Gladbeck. Die Lokalredaktion blickt zurück auf die Themen des Jahres – Gewalt im Freibad, das Windrad und mehr – erster Teil des Rückblicks.
2022 geht zu Ende, Zeit, den ein oder anderen Blick zurückzuwerfen. Welche Themen haben die Gladbeckerinnen und Gladbecker im vergangenen Jahr bewegt. Worüber haben sie sich geärgert? Was hat für Aufregung gesorgt und was war vielleicht auch eine gute Nachricht? Die Lokalredaktion hat gesammelt und ausgewertet, lesen Sie hier den ersten Teil unseres Jahresrückblicks.
Gewalt im Gladbecker Freibad
Sommer, Sonne, ungetrübter Spaß im Freibad? Von wegen! Eine Großmutter macht im August in der WAZ einen Vorfall publik, der hohe Wellen schlägt. Die Frau berichtet, wie ihr Enkel (6) Opfer einer 30- bis 40-köpfigen Gruppe Jugendlicher auf der Anlage an der B 224 wird.
Der Junge wagt sich demnach auf den Sprungturm im Freibad. Auf der Plattform des Drei-Meter-Brettes stoßen Jugendliche aus besagter Gruppe den Sechsjährigen immer wieder gegen den Hinterkopf, ziehen die Badehose herunter, drängen das Kind in Richtung Sprungkante. Der Junge klettert weinend vom Turm herunter. Großmutter und Mutter des Sechsjährigen wollen die Jugendlichen zur Rede stellen. Deren Reaktion: „Sie haben uns als Nazi-Schweine beschimpft, es war sehr bedrohlich.“
Die Stadtverwaltung reagiert auf den Vorfall. Besserung erhofft sie sich in Kooperation mit dem SV 13 durch zusätzliche Sicherheitskräfte und ein zukünftiges neues Konzept, das gegen Bedrohung und Vandalismus wirken soll.
Auszeichnungen für die Gladbecker Fluthilfe
Als im Juli 2021 Tief „Bernd“ in NRW und Rheinland-Pfalz wütete, Landstriche unter Wasser setzte, Chaos und sogar Tod brachte, waren sie da: Menschen, die sich in Gladbeck ehrenamtlich als Fluthelfer engagierten. Und sie sind geblieben, denn nach der Katastrophe ist auch ein Jahr später nicht daran zu denken, einfach wieder zur Tagesordnung übergehen zu können.
Waren kurz nach der Sintflut vor allem Güter jeglicher Art – darunter Wasser, Lebensmittel, Medikamente, Pumpen und Werkzeug – gefragt, geht es mittlerweile eher um handfeste Unterstützung beim Aufbau im Ahrtal. Zwischen den Helfern und der getroffenen Stadt Dernau besteht mittlerweile eine Freundschaft.
Und die Fluthilfe Gladbeck engagiert sich auch noch in einem anderen Land: in der Ukraine, seit Anfang 2022 Kriegsgebiet. Solch’ ein Einsatz für Mitmenschen wird belohnt – mit der Ehrenplakette der Stadt Gladbeck und der Verleihung des Johann-Harnischfeger-Preises, den die CDU vergibt.
Stellwerk Zweckel versteigert
Lange hatten die Stellwerkfreunde Zweckel darauf gewartet. Das historische Bahnhäuschen direkt an den Gleisen wurde endlich versteigert. Doch dann endete die Auktion mit einer Enttäuschung. Der Gladbecker Verein durfte nicht mitbieten.
Zwar hatten die engagierten Bürgerinnen und Bürger über Jahre Spenden eingesammelt, um das Stellwerk zu kaufen und zu erhalten, doch am Ende reichte es nicht. Das Auktionshaus teilte den Gladbeckern im Vorfeld mit, dass ein wesentlich höheres Einstiegsgebot eingegangen sei. Das übertraf die finanziellen Möglichkeiten des Vereins.
