Gladbeck. Das Riesener-Gymnasium in Gladbeck soll zunächst zwei Neubauten erhalten. Die Idee, auf dem Jovyplatz zu bauen, löst keinen Jubel aus.
Die am Mittwochnachmittag von der Verwaltung dem Schul- und Planungsausschuss in Gladbeck vorgelegten Vorschläge zur Zukunft des Riesener-Gymnasiums sorgten sichtlich für Überraschung. Die Idee eines Phasenmodells sieht vor, dass nicht nur der bisherige Schulparkplatz hinter der Riesener Sporthalle als Baugrund genutzt wird, sondern auch der südliche Teil des Jovyplatzes. Die Lokalpolitik reagierte nicht begeistert, sondern eher verhalten kritisch – mit dem Hinweis auf noch reichlich Diskussionsbedarf.
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Denn bislang war in Sachen Jovyplatz eher von einer temporären Schulbaulösung mit Klassencontainern die Rede. Eine Ausweichmöglichkeit für die Zeitspanne, die die Modernisierung bzw. Sanierung des Riesener-Altbaus benötigt, dessen entdeckte marode Dachkonstruktion aus den 1955er die zuerst geplante Aufstockung des Gebäudes verhindert hatte. Und wer am Mittwoch erwartete, näheres zur Zukunft des Riesener-Altbaus zur erfahren, wurde enttäuscht. Denn in Sachen möglicher Sanierung, Teil- oder sogar Komplettabriss gab es gar keine Aussagen. Das soll erst in einer späteren dritten Phase betrachtet werden.
Zwei Alternativstandorte für einen Riesener-Neubau wurden überprüft und verworfen
Stadtbaurat Volker Kreuzer und Hochbauamt-Chef Christian Keller sprachen anschaulich „von einem Tanz auf der Briefmarke“, also von so beengten Verhältnissen am Schulstandort, die eine elegante Lösung wie am Heisenberg-Gymnasium nicht zulassen: Nämlich auf dem Schulgrund selbst bei laufendem Unterricht einen Neubau hochziehen zu können, um dann umzuziehen und das Altgebäude abzureißen.
Zwei Alternativstandorte für einen Riesener-Neubau seien geprüft und verworfen worden. Frage aus der Politik, wo denn und warum? Antwort von Schuldezernent Rainer Weichelt: „An der Harsewinkelstraße, wo die Stadt gerade Eigentum erwirbt und auf der Wiese am Bahnhof West.“ Die Wirtschaftlichkeits- und Nutzwertanalyse der beauftragten Consulter (DKC Kommunalberatung) sehe aber die vorgeschlagene Lösung „auch finanziell als die richtige und bessere an“. Baurat Kreuzer merkte dazu an, dass beide Alternativstandorte zu klein seien und es am Altstandort ja Bestand gebe, der einen weiter nutzbaren Wert habe „wie das Oberstufengebäude („Sichel“, zehn Klassenräume) oder die Sporthalle“.
Im Altbau sollen alle Raumkapazitäten durch „zusammenrücken“ ausgeschöpft werden
Das von der Verwaltung vorgeschlagene Phasenmodell sieht zunächst den Punkt „Zusammenrücken“ der derzeit 687 Schülerinnen und Schüler vor. Aller noch vorhandener Räume solle überprüft und für den Unterricht genutzt werden. „Die gesperrten Räume im Obergeschoss können als Lagerräume fungieren, um etwa einen Kartenraum frei zu ziehen und für den Unterricht zu nutzen“, so Christian Keller.
Durch das Zusammenrücken sollen die vom Riesener am Grundschulstandort Weustersweg genutzten vier Klassenräume frei werden, die dringend für den Primarunterricht benötigt werden. Im Anschluss an die Sondersitzung zeigte sich die Riesener-Schulleitung gegenüber der WAZ skeptisch, man habe bereits alle räumlichen Kapazitäten ausgeschöpft, sehe keine Möglichkeit des weiteren Zusammenrückens.
