Gladbeck. Ein Jahr nach Baustart nimmt das Windrad auf dem Mottbruch in Gladbeck die Stromproduktion auf. Ein Beitrag zur Energiewende, so Betreiber Steag.
Das Windrad auf der Mottbruchhalde in Gladbeck hat am Donnerstag endgültig seinen Betrieb aufgenommen. Die Inbetriebnahme erfolgte formlos, ab sofort speist das rund 200 Meter hohe Windrad mit einer Leistung von 3,5 Megawatt (MW) bei einer mittleren Windgeschwindigkeit von 6,5 Metern/Sekunde im Schnitt etwa zehn Millionen Kilowattstunden (10.000 Megawattstunden) Strom pro Jahr ins Netz ein. „Der Start des Windrads ist ein wichtiger Beitrag zur Energiewende – klimaneutraler, grüner Strom fließt nun von der Mottbruchhalde“, so Dr. Markus Laukamp, der das Projekt beim Essener Projektbetreiber Steag GmbH verantwortet.
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Zuletzt hatte sich die Inbetriebnahme des Windrades, das fast ein Jahrzehnt geplant und knapp ein Jahr gebaut wurde, nochmals verzögert. Verantwortlich dafür war ein technisches Bauteil, das für den Netzanschluss der Anlage erforderlich sei, bei dem es aber – ähnlich wie bei Mikrochips für die Autoindustrie – Lieferverzögerungen auf dem Weltmarkt gebe. Außerdem gab es Softwareprobleme. „Umso mehr freuen wir uns, dass die Anlage nun in Betrieb gegangen ist“, so Laukamp. Sie wird – rein rechnerisch – im Schnitt etwa 3500 Haushalte das ganze Jahr über mit Strom versorgen können. Damit leistet das neue Windrad einen wichtigen Beitrag zur Minderung von CO2-Emissionen – und damit zum Gelingen der Energiewende“, so Laukamp.
Betreiber wollen Kontakt zu Stadtverwaltung, Politik und Bürgern aufnehmen
Den Verantwortlichen sei bewusst, dass es auch „nach dem erfolgreichen Projektabschluss“ in Teilen der Stadt weiter Vorbehalte gegen das Windrad gebe, dessen Bau bis heute umstritten ist. Auch sind noch Klagen gegen die Windenergieanlage vor Gericht anhängig. „Die Inbetriebnahme ist für uns insofern kein Anlass, zu triumphieren. Vielmehr werden wir nun verstärkt den Dialog mit Verwaltung, Politik und Bürgerschaft suchen. Unser Ziel ist es, langfristig zu einem guten nachbarschaftlichen Miteinander auf der Halde zu kommen“, so der Steag-Manager.
Windrad wird permanent fernüberwacht
Das Windrad, das auf der Mottbruchhalde entstand, ist eines der Firma „Enercon“, größter deutscher Hersteller von Windenergieanlagen mit Sitz im ostfriesischen Aurich. Die Windenergieanlage ist eine des Typs E-138 EP3, „eine Anlage der neuesten Generation“, so die Steag.Das Windrad kann bis zu einer Windgeschwindigkeit von 100 km/h laufen. Es wird permanent fernüberwacht und gesteuert. So kann die Stellung der Rotorblätter aus der Ferne variiert werden, damit die Anlage bei unterschiedlichen Windstärken möglichst konstant läuft.Der Turm des Windrad ist 131 Meter hoch – dort sitzt das Maschinenhaus samt Nabe. In ihr sind die drei 67 Meter langen Rotorblätter installiert. Beim Aufstellen eines Rotorblatts auf 12 Uhr ergibt sich so die Höhe von 198 Metern. Die Rotorblätter haben einen Eisschutz: Wenn nötig, startet eine in den Blättern eingebaut Heizung.
Dazu gehöre auch das klare Bekenntnis der Windradbetreiber Steag und RWE (das Mottbruch-Windrad ist ein Gemeinschaftsprojekt der beiden Energieerzeuger) zu den Zielen der Stadt, auf und rings um die Mottbruchhalde die „Haldenwelt“ als Beitrag für die IGA 2027 errichten zu wollen. Laukamp: „Nach unserer Überzeugung schließen sich Windrad und Haldenwelt nicht aus. Insofern werden wir mit der Stadt auch in den Dialog über die Realisierung dieses wichtigen Stadtentwicklungsprojekts eintreten.“
Die Unternehmen investierten rund fünf Millionen Euro in das Projekt
Laukamp weist darauf hin, dass der mit dem Windrad erwirtschaftete Erlös „auch den Menschen vor Ort“ zugute komme, denn die Gladbeck Wind GmbH habe ihren Sitz in Gladbeck „und zahlt hier auch ihre Gewerbesteuer“. An der Gladbeck Wind GmbH, die eigens für den Bau und den Betrieb des Mottbruch-Windrades gegründet wurde, ist die Steag federführend mit 60 Prozent beteiligt, RWE hat einen Anteil von 40 Prozent. Die Unternehmen investierten rund fünf Millionen Euro in das Projekt. Ausgelegt ist die Anlage, eine der höchsten im Revier, für einen Betriebszeitraum von 25 Jahren.
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Bedingt durch die aktuell wieder angespannte Pandemielage verzichtete die Betreibergesellschaft auf eine offizielle Inbetriebnahmeveranstaltung in Form eines Präsenztermins mit geladenen Gästen. „Sofern sich im Frühjahr die Infektionslage spürbar entspannt, können wir uns vorstellen, einen solch offiziellen Termin dann nachzuholen“, so Laukamp.
Das Projekt begann im Januar vergangenen Jahres mit Bodensondierungen. März war eigentlicher Baustart mit dem Legen des Fundaments. Ende April startete der Turmaufbau mit 19 Betonringen – etwa zwei Drittel der Turmhöhe wurden damit erreicht. Im August folgte der Aufbau von Turmspitze, Maschinenhaus und Windrädern. Bis November wurde an den „letzten Metern“ gearbeitet, inklusive neuem Trafohaus im Gewerbepark Brauck. Bis in die vergangenen Tagen fanden noch abschließende Netz- und Kontrollarbeiten statt.