Sie haben 2022 Jahr durch Engagement auf sich aufmerksam gemacht. Andere haben sich verabschiedet: Gladbecker, die 2022 Schlagzeilen machten.

Sie haben im fast zurückliegenden Jahr durch persönliches Engagement auf sich aufmerksam gemacht. Andere vertraute Gesichter haben sich nach etlichen Jahren verabschiedet: Einige Frauen und Männer, die 2022 in der Stadt Schlagzeilen machten.

Uwe Bergmann

Er ist eines der Gesichter des bürgerlichen Protestes gegen die unhaltbaren Zustände am Problemhochhaus Steinstraße 72: Uwe Bergmann. Er gehört zum Kreis der Nachbarn, die sich zusammengetan haben, um auf die Dauer-Problematik hinzuweisen und Abhilfe zu fordern. Lärm, Müll, Ungeziefer, Gewalt, Bedrohungen, Angst – das erleben die Anwohner fast täglich. Bergmann fotografiert, dokumentiert, argumentiert, klagt, fordert – leistet, wo er nur kann, Überzeugungsarbeit.

In diesem Jahr, einem mit vielen Aktivitäten am Problemhaus, mehr denn je. Doch geholfen habe bislang nichts, stellen er und seine Mitstreiter, mitunter der Resignation nahe, fest. Inzwischen fühlen sich die Nachbarn im Stich gelassen – von der Polizei, vom KOD und von der Lokalpolitik, bis hin zur Bürgermeisterin. „Wir leben seit Jahren mit diesen Zuständen, aber nichts ändert sich, im Gegenteil, es wird immer schlimmer.“ Wegziehen und aufgeben, das will Uwe Bergmann genauso wenig wie seine Nachbarn. Sie geben nach wie vor die Hoffnung nicht auf, dass irgendwann doch noch Ruhe einkehren wird in die Problemimmobilie Steinstraße 72.

Ein Leben im Schatten der Problemimmobilie: Uwe Bergmann berichtet immer wieder von den Sorgen der Nachbarn des Hochhauses Steinstraße 72.
Ein Leben im Schatten der Problemimmobilie: Uwe Bergmann berichtet immer wieder von den Sorgen der Nachbarn des Hochhauses Steinstraße 72. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Mikel Dino

Nichts erinnert mehr an die lange Theke, in der bei Wurst König an der Hochstraße 31 Fleischfans fündig wurden. Vielfältige Gaumenfreuden, auch für Vegetarier, hat dort jetzt Mikel Dino parat. Mit seiner Frau Dilek wagte der gelernte Koch, trotz laufender Energiekrise, den Schritt in die Selbstständigkeit.

Das Paar verwandelte das einstige Wurstparadies in ein kleines, aber feines Schnellrestaurant mit zwölf Sitzplätzen. Fastfood ist hier relativ, denn die angebotenen Speisen werden mit qualitativ guten Produkten frisch zubereitet. Das schmeckt den Gästen, so dass die Stammkundschaft stetig wächst. Gut kommt dabei sicher auch die freundlich-ruhige, stets serviceorientierte Art des Küchenchefs an, der in Sichtweite seiner Gäste brutzelt.

Die Speisekarte überrascht mit großer Vielfalt von Burger, Pizza und Pasta über Poutine bis zum gegrillten Lachsfilet auf Blattspinat. Ob er eine besondere Philosophie hat? Nein, sagt Keli, aber er koche mit dem Herzen – wohl eine der wichtigsten Zutaten guter Küche.

Mikel und Dilek Dino.haben den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt.
Mikel und Dilek Dino.haben den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Johannes Aldiek

Es war ein Engagement der besonderen Art – „Strampeln für den Frieden“: Johannes Aldiek (69) radelte im März 300 Kilometer kreuz und quer durch Gladbeck, um 400 Friedensplakate der Stadt gegen den Ukraine-Krieg unter die Leute zu bringen. Noch heute sieht man sie vereinzelt in den Fenstern hängen – als Zeichen der Solidarität mit den geschundenen Ukrainern.

Es waren 200 übrig gebliebene Plakate der großen Demo vor dem Rathaus am 1. März und 200 eigens von der Stadt nachgedruckte Exemplare. Sie tragen die Aufschrift „Gladbeck für den Frieden“ auf blau-gelben Grund (Farben der ukrainischen Nationalflagge). Der Braucker brachte die Plakate an sieben Tagen innerhalb von zwei Wochen in alle Stadtteile und drückte sie den Menschen auch ganz persönlich an der Haustür in die Hand.

Er wolle mit seiner Aktion „den geschundenen und verzweifelten Menschen in der Ukraine zu zeigen, dass der Stadt Gladbeck und ihren Bürgern ihr Schicksal nicht gleichgültig ist“, so Aldiek.