Schulpflegschaft hat einen Brandbrief an die Stadtverwaltung geschriebenen
Dazu hatte sich auch die Schulpflegschaft des Gymnasiums an die Stadt mit einem Brandbrief gewandt, die sich bei steigenden Schülerzahlen, derzeit nicht vorhandenen Naturwissenschaftlichen Räumen am Standort (da gesperrt), um die Qualität der Schulausbildung sorgt. Die Schulverwaltung schlägt neben den bestehenden Kooperationen für die naturwissenschaftlichen Fächer mit Oberstufen der Nachbargymnasien dazu vor, auch NW-Möglichkeiten für die Sekundarstufe I durch Kooperation mit der benachbarte Werner-von-Siemens- und Anne-Frank-Realschule zu schaffen. Raumprobleme am Standort könnten zudem entspannt werden, indem mehr am Nachmittag und mit einer sechs Tage Woche, also auch Schule am Samstag, unterrichtet werde.
Die Stadtverwaltung stellte weiter dar, dass das vorgeschlagene Phasenmodell finanzielle Ressourcen schone, da damit kein derzeit sehr teurer temporärer Ersatzschulbau nötig werde. Denn als Ausweichmöglichkeit solle mit möglichst zügigem grünen Licht der Politik im Frühjahr zunächst ein Neubau auf dem bisherigen Schulparkplatz hinter der Sporthalle entstehen. Ein mehrstöckiges Gebäude, in dem das neue naturwissenschaftliche Zentrum der Schule sowie weitere Unterrichtsräume unterkommen, mit angepeiltem Bezug im Sommer ab Schuljahr 2027/28.
Der Jovy-Neubau soll Mehrwert für die gesamte Stadtgesellschaft bieten
Ein Jahr später soll der auf dem südlichen Jovyplatz angedachte Baukörper fertig sein. Hier wolle man sich aufgrund der exponierten Lage am Stadteingang mehr Zeit lassen, um über einen Architektenwettbewerb Ansprechendes zu schaffen, so Baurat Kreuzer. Denn der „Jovy-Bau“ soll dem Riesener wie der gesamten Stadtgesellschaft einen Mehrwert bieten. Da im Untergeschoss ein großes Foyer angedacht ist, das als musisches Zentrum von Schule wie etwa auch von Musikschule oder für Aufführungen genutzt werden könnte. Zusätzlich biete es der Schule ein ansprechendes Atrium, das am Altstandort fehlt.
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Die neuen Baukörper (10-11000 qm Nutzfläche) könnten so viele Riesener-Schulkinder aufnehmen, dass dann die zwischenzeitlich weiter besprochenen Pläne für den Altbau (Umbau, Abriss) diskutiert werden könnten, so die Verwaltung, um die Schule auch als Ganztagsgymnasium aufzustellen. Und mit ausreichend Raumressourcen für die bis 2030 wachsende Anzahl der prognostizierten Oberschüler, die eine Gymnasiallandschaft von zehn bis elf Zügen in Gladbeck benötigen könnten.
Die Lokalpolitik hat noch viele Fragen zu den vorgestellten Plänen
Die anwesenden Ausschussmitglieder reagierten verhalten auf die Vorschläge aus dem Rathaus. Ratsherren Wolfgang Wedekind (SPD) wie Andreas Rullmann (Grüne) sahen es kritisch, dass Riesener-Kinder beim Bau eines Schulgebäudes auf dem Jovyplatz die vielbefahrene Schützenstraße queren müssen. Dietmar Drosdzol (CDU) sah wie sicherlich viele Anwesende noch deutlichen Beratungsbedarf. „Die Verwaltung hat sich gedanklich schon weit aus dem Fenster gelegt, das müssen wir erst mal verdauen. Um dann zu überlegen, ob die angedachte Reise, auch unter finanziellen Betrachtungen richtig oder falsch ist.“ Die Verwaltung sagte zu, bei Bedarf „für Gespräche in den Fraktionen gerne bereitzustehen“.