Gladbeck. Das Friseurhandwerk ist eine kostenintensive Branche. Diese Auswirkungen hat die aktuelle Lage auf Gladbecker Salon-Inhaber.

Bei steigenden Kosten fürs Heizen, für Strom und Co. wird’s in etlichen Handwerksbetrieben eng, ja sogar existenzbedrohend. So bleiben bereits beispielsweise in manchen Bäckereien (zeitweise) die Öfen aus. Zu den energieintensiven Branchen zählen auch Friseursalons. Profis in Gladbeck berichten, welche Auswirkungen die aktuelle Situation auf den Arbeitsalltag und die Preisgestaltung haben.

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Waschmaschine und Wäschetrockner laufen, um bergeweise Handtücher einsatzfähig zu machen. Die Heizung ist angedreht, schließlich soll die Kundschaft nicht zittern, und sie kann ja schlecht im dicken Mantel frisiert werden. Coiffeure waschen Schöpfe, Föhne surren, Beleuchtung muss auch sein.

Gladbecker Salon-Betreiber drehen an unterschiedlichen Schrauben

Katja Krischel, Betreiberin von „Top Hair“ an der Horster Straße in der Innenstadt, rechnet damit, dass die „Energiekosten fast doppelt so hoch ausfallen werden wie bisher.“ Aber die Endabrechnung habe sie bislang nicht erhalten. „Strom, Wasser, Heizen: Ich habe noch keine Vorstellung, was das auf uns zukommt“, gibt Krischel zu.

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Von Tabea Beissert und Katrin Walger-Stolle
Katja Krischel betreibt in Gladbeck den Salon „Top-Hair“.
Katja Krischel betreibt in Gladbeck den Salon „Top-Hair“. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Sie meint: „Es gibt nicht so viele Schrauben, an denen man drehen kann, um Kosten zu sparen. Das sind Kleinigkeiten.“ Ein Beispiel hat Katja Krischel zur Hand: „Wir hatten bisher die Heizung im Geschäft verkleidet, jetzt haben wir die Verkleidung abgebaut.“ Neun Beschäftigte in Voll- und Teilzeit, inklusive Auszubildende, bilden das Team „Top Hair“. Krischel sagt: „Wir überlegen, ob und wie wir die Beleuchtung verändern. Andere Friseure sind in ihren Maßnahmen vielleicht rigider, doch wir müssen erst einmal abwarten, was kommt.“

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Klaus Tadsen, Chef des Salons in Zweckel an der Dorstener Straße, berichtet: „Die Nebenkosten sind überall geklettert.“ Die Erhöhung betreffe nicht nur die Energie. „Die Lohnkosten sind ebenfalls gestiegen, auch die Produktionspreise“, stellt der Inhaber von „Klaus Tadsen Friseure“ mit drei Angestellten in Voll- und Teilzeit fest, „da werde ich wohl um eine kleine Preiserhöhung irgendwo nicht herumkommen.“

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Klaus Tadsen liegt trotz aller Sparmaßnahmen am Herzen: „Der Kunde soll es immer angenehm bei uns haben.“
Klaus Tadsen liegt trotz aller Sparmaßnahmen am Herzen: „Der Kunde soll es immer angenehm bei uns haben.“ © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Dabei lässt er sich schon andere Möglichkeiten durch den Kopf gehen. So bemühe er sich, hier und da den Hebel anzusetzen, um Ausgaben zu drücken. Tadsen zählt auf: „Wir versuchen, die Türen zu schließen, den Trockner nicht so oft anzustellen. Die Weihnachtsbeleuchtung war auf Zeitschaltuhr gestellt.“ Die Außenbeleuchtung werde ebenfalls entsprechend der Lichtverhältnisse an- oder abgestellt.

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An der Heizung zu drehen, sei schwierig. Denn: „Der Kunde soll es immer angenehm bei uns haben. Er will ja nicht in Fleecejacke und Schneeschuhen herkommen müssen.“ Klaus Tadsen geht davon aus, dass sowohl Privat- wie auch Geschäftsleute in den kommenden drei Monaten „in Schockstarre einen Blick auf ihre Rechnungen werfen“ – und dann ernsthaft Maßnahmen ergreifen.

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Friseurmeister Bernd Hoffmann stellt für jedes Jahr einen Finanzplan auf.
Friseurmeister Bernd Hoffmann stellt für jedes Jahr einen Finanzplan auf. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Bernd Hoffmann, der auf dem Rosenhügel an der Lützenkampstraße den Salon „Friseure mit Ideen“ führt, sagt: „Ich merke noch nichts von einer großen Erhöhung der Energiepreise.“ Das sei in seiner Branche „nicht so dramatisch wie bei Bäckern“. Er baue jedoch auch vor. „Bei uns werden die Preise jedes Jahr minimal erhöht. Wenn es sich um 1,5 Prozent handelt, ist das schon viel. Das hat nichts mit der Energiekrise zu tun. Ich stelle alljährlich eine Kalkulation auf“, erklärt Hoffmann.

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Er geht seit geraumer Zeit andere Wege, um Kosten einzudämmen. Denn für ihn und die siebenköpfige Belegschaft in Voll- und Teilzeit sei „Energie“ schon seit längerem ein Thema. Hoffmann: „Wir kaufen immer die modernsten Geräte der höchsten Güteklasse. Wir haben zum Beispiel Wärmepumpentrockner.“

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Moderne Geräte, zum Beispiel Wäschetrockner haben einen niedrigeren Verbrauch als alte Modelle.
Moderne Geräte, zum Beispiel Wäschetrockner haben einen niedrigeren Verbrauch als alte Modelle. © dpa-tmn | Christin Klose

Bei Hoffmann kommen auch nicht irgendwelche Haartrockner in den Salon: „Wir arbeiten mit ganz hochwertigen Föhnen, die zwar teuer in der Anschaffung, aber effizienter als andere sind.“ Für den Profi eine Anschaffung, die sich bezahlt macht: „Wir sind von 20.000 Kilowattstunden Verbrauch vor fünf, sechs Jahren runter auf knapp 9000.“ Und wenig Konsum entlastet die Kasse.

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