Gladbeck. Der Sportpark Mottbruch in Gladbeck-Brauck wird teurer als geplant. Woran das liegt, und warum die Stadt diese Mehrkosten allein tragen muss.

Böse Überraschung in der Sitzung des Hauptausschusses. Unter dem sperrigen Verwaltungstitel „Zustimmung zur Leistung von erheblichen über-/außerplanmäßigen Mittelbereitstellungen“ verbarg sich nämlich eine enorme Kostensteigerung beim Bau des Sportparks Mottbruch in Brauck. Bis zu 2,1 Millionen Euro zusätzlich muss die Stadt für die Fertigstellung der Anlage aufbringen.

Man habe eine neue Kostenberechnung durchgeführt, erläuterte Frank Restemeyer, der Leiter des Ingenieuramtes. Dabei habe sich diese Kostensteigerung ergeben. Als Resultat daraus habe man diese Mehrkosten für den Haushalt anmelden müssen. Allerdings könne es auch sein, dass sie am Ende doch nicht so hoch wie befürchtet ausfallen.

Mehrkosten gehen allein zu Lasten der Stadt Gladbeck

Besonders ärgerlich: Die Mehrkosten bleiben allein an der Stadt Gladbeck hängen. Die kalkulierten Gesamtkosten für das Projekt liegen damit nun bei rund 9,4 Millionen Euro. Zwar gibt es Fördergelder, doch bei Kostensteigerungen gibt es keinen Nachschlag. Heißt, es bleibt bei den 5,8 Millionen Euro, die das Land für den Bau der Sportanlage beisteuert. Rein rechnerisch hat sich damit auch die 80-Prozent-Förderung erledigt.

Zum Richtfest des neuen Eingangsgebäudes für den Sportpark Mottbruch im Juni vergangenen Jahres wurden auch Grafiken präsentiert, wie das Innere und Äußere des Gebäudes nach der Fertigstellung (Ende 2023) aussehen soll.
Zum Richtfest des neuen Eingangsgebäudes für den Sportpark Mottbruch im Juni vergangenen Jahres wurden auch Grafiken präsentiert, wie das Innere und Äußere des Gebäudes nach der Fertigstellung (Ende 2023) aussehen soll. © TR.Architekten Bad Oeynhausen / Stadt Gladbeck | TR.Architekten Bad Oeynhausen / Stadt Gladbeck

Die Krux an der Sache: Um die Kostensteigerung aufzufangen, kann die Stadt nicht ohne weiteres Abstriche machen, also umplanen, Dinge weglassen und so versuchen, die Mehrkosten zumindest abzufedern. Denn das Gesamtprojekt ist nun einmal Teil des Förderprogramms. Wird nun an entscheidender Stelle im wahrsten Sinne des Wortes gespart, kann der Fördergeber Geld zurück verlangen.

Sportpark wurde 2016 vor Corona und dem Ukraine-Krieg geplant

Restemeyer: „Es gibt klare Vorgaben, die wir zu erfüllen haben. Wenn wir das nicht tun, verlieren wir den Förderanspruch.“ Das muss dann nicht immer der komplette Anspruch sein, aber auch der Verlust eines Teils der Fördergelder kann teuer werden. Überspitzt ausgedrückt: Egal wie die Stadt sich entscheidet, am Ende muss sie zahlen, so das Dilemma.

Frank Restemeyer, der Leiter des Ingenieuramts bei der Stadt Gladbeck.
Frank Restemeyer, der Leiter des Ingenieuramts bei der Stadt Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Nun also die Mehrausgaben von 2,1 Millionen Euro. Restemeyer erläuterte die Gründe für diesen Kostenanstieg. Geplant wurde der Bau des Sportparks 2016. Selbstverständlich habe man auch da Kostensteigerungen einkalkuliert. Nur: Corona und Ukraine-Krieg und die daraus resultierenden Folgen habe man nicht kalkulieren können.

Zusätzlich eingeplante Lagerräume schlagen mit rund 200.000 Euro zu Buche

Restemeyer spricht mit Verweis auf den Baupreisindex von Kostensteigerungen von 30 bis 50 Prozent – je nach Material. Er hatte auch ein aktuelles Beispiel parat – unabhängig vom Sportpark. So würden etwa Kunststoff und Asphalt zu Tagespreisen gehandelt. „Ich bekomme da gar keine Angebote“, stellte er die momentane Situation am Bau da.

Ein Teil der Mehrkosten geht allerdings auch auf nachträgliche Änderungen zurück. So habe man festgestellt, dass zusätzliche Lagerräume für das Material, was auf der Multifunktionswiese zum Einsatz kommt, benötigt würden. Restemeyer bezifferte die Kosten dafür auf rund 200.000 Euro.

Ausschussmitglieder üben Kritik am Vorgehen der Verwaltung

Die Situation am Bau, die explodierenden Kosten – den Ausschussmitgliedern war sie durchaus bekannt. Daher war der Ärger über die Kosten an sich vielleicht noch gar nicht mal so groß. Was jedoch durch die Bank kritisiert wurde, war das Vorgehen der Verwaltung, diese Kosten ohne große Erläuterung, ohne erklärende Vorlage als außerplanmäßige Mittelbereitstellung abzuhandeln.

Formal mag das richtig gewesen sein, doch der Stil kam im Plenum überhaupt nicht gut an. Warum darüber nicht im zuständigen Fachausschuss beraten worden sei, so die kritische Nachfrage. Stattdessen ein dürrer Satz. Der schloss sich auch SPD-Fraktionschef Wolfgang Wedekind an, der die Versammlung in Vertretung für die erkrankte Bürgermeisterin leitete.

Frist des Fördergebers: Sportpark Mottbruch muss Ende des Jahres fertig sein

Zwischenzeitlich deutete sich an, dass die Mehrheit den Tagesordnungspunkt lieber zurückstellen und zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich beraten wollte. Da dann aber Fristen abgelaufen gewesen wären, genehmigte die Mehrheit die zusätzliche Belastung für den Haushalt. Das letzte Wort hat der Rat am Donnerstag. Bis dahin muss die Verwaltung jedoch eine ausführlichere Vorlagen schreiben, damit die Fraktionen zumindest kurzfristig beraten können.

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Mit dem Sportpark Mottbruch sind große Erwartungen verbunden. Er soll nicht nur Raum für Sport bieten sondern auch Platz für Erholung, Begegnung und Kommunikation sein – über den Stadtteil hinaus. Kernstück des Parks ist neben dem längst in Betrieb befindlichen Kunstrasenplatz für den Fußball-Vereinssport der riesige multifunktionale Rasenplatz, der 16.000 Quadratmeter groß ist – zum Vergleich: ein Fußballplatz misst 7500 Quadratmeter. Diese Fläche wird bei Bedarf vollautomatisch bewässert. Hinzu kommen Flächen für Trendsportarten. Ende des Jahres soll der Bau abgeschlossen sein. Das sei auch notwendig, so Restemeyer, weil dann die vom Fördergeber gesetzte Frist abläuft.