Gladbeck. Viele Medikamente für Kinder aber auch Erwachsene sind derzeit knapp. So beurteilt die Kreisvertrauensapothekerin die Situation.
Eltern, die zig Apotheken ansteuern, nur um Fiebersaft für ihre Kinder aufzutreiben, das ist im Moment die Realität. „Wir haben letztens eine Lieferung erhalten, die war im Prinzip sofort wieder weg, sagt die Kreisvertrauensapothekerin Dorothee Pradel. Die Inhaberin der Elefanten-Apotheke in Gladbeck und der Glückauf-Apotheke in Bottrop führt inzwischen eine Warteliste.
Sie appelliert an die Eltern, fair zu bleiben und nicht zu versuchen, sich zu bevorraten. Sie berichtet von einer Mutter, die sich in verschiedenen Praxen mit entsprechenden Rezepten eingedeckt habe, um so möglichst viel des begehrten Medikaments bekommen zu können. „Jeder darf sich einen Saft hinlegen, aber mehr nicht“, so die dringende Bitte.
Apotheken tun alles, um Versorgung sicherzustellen
Zugleich stellt die Kreisvertrauensapothekerin klar, dass Gladbecker Apothekerinnen und Apotheker alles tun, um die Versorgung gerade über die Feiertage sicherzustellen. Sie selbst hoffe noch auf eine Lieferung vor Weihnachten. „Wir geben alles, und es wird eine Lösung geben“, sagt Dorothee Pradel.
„Ich weiß auch schon von einem Kollegen, der Fiebersaft selbst hergestellt hat.“ Das sei eine Möglichkeit, könne aber nicht die endgültige Lösung sein. Denn das Anrühren des Fiebersaftes sei zeitaufwendig. Hinzu komme, dass er nicht so lang haltbar sei. „Ich kann so einen Saft also nicht wahllos auf Vorrat produzieren“, erläutert die Kreisvertrauensapothekerin.
Problem ist hausgemacht – Mittel sind im Ausland verfügbar
Hinzu komme im Moment auch die Rechtslage. Eigentlich könne eine Apotheke den Saft nur selbst herstellen, wenn der Arzt es tatsächlich so verordnet habe. „Andernfalls zahlt die Krankenkasse am Ende nicht.“
Nicht nur Fiebersäfte seien im Moment nur schwer verfügbar, auch Hustensäfte und ein Mittel gegen Herzinsuffizienz bei Erwachsenen seien nur schwer oder gar nicht verfügbar, gleiches gelte für Lutschtabletten oder Blutdrucksenker. „Die Knappheit geht querbeet“, sagt Dorothee Pradel und weiter: „Das darf eigentlich nicht passieren.“ Zumal die Mittel im Ausland ja verfügbar seien.
Apothekerverband rechnet nicht mit schneller Besserung
Sie spricht darum auch von einem „hausgemachten Problem“. Zuletzt hätten die Krankenkassen nur noch 99 Cent für den Saft zahlen wollen, das habe dazu geführt, dass Hersteller die Produktion eingestellt hätten oder sich angesichts solcher Rabatte übernommen hätten. Nun will das Gesundheitsministerium gegensteuern. Zuletzt hatte Minister Karl Lauterbach unter anderem angekündigt, dass Krankenkassen mehr zahlen sollten, damit sich für die Hersteller der Verkauf in Deutschland wieder lohnt. Zudem sollte die Produktion der Medikamente wieder nach Europa verlagert werden.
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Das werde kurzfristig aber sicher keine Abhilfe schaffen, fürchtet die Kreisvertrauensapothekerin. Ähnlich äußerte sich zuletzt auch der Apothekerverband Nordrhein. Verbandschef Thomas Preis rechnet damit, dass die Lieferprobleme auch 2023 anhalten werden.