Gladbeck. Viele Butendorfer schauen besorgt auf die Zustände am Hochhaus Steinstraße in Gladbeck. Warum nur Ruhe herrscht, wenn die Security vor Ort ist.
„Hier können sogar die Sofas fliegen. Ganz ehrlich!“ Uwe Bergmann nimmt so einiges mit Humor, aber die Situation am Problemhochhaus Steinstraße 72 ärgert ihn genauso wie viele andere Anwohner in Butendorf auch. Lärm, Streitereien, cruisende Autos, Grillabende mit lauter Musik, Vermüllung. Richtig ruhig geht es an der Steinstraße 72 selten zu. Und manchmal fliegen eben auch große Gegenstände aus den Fenstern in den Hof.
Die Corona-Pandemie hat das Hochhaus in Gladbeck wieder mehr in den Fokus gerückt
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Vor gut einem Jahr haben sich genervte Nachbarn zusammengeschlossen, um bei der Stadt auf die unhaltbaren Zustände im und am Hochhaus hinzuweisen. „Über 300 Unterschriften haben wir im Rathaus übergeben“, sagt Tobias Stolze. Er fungiert gemeinsam mit Uwe Bergmann als Sprecher der Anwohner. Weil die Nachbarn Druck gemacht haben, und auch wegen der Corona-Pandemie, hat die Stadtverwaltung die Immobilie jetzt wieder verstärkt in den Fokus genommen. Und auch in der Politik ist die Steinstraße 72 ein Thema. „Es ist auch schon besser geworden“, bestätigt Tobias Stolze. Besser, weil die Stadt Anfang März einen Sicherheitsdienst beauftragt hat, der an vier Tagen – vor allem am Wochenende – bis 23 Uhr an dem Problemhochhaus präsent ist und auch einschreitet, wenn sich etwas tut.
Aber, schränkt Uwe Bergmann ein, an den Tagen ohne Sicherheitsdienst sei dann auch gleich schon wieder einiges mehr an „Aktivitäten“ am Hochhaus zu bemerken. „Daran können wir uns ausmalen wie, es sein wird, wenn die Security-Leute irgendwann wieder abgezogen werden.“ Denn dass die Stadt den Dienst nicht auf ewig aufrecht erhalten wird, ist den Nachbarn klar. Schließlich ist die Sicherheit mit Steuergeldern erkauft.
Was die Nachbarn ärgert: Kaum ein Bewohner des Hochhauses hält sich an die Corona-Regeln
Was die Anwohner besonders ärgert: Kaum einer der Bewohner hält sich an die Corona-Beschränkungen. Maske, Abstand halten – das sei die Ausnahme, sagen sie. Und der Blick auf den Parkplatz vor dem Hochhaus an diesem sonnigen Mittag gibt ihnen Recht: Mehrere Männer stehen da eng zusammen und reden recht laut aufeinander ein – so, als ob Corona überhaupt kein Thema wäre. Und da der Sommer nun bald da ist, gehen die Nachbarn auch fest davon aus, dass der Lärmpegel am Hochhaus wieder enorm steigen wird, auch bis spät in die Nacht hinein. Dann findet nämlich wieder ganz viel Leben um das Problemhochhaus herum statt, sowohl auf dem Parkplatz vor dem Haus als auch hinten auf der Rasenfläche. „Für die Nachbarn ist es dann schwer, nach Feierabend ein bisschen Ruhe im Garten zu genießen“, ärgert sich Uwe Bergmann, der gleich gegenüber wohnt.
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„Nur um das klarzustellen“, betont Tobias Stolze“, wir haben nichts generell gegen die Leute da. Es geht nur um die, die für die Zustände dort verantwortlich sind.“ Und Uwe Bergmann ergänzt: „Wir wollen Sicherheit für alle, die hier wohnen. Auch für die Mieter der Steinstraße, die sich an die Regeln halten und so gar nicht damit einverstanden sind, wie der Rest sich benimmt.“ Kontakt zu den Mietern haben die Nachbarn aus dem Umfeld allerdings kaum. „Viele wollen das auch gar nicht und reagieren ziemlich schnell aggressiv, wenn man sie anspricht“, sagt Tobias Stolze. Zu einem Mieter habe es eine Zeit lang einen engeren Kontakt gegeben. „Aber der hat es in dem Hochhaus nicht mehr ausgehalten. Er wohnt jetzt bei seiner Freundin.“
Von einer friedlichen Nachbarschaft kann noch lange nicht die Rede sein
Die Steinstraße 72 im Blick
Der Sicherheitsdienst ist seit Anfang März an mehreren Tagen an der Steinstraße 72 präsent. Wie lange die Stadt ihn noch beauftragen wird, steht noch nicht fest.
Zudem gibt es mit Tim Kaminski nun auch einen Koordinator für Problemimmobilien bei der Stadtverwaltung. Sein Hauptaugenmerk gilt aktuell vor allem dem Problem-Hochhaus in Butendorf.
Auch der KOD schaut täglich an der Steinstraße 72 nach dem Rechten.
Wegziehen, das wollen Tobias Stolze und Uwe Bergmann auf keinen Fall. Sie hoffen nach wie vor darauf, dass irgendwann – möglichst bald – Ruhe einkehrt in die Problemimmobilie Steinstraße 72. Doch auch, wenn sich die Situation schon ein bisschen gebessert hat, von einer friedlichen Nachbarschaft, so Bergmann und Stolze, ist man noch weit entfernt. Noch haben viele Butendorfer in direkter Nachbarschaft des Hochhauses einfach Angst vor dem, was dort passiert. „In den Abendstunden wird die Steinstraße zur Rennstrecke, dann cruisen hier die Autos, bevor vor dem Hochhaus geparkt wird. Dann knallen die Autotüren, und die Musik wird aufgedreht. Wer dann daher muss, der wechselt besser die Straßenseite“, sagt Tobias Stolze. Es sei auch schon zu Belästigungen von Frauen gekommen, ergänzt Uwe Bergmann.
Vor kurzem hat im Rathaus wieder eine Runde mit den Nachbarn stattgefunden. Gut drei Stunden, viel länger als geplant, sagt Tobias Stolze, haben sich die Ansprechpartner in der Verwaltung die aktuelle Situation am Hochhaus schildern lassen. Dass es an den Tagen ohne Sicherheitsdienst nach wie vor ziemlich schwierig ist, das haben Uwe Bergmann und Tobias Stolze natürlich nicht unerwähnt gelassen.
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