Johannes Aldiek aus Gladbeck.
Johannes Aldiek aus Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Klaus-Dieter Bugdoll

Er sagte im Frühjahr leise „Glück auf“ und verabschiedete sich als Organisator, als Macher und nimmermüder Ansprechpartner aus der Gladbecker Sportszene: Klaus-Dieter Bugdoll, 17 Jahre Leiter des Sportamtes, ging nach insgesamt 45 Jahren im Dienst der Stadt Gladbeck in den Ruhestand. Ein Leben im Dienst der Stadt und gleichzeitig ein Leben für den Sport – das passte bei dem Braucker, der einst selbst bei den Sportfreunden kickte und beim FC als Trainer aktiv war.

Bugdoll scheute weder Diskussionen noch Entscheidungen. „Fußballplätze zu schließen, das waren Entscheidungen, die mir am schwersten fielen“, verriet Bugdoll, der wie kaum ein Zweiter den Gladbecker Fußball kennt, zu seinem Abschied.

Ein Herzensprojekt hat der „Sportler in den Amtsstuben“, der an vielen Weichenstellungen beteiligt war, am Ende seiner Laufbahn noch mit auf den Weg gebracht: den Ausbau des Sportplatzes Roßheidestraße zum Sportpark Mottbruch – den Park der Zukunft mit den modernsten Sport-, Spiel- und Erholungsstätten weit und breit.

Klaus-Dieter Bugdoll, der ehemalige Leiter des Amtes für Integration und Sport. 2022 ging der „Sportler in den Amtsstuben“ in Ruhestand.
Klaus-Dieter Bugdoll, der ehemalige Leiter des Amtes für Integration und Sport. 2022 ging der „Sportler in den Amtsstuben“ in Ruhestand. © FUNKE Foto'Services | Heinrich Jung

Meryem Cin

Der Wettkampf und die Krönung – sie werden Meryem Cin immer in Erinnerung bleiben. Die 38-Jährige ist die amtierende Appeltatenmajestät, die erste nach zwei Jahren Corona-Zwangspause. Im Sommer setzte sie sich gegen vier Mitbewerberinnen durch. Apfelstapeln, Apfelschälen und das Schätzen des Fruchtzuckergehalts eines Bio-Apfelsaftes waren die Disziplinen, in denen die Bewerberinnen antraten.

Am Ende durfte Meryem Cin jubeln und die Aufmerksamkeit war gewaltig. „Ich stand so im Fokus, alle haben geklatscht“, war sie ganz überrascht. „Der Wettkampf und die Krönung waren einmalig.“ Jetzt darf Cin die Stadt an vielen Stellen repräsentieren. Dabei freue sie sich besonders auf die Besuche in Seniorenheimen, so die Ankündigung der gelernten Altenpflegehelferin.

Warum sie überhaupt zum Wettkampf angetreten ist? Der Wunsch, in der Stadt ein Gesicht zu sein. Der dürfte in Erfüllung gegangen sein, und damit hat sich das viele Training im Vorfeld für die gebürtige Gladbeckerin gelohnt.

Meryem Cin jubelt, sie krönte sich im Sommer zur Appeltatenmajestät.
Meryem Cin jubelt, sie krönte sich im Sommer zur Appeltatenmajestät. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Anette Bachmann

Mit ihrem freundlichen Wesen und stilsicherem Händchen in Sachen Mode hatte sich Anette Bachmann (64) einen treuen Stamm von rund 2500 Kunden aufgebaut. Umso größer war für viele der Schock, als die Geschäftsinhaberin von Hagemann Moden im Frühjahr 2022 ankündigte, im Sommer in den Ruhestand gehen zu wollen.

Die Textilfachfrau war in das seit 1946 bestehende Gladbecker Modegeschäft (einst Hut Hagemann) vor fast 25 Jahren eingestiegen, hatte es modernisiert und zukunftssicher aufgestellt. Sie gab ihrer Stammkundschaft das Versprechen, eine würdige Nachfolge in deren Sinne und modischen Vorlieben finden zu wollen. Die Geschäftsfrau hielt Wort, ihre Verhandlungen waren erfolgreich, so dass das Traditionsgeschäft vom Mittelständler, der Belumi GmbH Modegeschäfte, übernommen wurde.

Seit September ist das Team mit altbekannten Verkäuferinnen, die geblieben sind, komplett. Neue Filialleiterin von Hagemann Moden by Belumi an der Horster Straße 20 ist Bettina Stein.

Anette Bachmann gibt im Sommer ihr Geschäft Hagemann Moden in der Fußgängerzone  in neue Hände.
Anette Bachmann gibt im Sommer ihr Geschäft Hagemann Moden in der Fußgängerzone in neue Hände. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka