Gladbeck. Ein BKA-Programm soll früh warnen, wenn Quartiere abrutschen. Laut CDU und Grünen könnte „Elsa“ helfen, künftige „Steinstraßen“ zu verhindern.
„Elsa“ soll helfen, frühzeitig gegenzusteuern, wenn sich Problemlagen in der Stadt andeuten. Einen entsprechenden Antrag haben CDU und Grüne gemeinsam für den Ausschuss für Sicherheit, Ordnung und Feuerwehr formuliert. Doch zunächst einmal: Was bedeutet eigentlich „Elsa"? Das Akronym steht für „Evidenzbasierte lokale Sicherheitsanalysen“ – ein neu entwickeltes Analysetool des BKA, das die Sicherheit in Städten durch gezielte Präventionsarbeit erhöhen soll.
Anders ausgedrückt: Mit Hilfe der Technik sollen Negativentwicklungen in Stadtteilen und -quartieren früh erkannt werden. Ziel ist es, frühzeitig behördenübergreifend gegensteuern zu können. Man kann auch sagen, dass „Elsa" die Möglichkeit bieten soll, einzugreifen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.
Programm führt vorhandene Daten und Fakten gezielt zusammen
In der Nachbarstadt Gelsenkirchen läuft derzeit ein Pilotversuch mit „Elsa" – der erste in Deutschland. Das System werte eine Vielzahl von Daten aus, die größtenteils schon vorhanden seien, wie Grüne und CDU bei der Vorstellung ihres Antrags betonen. Mit dem Einsatz von „Elsa" würden sie jedoch gezielt zusammengeführt werden. Rund 40 Parameter fließen in die Analyse mit ein und erlauben dann Rückschlüsse auf acht Bereiche. Dazu gehören Themen und Fakten zu Kriminalprävention, Behördenkooperation, Kriminalität, Ordnung, Wirtschaft, Wohnraum, Bebauung und Demografie, Integrationsbedarf und Bildung.
Eingeflossen sind Daten wie etwa Weg- oder Zuzüge und Häufigkeit von Beschwerden, aber auch Daten zur soziodemografischen Zusammensetzung des Quartiers und zu Veränderungen im Bildungs- und Sozialbereich. Aus all diesen Daten wirft „Elsa" dann für jedes der übergeordneten Themenfelder eine Ampel aus, entsprechend kann dann gegengesteuert werden – etwa durch den Einsatz des Ordnungsdienstes, durch Sozialarbeit oder vielleicht sogar einfach nur durch einen anderen Reinigungsturnus.
Problemhochhaus Steinstraße als Warnung für zu spätes Eingreifen
Reizvoll aus Sicht der Grünen sei hier der Präventionsgedanke, sagt Fraktionsmitglied Bernd Borgwerth. „Wir können früh eingreifen und verhindern, dass Stadtteile abrutschen und Bewohnerinnen und Bewohner aus diesem Teil der Stadt dann stigmatisiert werden.“ CDU-Vertreter Peter Rademacher sieht den Vorteil, dass das Modell daten- und faktenbasiert sei. „Dadurch und durch eine wissenschaftliche Begleitung wird der vielleicht subjektiv geprägte Blick vor Ort zu einem objektiven Blick“, wirbt der Christdemokrat.
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Selbstverständlich blicken CDU und Grüne mit diesem Antrag auf das Problemhochhaus Steinstraße. Dort, da sind sich die Partner einig, nütze „Elsa" nicht mehr. „Aber ,Elsa’ kann vielleicht helfen, weitere Steinstraßen zu verhindern.“ Denn das Programm biete die Chance, die städtischen Ressourcen von Jugendhilfe, Sozialbereich, Ordnungsamt und KOD noch effektiver und zielgenauer einzusetzen, so die Überzeugung der Antragssteller.
Stadtverwaltung Gladbeck soll sich mit Gelsenkirchen austauschen
Mit ihrem gemeinsamen Antrag wollen CDU und Grüne der Verwaltung zunächst einen Prüfauftrag erteilen. Die beiden Fraktionen möchten die Stadtverwaltung beauftragen, Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen in Gelsenkirchen aufzunehmen und in einen fachlichen Austausch zu treten. „Außerdem soll die Verwaltung eine Stellungnahme des Polizeipräsidiums Recklinghausen zu ,Elsa’ einholen und dessen Mitwirkungsbereitschaft bei einer Anwendung des Systems abfragen“, so die weitere Forderung.
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Grüne und CDU werben für eine breite Mehrheit für ihren Antrag. Sie hoffen, dass sich weitere Ausschussmitglieder anschließen. Das wird auch nötig sein, denn allein die Stimmen von CDU und Grünen reichen nicht für eine Mehrheit. Auch die Verwaltung, so der Appell der politischen Partner, sollte mutig mit diesem Projekt umgehen und die Chancen sehen.
CDU und Grüne wollen, dass Gladbeck frühzeitig Interesse an „Elsa“ anmeldet
Doch wann könnte „Elsa" in Gladbeck an den Start gehen? So schnell wird das wohl nicht funktionieren, schließlich hat in Gelsenkirchen gerade erst der Pilotbetrieb begonnen. Warum also zu diesem frühen Zeitpunkt der Antrag? CDU und Grüne möchten erreichen, dass sich Gladbeck früh positioniert. Die beiden Fraktionen gehen davon aus, dass, wenn das Projekt in der Praxis funktioniert wie gedacht, schnell Begehrlichkeiten bei anderen Städten geweckt werden. Einfache Überlegung: Wenn dann der Ansturm auf die begrenzten Ressourcen losgeht, kann es nicht schaden, vorbereitet zu sein und einen Vorsprung zu haben.
Die Erwartungen in Gelsenkirchen jedenfalls sind groß. So äußert sich Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD): „Ich bin sicher, dass wir mit dem Einsatz des Frühwarnsystems unserem Ziel, Präventionsarbeit zielgerichtet einzusetzen und so Quartiere vor negativen Entwicklungen bewahren zu können, ein deutliches Stück näherkommen.“ Grüne und CDU in Gladbeck sehen in „Elsa" „ein sehr effizientes und fast kostenfreies Werkzeug, um unsere Stadtteile und Wohnquartiere lebens- und liebenswert zu halten bzw. weiterzuentwickeln“.
Durch Zufall entstanden
Ein gemeinsamer Antrag von CDU und Grünen – das hat es in der Vergangenheit in der Gladbecker Kommunalpolitik nur selten gegeben. Zwar war die Stadt in den 1990er-Jahren Vorreiter für Schwarz-Grün – hier gab es im Rat die erste Koalition dieser Art – doch das ist lange her. Zuletzt gab es nicht viele Schnittmengen zwischen Christdemokraten und Grünen vor Ort.
Der gemeinsame Antrag sei diesmal eher aus einem Zufall entstanden. Man habe bei anderen Themen zuletzt schonmal Gespräche geführt und dabei herausgefunden, dass man sich unabhängig voneinander schon mit dem Thema „Elsa“ befasst habe. Daraus resultierte dann die Zusammenarbeit bei dem Thema.