Gladbeck. Melanie Czyborra startet mit einer mobilen Hundeschule beruflich neu durch. Dabei setzt die Gladbeckerin besondere Schwerpunkte beim Training.

Melanie Czyborra hat ihren Bürojob an den Nagel gehängt. Die Entscheidung, sagt sie, ist ihr überhaupt nicht schwergefallen. Dass die Familie dabei auch noch zu hundert Prozent hinter ihr steht, spielt natürlich auch eine große Rolle. Vor allem aber ist es die jahrelange Arbeit im Tierschutz, die Melanie Czyborra veranlasst hat, ihrem beruflichen Leben mit knapp über 50 noch mal eine ganz neue Wendung zu verpassen.

Statt an jedem Arbeitstag im Büro den Computer hochzufahren, wird sich die Gladbeckerin von nun an für die Arbeit wetterfeste Kleidung anziehen und ihren Terminkalender zücken. Im April öffnet nämlich ihre Hundeschule „Melanie’s Pfotenschule“. Dann wird die 51-Jährige entweder auf ihrem Übungsplatz stehen, oder aber sie fährt fürs Einzeltraining bei Mensch und Hund vorbei, um passgenau im häuslichen Umfeld daran arbeiten zu können, was genau das Miteinander von Zwei- und Vierbeiner trübt – um dann gezielt gegensteuern zu können.

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Hunde haben schon immer eine wichtige Rolle im Leben der Gladbeckerin gespielt

Tierärztin – das war der Traumberuf von Melanie Czyborra in der Kinderzeit. Daraus ist irgendwie nichts geworden. Stattdessen absolvierte sie eine Ausbildung als Bürokauffrau, spezialisierte sich auf Export-Kontrollverfahren. „Hunde haben aber schon immer einen wichtigen Part in meinem Leben eingenommen“, sagt Czyborra. Besonders am Herzen liegen ihr die Vierbeiner, die es bislang in ihrem Hundeleben alles andere als gut angetroffen haben. Vier dieser Exemplare gehören zu ihrem Familien-Rudel. Außerdem engagiert sie sich auch bereits seit etlichen Jahren im Verein „Fellkinder in Not“, der sich hauptsächlich um notleidende Hunde und Katzen in Kroatien kümmert.

Das Engagement für diese Problem-Felle gab dann schließlich den Ausschlag zur Eröffnung der mobilen Hundeschule. Tierschutzhunden und ihren neuen Familien einen guten gemeinsamen Start zu verschaffen, dafür zu sorgen, dass die Vierbeiner nicht schlimmstenfalls erneut im Tierheim landen, ist der Gladbeckerin eine große Herzensangelegenheit. Deshalb wird die Arbeit mit diesen Tieren bei ihr eine wichtige Rolle spielen.

Vom Welpenkurs bis zum Longieren reicht das Angebot in Melanie’s Pfotenschule

Die Hunde von Melanie Czyborra – hier Nelli und Schimanski – stammen alle aus dem Tierschutz und haben viel Schlimmes erlebt, bevor sie im Rudel der Gladbeckerin angekommen sind.
Die Hunde von Melanie Czyborra – hier Nelli und Schimanski – stammen alle aus dem Tierschutz und haben viel Schlimmes erlebt, bevor sie im Rudel der Gladbeckerin angekommen sind. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Darüber soll das „normale Training“ mit Mensch und Hund allerdings keinesfalls zu kurz kommen. Vom Welpenkurs über das Junghundetraining, die Grunderziehung, ein Antigiftködertraining, Treibball für Einsteiger bis zum Longieren (das klappt nämlich auch bei Hunden, nicht nur bei Pferden) bietet Melanie Czyborra alles an, was hilft, die Bindung von Mensch und Hund zu verstärken und ihnen ein entspanntes Miteinander zu ermöglichen.

Die mobile Hundeschule

Der Trainingsplatz von „Melanie’s Pfotenschule“ liegt an der Polsumer Straße 88 in Marl-Polsum. Melanie Czyborra bietet Gruppentraining, Kurse, Einzeltraining und auch „Specials“ wie zum Beispiel eine Krimispaziergang an, beim dem die Mensch-Hund-Teams einen Kriminalfall lösen müssen. Darüber hinaus ist sie auch mit ihrer mobilen Hundeschule unterwegs.

In ihren speziellen Kursen für Tierschutzhunde bietet die Gladbeckerin Übungen zur Orientierung am Menschen, zur Stress- und Angstbewältigung sowie Impulskontrollübungen an.

Alle Informationen gibt es auf www.melanies-pfotenschule.de.

Klar, dass die Tierschützerin bei all’ ihren Übungsstunden und Einzelangeboten ihrer Hundeschule ein auf Bestrafungen basierendes Training rigoros ablehnt. Stattdessen setzt sie auf die positive Verstärkung, auf Lob und Leckerchen. Czyborra wendet unter anderem das Klickertraining an, bei dem mit Hilfe eines Geräusches erwünschtes Verhalten positiv verstärkt wird.

Es geht nicht allein darum, ein unerwünschtes Verhalten zu korrigieren

Vor allem aber geht es Melanie Czyborra darum, der Ursache aller Probleme auf den Grund zu gehen: Warum pöbelt mein Hund an der Leine? Warum ist der Gang durch die Stadt Stress pur? Weshalb reagiert mein Hund so aggressiv auf Artgenossen? In ihrem Training geht es nicht nur darum, ein unerwünschtes Verhalten zu korrigieren. Vielmehr hinterfragt die Trainerin die Situation, versucht, in die Tiefe zu gehen. In einem Fall, erklärt sie, habe sich so herausgestellt, dass bei einem ihrer Schützlinge aus früheren Jahren tatsächlich eine gesundheitliche Beeinträchtigung die Ursache gewesen ist.

Über mangelnde Arbeit, da ist sich Melanie Czyborra ziemlich sicher, wird sie sich garantiert keine Gedanken machen müssen – unter anderem auch dank der Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Viele Menschen haben sich in den vergangenen drei Jahren einen Hund angeschafft. Mit der Erziehung standen sie dann allerdings ziemlich alleine da, weil die Hundeschulen geschlossen hatten und so vom Welpenkurs bis zum Erziehungstraining alles ausgefallen ist. „Das spüren wir jetzt noch. Sprich, die Hundeschulen haben gut zu tun.“

Melanie Czyborra hat bereits in einigen Hundeschulen als Trainerin gearbeitet

Melanie Czyborra hat sich gründlich auf ihren beruflichen Neustart vorbereitet. Sie hat parallel zu ihrem Bürojob bereits als Trainerin in Hundeschulen gearbeitet, hat etliche Kurse sowie eine Ausbildung an der Kölner Hundeakademie absolviert, im Februar 2022 dann schließlich die Prüfung beim Veterinäramt in Recklinghausen abgelegt.

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Am 1. April feiert „Melanie’s Pfotenschule“ offiziell Eröffnung. Dann geht es auf ihrem Trainingsplatz in Marl-Polsum richtig los. Mit ihrer mobilen Hundeschule für Gladbeck, Marl und Umgebung ist die Trainerin jetzt schon unterwegs – und gut gebucht. Dass die Gladbeckerin vor einiger Zeit auch eine Ausbildung zur psychologischen Beraterin gemacht hat, spielt ihr jetzt ganz gut in die Karten. Denn wie man ja weiß, ist das Problem in der Beziehung Hund/Mensch ja ganz oft beim Zwei- und nicht beim Vierbeiner selbst zu suchen.