Der hatte sich ausgemalt, das Stellwerk als Denkmal zu erhalten, das Haus für Begegnungen zu öffnen und vielleicht eine kleine Ausstellungsfläche zu schaffen. Stattdessen berät der Verein nun, wie es für ihn weitergeht, hofft, wenigstens eine Gedenktafel am Haus anbringen zu können. Doch noch ist nicht klar, wer das Haus für 15.500 Euro ersteigert hat und was der Käufer mit dem einst „schönsten Stellwerk Deutschlands“ plant.
150 neue Arbeitsplätze im Gladbecker Glückauf-Center
Eine gute Nachricht gibt’s im November. Die Wiederbelebung des Gladbecker Glückauf-Centers schreitet voran. Ein Callcenter soll im Sommer 2023 einziehen – und in der Stadt 150 neue Arbeitsplätze bieten. Betreiber Nothelle, Stadtbaurat und Wirtschaftsförderer versprechen sich – auch aufgrund der zentralen Lage – von dieser Entwicklung einiges, unter anderem die Belebung der Innenstadt.
Wenn dann auch – wie geplant – zudem ein Media-Tech-Start-up, das asiatische Restaurant Sakurai, Burger me und vielleicht noch eine Arztpraxis unter dem Dach der frisch aufgemöbelten Immobilie ans Werk gehen, sind Leerstände Geschichte.
Eine Zahnärztin, ein Augenarzt, eine Physiotherapie, der Malteser-Pflegedienst und das Orthopädiezentrum Wanne-Eickel arbeiten bereits in dem Gebäude an der Wilhelmstraße, das im Jahre 1980 errichtet und seitdem mehrfach erweitert wurde.
Stadt Gladbeck stellt Kampf gegen das Windrad auf der Halde ein
Seit Februar ist es am Netz: Das Mega-Windrad auf der Mottbruchhalde – trotz damals noch schwelenden politischen Gezeters und juristischen Tauziehens. Der Energiekonzern Steag behielt die Nerven und setzte sein 5-Millionen-Projekt trotz erheblicher Widerstände auf dem Plateau der höchsten und größten Halde in der Stadt um.
Es produziert nun grünen Strom für im Schnitt etwa 3500 Haushalte. In unterschiedlichen Instanzen war die Stadt vor Gericht zuvor schon gescheitert, einige Verfahren waren allerdings noch anhängig, die das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen dann im Frühjahr zurückwies.
Noch im Juni sprach sich ein großer Teil des Stadtrates aber zunächst für weitere Klageschritte aus – gegen den heftigen Widerstand der Grünen, die beanstandeten, die Stadt verbrenne aussichtslos Geld. Erst im September stellte die Stadt ihren Kampf gegen das Windrad endgültig ein. Jetzt soll die Windkraftanlage in die Gestaltung der „Gladbecker Haldenwelt“ mit eingebunden werden.
Niessing-Pläne am Gladbecker Markt – Viel Arbeit im Hintergrund
Rein optisch tat sich das ganze Jahr über nichts im und am ehemaligen Möbelhaus Niessing am Marktplatz in der Stadtmitte. Aber im Hintergrund wurde weiter emsig an Konzepten und Plänen gefeilt für einen spektakulären Umbau, der nun mit Beginn des neuen Jahres Ende Januar starten soll: Der viergeschossige Bau wird zu einem Haus „modernen, urbanen Wohnens“ – mit angesagtem Micro-Living, smarten Appartements und einer Systemgastronomie im Erdgeschoss. Das einstige Möbelhaus werde am Ende nicht wiederzuerkennen sein und auch dem Marktplatz ein neues Aussehen verschaffen, heißt es.
Möglich macht das der Immobilienentwickler „Kreativ Bauen & Wohnen“ aus Schermbeck, der rund 10 Millionen Euro in das Projekt investiert. Ende des Jahres bekam der Investor von der Stadt grünes Licht für seine Pläne.