Gladbeck. Der Corona-Negativ-Test ist für einen Friseur-Besuch nicht mehr erforderlich. Diese Lockerung ist in Gladbecker Salons spürbar, so eine Erfahrung.
Friseurtermine in der Corona-Zeit sind heiß begehrt – das ist erkennbar an Warteschleifen, in denen sich Strubbelköpfe und farblich – sagen wir mal: interessante – Mähnen gedulden müssen. Jetzt sind Besuche ohne negatives Testergebnis wieder möglich. Welche Auswirkungen diese aktuelle Lockerung auf Salons hat, erzählen Fachleute in Gladbeck.
Kerstin Ritter, die ihr Geschäft an der Horster Straße betreibt, sagt klipp und klar: „Vorher war es Mist. Das dürfen Sie auch ruhig so schreiben. Aber jetzt ist es wieder schön.“ Mit „Vorher“ meint sie den Zeitraum, in dem es hieß: Ohne einen Negativ-Corona-Test muss die Kundschaft draußen bleiben! „Viele Kunden haben da Termine abgesagt. Oder sie sind einfach nicht hergekommen“, erzählt Kerstin Ritter. Sie meint: „Wenn so viele Auflagen zu beachten sind, dann haben Kunden einfach keine Lust mehr, zum Friseur zu gehen.“ Immerhin gelten ja weitere Bestimmungen zu Hygiene und Abstand. Da wurde es zwischenzeitlich haarig. Manchmal „hatte ich nur zwei Leute am Tag“, so Ritter.
Gladbeck: Allmählich kehrt ein bisschen Normalität in Corona-Zeiten ein
Ganz anders sieht für sie die aktuelle Situation aus: „Jetzt ist wieder gut zu tun. Ich quetsche sogar Termine dazwischen.“ Sagt’s und wendet sich einem Kunden zu, der gerade eintritt.
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Salon-Betreiber Klaus Tadsen hat die Testpflicht-Zeit so empfunden: „Absagen hatten wir zwar nicht, aber die Kunden sind in eine Art Schockstarre verfallen.“ 14 Tage sei das Geschäft ruhiger als sonst verlaufen. Per Telefon seien Nachfragen gestellt worden: „Muss ich jetzt wirklich einen Negativ-Test vorweisen?“ Antwort: „Ja, tatsächlich.“ Aber daran habe sich die Kundschaft dann doch schnell gewöhnt. Und jetzt starte der Juni sehr gut: „Wir sind schon für zwei Wochen ausgebucht.“ Tadsen scherzt: „In schlechten Zeiten gehen die Menschen ins Gartencenter. Wenn es schön ist, zum Friseur.“ Die Sonne motiviere wohl dazu, sein Äußeres zum Strahlen zu bringen: Farbe, Strähnen, neuer Haarschnitt.
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Etwas Gutes kann Tadsen den Abstandsregelungen abgewinnen. Er erklärt: „Bei mir heißt das: drei Friseure, drei Kunden. Wir springen nicht mehr zwischen mehreren hin und her. Wir konzentrieren uns auf den einzelnen Kunden, nehmen uns richtig Zeit und bieten noch mehr Leistung.“ Er findet: „Eigentlich ist nun wieder alles normal.“ Wobei man vollständigkeitshalber hinzufügen muss: Normalität in der Corona-Krise, denn Auflagen sind weiterhin zu beachten.
Corona-Regeln im Salon
Die „Notbremse“, die bei einer 7-Tage-Inzidenz von 100 in Kraft tritt, schreibt vor: Wer zum Friseur will, muss vorher einen Corona-Test machen. Für Genesene und Geimpfte entfällt diese Testpflicht.
Aktuell gilt: Liegt eine Kommune stabil unter einem Inzidenzwert von 100, ist kein Corona-Test notwendig. Aber andere Regeln gelten immer noch.
Im Allgemeinen ist für den Besuch in einem Friseursalon ein Termin nötig. So können die Geschäftsleute organisieren, dass die vorgeschriebenen Abstände eingehalten werden und die zulässigen Höchstzahlen der Menschen in den Räumen nicht überschritten werden. Listen mit Kontaktdaten ermöglichen in einem Infektionsfall die Rückverfolgung.
Hygiene – Desinfektion – ist zu berücksichtigen. Ein weiteres Muss: das Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes oder einer FFP2-Maske.
Fünf Beschäftigte frisieren im Salon von Christine Vogt an der Schultenstraße. Die Inhaberin hat durchaus negative Erfahrungen in der Pandemie-Phase gemacht, als die Haar-Experten keinen Ungetesteten mit Negativ-Resultat an den Kopf durften. Etliche hätten ihren vereinbarten Termin platzen lassen – und noch nicht einmal abgesagt. Christine Vogt: „Das Testen war den Menschen zu viel. Und die Termine, zum Beispiel für Färben oder Dauerwelle, blieben im Buch stehen, weil sie nicht gecancelt wurden.“ So allmählich nehme das Geschäft wieder Fahrt auf. „Ein paar Termine habe ich noch frei“, versichert die Salon-Betreiberin. Doch sie bleibt vorsichtig: „Ich bin sicher, dass die Infektionszahlen wieder steigen.“ Und wie geht’s dann weiter?
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Ähnlich wie Christine Vogt erging es Christiane Tolksdorf an der Allinghofstraße. Als die besagten Testungen noch obligatorisch waren, seien „Absagen spürbar“ gewesen. Sie bemerkt: „Der Normalzustand ist noch nicht wieder erreicht.“
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Geplatzte Termine, die habe es bei ihnen nicht gegeben, stellt Kerstin Lang von „Intercoiffeur Bernd Hoffmann“ fest. Sie berichtet: „Wir sind immer voll ausgebucht.“ Das sei auch in der Phase so gewesen, als Negativ-Tests gleich Zugangsberechtigungen für einen Friseurstuhl gewesen seien. „Wir machen schon immer im Vorfeld einen Nachfolgetermin aus“, erläutert Kerstin Lang. Ihr bisheriges, zufriedenes Fazit: „Es läuft!“