainieren wieder Fußballerinnen. Wie der Verein wieder ein Frauenteam in Gladbeck etablieren will.
Mona Wald läuft mit dem Ball am Fuß auf den Kasten zu und zieht schließlich ab. Das Spielgerät schlägt unten links, unhaltbar für Torfrau Eva Thiel, im Gehäuse ein. „Genau da wollte ich ihn hinhaben“, ruft die jubelnde Torschützin. Ort des Geschehens: der Kröger Park am Wittringer Wald. Dort trainieren seit einem halben Jahr Mona Wald, Eva Thiel & Co. und sorgen für neue Frauenpower bei Adler Ellinghorst.
In der Vergangenheit hatte der Frauenfußball in Gladbeck immer einen äußerst schweren Stand. Sicher, es existierten Teams bei den Adlern, beim VfL, bei Schwarz-Gelb Preußen und auch bei Schwarz-Blau. Aktuell jedoch befindet sich keine einzige Frauenmannschaft aus der selbst ernannten Sportstadt im Spielbetrieb.
Adler Ellinghorst: 20 Spielerinnen braucht man, um ein Team anzumelden
Einen Reim darauf machen kann sich Sandrien Mnich, die Trainerin der Ellinghorsterinnen, nicht. „Eigentlich“, sagt sie, „sollte es in Gladbeck genügend Frauen geben, die Bock auf Fußball haben.“ Weil das ihre feste Überzeugung ist, engagiert sich die ehemalige Preußin nun bei den Adlern.
Elf, zwölf Frauen treffen sich in Ellinghorst regelmäßig zu den Trainingseinheiten. In dieser Woche haben sich zwei weitere Spielerinnen angesagt, dann wären es vielleicht schon 14. Sollten es irgendwann mal 18 werden, würden Sandrien Mnich und Michael Kämmler allmählich darüber nachdenken, das Team für die Meisterschaft anzumelden und zudem das Trainingspensum hochzuschrauben. „20 Spielerinnen braucht man aber“, sagt Sandrien Mnich.
Adler Ellinghorst rührt die Werbetrommel
Die Adler rühren inzwischen auf kleinen Plakaten etwa vor dem Kröger Park für ihr Frauenteam die Werbetrommel. Dass es die Mannschaft überhaupt gibt, ist vor allem ein Verdienst von Michael Kämmler. Dem war nämlich aufgefallen, dass bei den Partien der ebenfalls neu aufgebauten zweiten Männer etliche Spielerfrauen und -freundinnen zuguckten. „Die“, sagt der Ellinghorster, „habe ich einfach mal angequatscht und gefragt, ob sie nicht selbst aktiv werden wollen.“
Einige von ihnen wollten tatsächlich. Und so fand nur zwei Wochen später, am 19. August des vergangenen Jahres, auf dem Ascheplatz an der Ellinghorster Straße die erste Trainingseinheit statt. Besonders bemerkenswert: Bis auf zwei Ausnahmen haben alle Adler-Frauen zuvor noch nie Fußball gespielt.
Ebenfalls bemerkenswert: Mehrere Fußballerinnen sind eigentlich Reitsportlerinnen. Wie Torfrau Eva Thiel, die sich, wie sie betont, freiwillig in den Kasten stellt. „Weil ich nicht so viel laufen will“, sagt sie und lacht. „Das Training macht Spaß“, betont die Nummer eins.
Zum Staff der Ellinghorsterinnen gehört sogar ein Torwarttrainer. Dabei handelt es sich um Hendrik Thiel, Evas Bruder und Schlussmann der zweiten Mannschaft. Er zeigt seiner Schwester, worauf es ankommt bei gegnerischen Schüssen und Flanken, bei Abwürfen und Abstößen.
„Die Mädels“, betont Sandrien Mnich, „haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten wirklich sehr gut entwickelt.“ Was auch am Trainingsfleiß liegen dürfte. Denn selbst bei noch so schlechtem Wetter treffen sich die Ellinghorsterinnen – die jüngsten sind übrigens Anfang 20, die älteste ist Mitte 30 – zu ihrer Übungseinheit am Mittwoch.
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„Wir standen auch schon bei strömendem Regen auf dem Platz“, sagt Sandrien Mnich. Dass der Spaß dabei nicht zu kurz kommt, versteht sich von selbst. Als es im Winter einmal recht kalt war, ging das Team früher in die Kabine . . . zum Glühweintrinken. „Der Zusammenhalt ist groß“, sagt Sandrien Mnich.
Der Vorstand von Adler Ellinghorst ist begeistert über die Fußballerinnen, die übrigens auch die beiden Männermannschaften bei ihren Heimspielen unterstützen und auch darüber hinaus viel zum Vereinsleben beitragen. „Bei uns geht es ja familiär zu“, betont Andreas Klink, der 2. Vorsitzende des Klubs, „das passt alles sehr gut zusammen.“
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