Gladbeck. Eine Gruppe von Gladbeckern und Gelsenkirchenern hat sich zusammengetan, um in Indien Gutes zu tun. Es geht um Bildung und Chancen für Mädchen.

Die Welt ist ein Dorf, auch wenn es rund 8000 Kilometer entfernt in Süd-Indien liegt. Für Gerald Bernecker jedenfalls ist die Distanz schon längst keine mehr: Seitdem er den Gelsenkirchen-Gladbecker Verein „Prathyasa“ (Hoffnung für die Bedürftigen) vor 20 Jahren mitgegründet hat, ist er in Gedanken nahezu täglich bei „seinen“ Schützlingen – und jedes Jahr auch vor Ort. Keine Mühe scheint ihm zu viel: Was sind einige Wochen im durchnässten Zelt schon für einen über 80-Jährigen gegen die Gewissheit, jungen Frauen aus der Armutsspirale zu helfen?

Zum Vereinsjubiläum blickt der Vorsitzende dankbar auf das bislang Erreichte zurück: Als der damalige Lehrer Ende der 1990er Jahre sein Patenkind in Indien besuchte, das ihm über eine Hilfsorganisation vermittelt worden war, erlebte er entsetzt, dass Mädchen und Frauen wie Menschen zweiter Klasse behandelt wurden, zumal solche aus armen Verhältnissen.

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Gerald Bernecker reist in den Ferien regelmäßig nach Indien

So reiste er in den Ferien regelmäßig in den Bundesstaat Kerala, um Auszubildende in einem Mädchenheim zu unterrichten. Und als sich dessen Träger zurückzog und der Einrichtung das Aus drohte, machte er in Kooperation mit der südindischen Kirche deren Rettung zu seinem besonderen Anliegen. Bernecker begeisterte seine Kollegin Doris Beinecke-Thimm und deren Mann Werner Thimm aus Gladbeck für das Projekt, gemeinsam hoben sie 2003 „Prathyasa“ aus der Taufe mit dem Ziel, Unterbringung sowie drei- bis vierjährige Berufsausbildungen für Mädchen mitzufinanzieren, die die zehnte oder zwölfte Klasse abgeschlossen haben.

Gerald Bernecker (li.) aus Gelsenkirchen hat den Verein Prathyasa gemeinsam mit dem Gladbecker Ehepaar Doris Beinecke-Thimm und Werner Thimm gegründet.
Gerald Bernecker (li.) aus Gelsenkirchen hat den Verein Prathyasa gemeinsam mit dem Gladbecker Ehepaar Doris Beinecke-Thimm und Werner Thimm gegründet. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

„Damals waren es zwei Ausbildungen, die wir über Patenschaften ermöglicht haben. Heute sind es 16“, freut sich Bernecker, eine berufliche Zukunft im pädagogischen, medizinischen, Computer- sowie juristischen Bereich und dann eine Vermittlung in einen entsprechenden Job anbieten zu können. Zielgruppe sind nach wie vor junge, bedürftige Frauen, deren Familien sich die kostenpflichtige höhere Schul- und Ausbildung nicht leisten können und ihre Töchter schon früh in Ehen mit Hilfsarbeitern drängen.

Berufsausbildung sichert den indischen Mädchen ein eigenes Einkommen

Ausgewählt werden sie von Mitarbeitern der Kirche. „Kriterium ist allein die Armut“, so Bernecker. „Eine eigene Berufsausbildung sichert den Mädchen ein eigenes Einkommen, macht sie unabhängig von männlichen Versorgern.“ Nur so sei sozialer Aufstieg möglich – wie im Fall von Salini (25), deren alleinerziehende Mutter versuchte, die Familie mit Gras vom Flussufer zu ernähren: Dank einer Patenschaft steht sie als Krankenschwester heute auf eigenen Füßen. „Insgesamt haben die Paten seit 2003 rund 400 jungen Frauen den Weg aus der Armut ermöglicht.“

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Aktuell betreut der Verein 76 Mädchen, für 18 werden noch Patenschaften benötigt. Der monatliche Beitrag liegt bei 30 Euro. „Wer diese Summe nach einer gewissen Zeit womöglich nicht mehr aufbringen kann, kann die Mitgliedschaft monatlich kündigen“, betont die 2. Vorsitzende Doris Beinecke-Thimm. Die Spenden sind steuerlich absetzbar.

>> Info und Kontakt: Tel. 02043 64501, Mail: wth03@gmx.de, online www.prathyasa.de.