An Rhein und Ruhr. Wer in NRW ein Haus bauen möchte, muss sich auf stark steigende Preise einstellen. Mit einer baldigen Entspannung ist wohl nicht zu rechnen.

Harte Zeiten für Häuslebauer und Häuslebauerinnen: Vor allem gestiegene Kosten für Materialien wie Holz, Stahl oder Dämmstoffe treiben die Preise in die Höhe. Der Neubau von Wohngebäuden verteuerte sich im November 2021 so stark wie seit 1970 nicht mehr. Die Baupreise legten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem Vorjahresmonat um 14,4 Prozent zu.

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Ein stärkerer Anstieg wurde zuletzt im August 1970 mit damals 17,0 Prozent gemessen. Auch an Rhein und Ruhr ziehen die Preise merklich an, allerdings „nur“ um 12,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Ein Teil des Preisanstiegs ist auf den wieder ursprünglichen Regelsteuersatz bei der Mehrwertsteuer seit Januar 2021 zurückzuführen. Besonders deftig waren die Aufschläge in NRW bei Rohbauarbeiten. Für die Entwässerung stehen 18,3 Prozent mehr zu Buche, für Zimmer- und Holzbauarbeiten sogar 29,4 Prozent. Bei Fassadenarbeiten mussten die Auftraggeber und Auftraggeberinnen 16,9 Prozent draufsatteln, bei Dämm- und Brandschutzarbeiten an technischen Anlagen waren es 18,5 Prozent.

„Bauen wird zukünftig teurer werden“

Ein Kernproblem ist nach wie vor nicht behoben: Begrenzte Transportkapazitäten und eine hohe internationale Nachfrage im Zuge der Konjunkturerholung nach dem Corona-Krisenjahr 2020 führen zu Engpässen. Eine baldige Entspannung an der Preisfront ist nach Einschätzung von Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer nicht zu erwarten. „Bauen wird zukünftig teurer werden, nicht nur weil die Löhne steigen, sondern weil die Preise für Materialien steigen“, sagte Wollseifer jüngst. „Es zeichnet sich schon jetzt ab, dass die Preise – selbst bei einer Entspannung bei den Materialengpässen – nicht wieder vollständig auf das Vorkrisenniveau sinken werden.“

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Ähnlich sieht es das Münchner Ifo-Institut. Folge des Materialmangels würden voraussichtlich weiter steigende Baupreise sein. Im Hochbau klagten im Dezember 31,3 Prozent der Baufirmen über Lieferprobleme. Das waren etwas weniger als im November (34,5 Prozent), aber im langfristigen Vergleich immer noch sehr viele. Im Tiefbau ist die Lage etwas besser: 23,1 Prozent der Unternehmen berichteten über Nachschubmangel, nach 28,7 Prozent im November.

>>> Gute Geschäfte

Die Branche erwartet gute Geschäfte. Angesichts gefüllter Auftragsbücher sahen der Zentralverband des deutschen Baugewerbes und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie zuletzt Spielraum für einen Umsatzanstieg von etwa 5,5 Prozent auf 151 Milliarden Euro im Bauhauptgewerbe in diesem Jahr. Unter Berücksichtigung der Preissteigerung bleibe real ein Zuwachs von 1,5 Prozent.