Gladbeck. Alle Generationen unter einem Dach. Das plant der Verein „Allerlei Leben“ an der Schulstraße im Stadtteil Zweckel. Wofür das Wohnprojekt steht.

Anders wohnen als die breite Masse. In einer Gemeinschaft, den früheren, dörflichen Strukturen ähnlich. Aber gleichzeitig auch mit der Möglichkeit auf genau das Maß an Privatsphäre, das jeder Mieter, jeder Mieterin benötigt fürs persönliche Wohlbefinden. Diese Vorstellung von einem Mehrgenerationen-Wohnprojekt will der Gladbecker Verein „Allerlei Leben“ auf dem Grundstück der Hermannschule an der Schulstraße in Zweckel verwirklichen.

Der Wunsch nach einer so besonderen Wohnform bedeutet immer auch: Wer sich einen solchen Traum erfüllen möchte, muss sich in Geduld üben. Denn von der ersten Idee bis zur Konkretisierung, von der Genehmigungs- und Planungsphase bis zum Baustart, können schon mal ein paar Jährchen ins Land gehen. „Wir liegen da mit unserem Projekt zeitlich im Mittelfeld. Uns wurde von Anfang an gesagt, mit sechs bis zehn Jahren müssen wir rechnen“, sagt Edith Kerkhoff, zweite Vorsitzende des Vereins „Allerlei Leben“.

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Verein „Allerlei Leben“ wartet noch auf die Baugenehmigung von der Stadt Gladbeck

Im Fall der Zukunftspläne für die alte Zweckeler Grundschule hat sich die Geduld der Vereinsmitglieder ausgezahlt. „Wir stehen in den Startlöchern, warten aktuell noch auf die Baugenehmigung durch die Stadt“, erklärt auf Anfrage Andreas Winkler, Pressesprecher bei der Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft (MWB). Die ist Investor und Bauherr beim Gladbecker Mehrgenerationen-Wohnprojekt, lässt also den Traum der Vereinsmitglieder Wirklichkeit werden. Im Grundbuch habe es noch eine alte Baulast gegeben, die „nun aber gelöscht wurde, und das ist ein wichtiger Fortschritt“. Wenn alles klappt, ist Winkler optimistisch, kann in Frühjahr an der Schulstraße mit den Baumaßnahmen begonnen werden.

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24 Wohnungen unterschiedlicher Größe sollen auf dem Gelände entstehen. Sechs davon im alten Schulhaus, das dafür komplett umgebaut wird. 18 weitere in zwei Neubauten, die L-förmig angeordnet werden. Herzstück des Wohnprojektes wird der Gemeinschaftsraum, dem ganz viel Bedeutung zukommen soll. Alle Wohnungen des Projektes werden zur Miete angeboten, einige werden sozial gefördert sein. Der Mix ist dem Gladbecker Verein wichtig. An der Schulstraße einzuziehen – das sollen sich alle leisten können, die Interesse daran haben, in einer solchen Gemeinschaft zu leben und alt zu werden.

Die Idee: in Gladbeck ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt zu verwirklichen

Lange bevor die alte Zweckeler Grundschule gefunden war, haben sich die Mitglieder von „Allerlei leben“ bereits intensiv mit alternativen Wohnformen auseinandergesetzt. Und irgendwann stand sie dann im Raum – die Idee, in Gladbeck einen gemeinsamen Wohnort für alle Generationen zu finden. Ein Ort, der mehr als nur von einer guten Nachbarschaft geprägt wird, sondern indem ganz viel Gemeinschaft gelebt wird.

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Auf die Kinder aufpassen, für den Nachbarn miteinkaufen gehen, helfen, wenn es jemanden mal nicht so gut geht. Es gibt viele große und kleine Dinge, die so ein Aufeinanderachtgeben ausmachen. Dinge, die jungen Familien den Alltag erleichtern und es Älteren erlauben, so lange wie möglich selbstständig in den eigenen vier Wänden wohnen zu können. Dann kam die Hermannschule auf dem schönen, grünen Grundstück ganz im Zweckeler Norden ins Spiel – und aus einer Idee erwuchsen konkrete Pläne.

Es gibt noch freie Wohnungen an der Schulstraße in Zweckel

Dass nun die Planungsphase sich dem Ende nähert, freut die Vereinsmitglieder. „Man kann sagen, der Hafen ist in Sicht“, sagt Edith Kerkhoff. Und trotz der schwierigen Zeiten, die auch coronabedingt hinter ihnen liegen, sei der Kreis derer, die an der Schulstraße einziehen wollen, mehr oder weniger unverändert geblieben. „Vielleicht“, sagt Kerkhoff, „ hat uns die Zeit sogar noch enger zusammengeschweißt.“

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Nicht alle Vereinsmitglieder wollen nach Zweckel ziehen. Umgekehrt muss allerdings jeder, der sich für eine Wohnung an der Schulstraße interessiert, Mitglied bei „Allerlei Leben“ werden. „Das ist auch eine Bedingung, die die MWB so gestellt hat“, erklärt die zweite Vorsitzende. Zwar ist der Kreis der feststehenden Mieterinnen und Mieter bereits groß. Es gibt aber auch noch freie Wohnungen. Darüber wollen die Vereinsmitglieder konkret informieren, sobald die Baugenehmigung erteilt ist.

Wichtig ist den Vereinsmitgliedern auch die Öffnung in den Stadtteil – auf eine gute Nachbarschaft

Der Verein „Allerlei Leben“

Der Verein „Allerlei Leben“ ist ein Zusammenschluss von Menschen, die sich regelmäßig treffen, um Ideen auszutauschen, zu diskutieren und gemeinsame Freizeitaktivitäten zu gestalten. Was allen wichtig ist: Ein selbstbestimmtes Leben jenseits der Lebensmitte zu führen.

Wer sich für den Verein und/oder das Mehrgenerationen-Wohnprojekt in der alten Hermannschule interessiert, erfährt Näheres von Angelika Körber (Telefon 02043/ 95 99 78, Vorsitzende des Vereins) und Edith Kerkhoff (02043/ 60 15 505).

Was aber jetzt schon feststeht: Dem Verein ist nicht nur die Gemeinschaft innerhalb des Wohnprojektes wichtig. Ziel ist es auch, sich für den Stadtteil zu öffnen. Und da kommt wieder der Gemeinschaftsraum ins Spiel. Hier sollen, erklärt Edith Kerkhoff, auch Treffen mit den Menschen aus der Nachbarschaft stattfinden. Es wird ein Kursangebot geben und viele weitere Aktivitäten. „In Zweckel wird gerade sehr viel gebaut“, sagt Edith Kerkhoff nicht nur mit Blick auf den großen Neubaukomplex an der Bohmertstraße in unmittelbarer Nähe zur Hermannschule. „Das bedeutet, es werden auch viele neue Leute hierhin ziehen, die sich vielleicht freuen, wenn sie direkt Kontakt zu den Nachbarn bekommen.“