Gladbeck. In der Roßheideschule stellte sich Bürgermeisterin Bettina Weist Fragen der Gladbecker Schüler – und machte Werbung für die Demokratie.
Bettina Weist war früher oft Klassensprecherin. Das überrascht nicht besonders, heute ist sie ja quasi die Klassensprecherin von Gladbeck, als Bürgermeisterin. So erklärt Weist jedenfalls den Schülern der Roßheideschule ihren Beruf, als sie am Montag zu Besuch bei den beiden neunten und der zehnten Klasse ist. Die Förderschule hat ihn sich gewünscht, per Teilnahme am Format „Buch’ die Bürgermeisterin“.
Dieses Format wiederum hat Bettina Weist selbst ins Leben gerufen. Mal die Schüler, die „Zukunft Gladbecks“ wie sie sagt, in ihrem natürlichen Lebensraum besuchen, nicht immer nur ins Rathaus einladen. Und wenn man zu Besuch kommt, stellt man sich natürlich erstmal vor. Die Schüler machen den Anfang, die Bürgermeisterin zieht nach: Verheiratet, zwei Söhne, Hund „Hotte“, sportbegeistert – erste Erkenntnis für die Schüler. Sogar die Bürgermeisterin ist ein Mensch.
Klassensprecherin von Gladbeck: Bettina Weist erklärt
Weist schlägt sich hervorragend an diesem Vormittag in der Roßheideschule. Die zehnte Klasse hat sie sofort in der Tasche. Die nennt sich nämlich trotzig und aus alter Verbundenheit 10b, obwohl es gar keine 10a gibt. Dass die Bürgermeisterin darauf einsteigt – großer Pluspunkt.
Aber auch sonst kommt die erste Bürgerin ihren künftigen Wählern sehr nah. Denn wie gesagt, Bürgermeisterin ist ja sowas wie Klassensprecherin. Gewählt vom Volk – oder eben der Schulklasse – mit Einfluss und mit Verantwortung bedacht. Zugegeben, Klassensprecher werden eher selten nach der Besoldungsstufe B7 entlohnt. Aber ansonsten passt der Vergleich, die Schüler nicken.
Klimawandel in Gladbeck: „Nicht mehr fünf vor zwölf“
Ganz generell bricht Bettina Weist obendrein eine Lanze für die Demokratie an sich. Sie projiziert den Schülern die Errungenschaften an die Wand, Freiheit, Gleichheit, Dinge, die schnell mal als selbstverständlich verbucht werden. Und appelliert an die Jugendlichen, dem Trend des Nichtwählens ihren ersten Urnengang entgegenzustellen.
Richtig heiß sind die Roßheideschüler auf die Fragerunde. Haben sich ja auch gut vorbereitet. Die 9b will wissen, was die Bürgermeisterin denn von Klimaklebern hält. Manche Aktionen, sagt Weist, könne sie gut nachvollziehen, „denn es ist nicht mehr fünf vor zwölf“. Das Grundgesetz-Denkmal mit Öl zu übergießen – so am Wochenende in Berlin geschehen – gehe ihr aber zu weit. „Da wurde die rote Linie überschritten.
Schulden für die Stadt, Smartboards für Gladbecker Schulen
Die 9a denkt pragmatisch. „Was passiert mit den Steuergeldern?“ Ein weites Feld. Weist versucht es trotzdem – und schlägt sich wieder gut. 320 Millionen Euro im Jahr, das klingt erstmal gut. Nicht so gut: dass die Stadt insgesamt zu niedrige Steuereinnahmen und zu hohe Sozialausgaben hat. „Das hat uns zu einer armen Stadt gemacht. Wir sind bilanziell überschuldet.“
Was aber nicht der Grund dafür ist, dass die versprochenen Smartboards immer noch nicht an der Roßheideschule angekommen sind. Die vermissen Schüler wie Lehrer nämlich schmerzlich, das merkt die Bürgermeisterin. „Da gab es eine Klage eines anderen Anbieters, der die Ausschreibung nicht gewonnen hat“, erklärt Weist. Gerade sieht es aber gut aus, im Laufe des Jahres sollen 450 Stück in Gladbecker Schulen verbaut werden.
Bettina Weist zu Missständen und Jogginghosen
Die Bürgermeisterin beantwortet brav, was die Schüler wissen wollen. Warum wird nichts gegen den Niedergang der Skaterbahn getan? Weist widerspricht, „das kann eine Momentaufnahme sein, wir haben viele Kontakte dorthin.“ Was hält die Bürgermeisterin vom Jogginghosen-Verbot an der Schule? „Ich finde das gut.“
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Die Schüler naturgemäß nicht so, aber sie lassen es ihrer Bürgermeisterin durchgehen. Weil sie mit ihr warm geworden sind, genauso wie Bettina Weist mit den Jugendlichen. Wasserdichter Beweis dafür: Im Laufe des Vormittags klappt die erste Bürgerin das Visier hoch, aus „das“ wird „dat“.