Gladbeck. Bestatter in Gladbeck beobachten einen Wandel. Immer mehr Alternativen zur Feuer- oder Erdbestattung werden genutzt. Das sind die neuen Trends.
Gestiegene Energiekosten, höhere Preise für Holz: Es sind zwei Krisen, die das Bestattungswesen gerade treffen. Bestatter in Gladbeck gehen unterschiedlich mit den Preiserhöhungen um. Einige stellen zudem ein Umdenken in der Art der Bestattung fest – und sprechen von neuen Trends.
Die Bestattungskultur wandelt sich, beobachtet Markus Bosch, Inhaber des Bestattungsinstituts Bosch-Rohlf mit Sitz an der Rentforter Straße. Der Friedhof werde immer mehr zum Auslaufmodell. Friedwälder würden immer beliebter, auch Kristallbestattungen seien ein neuer Trend. „Das ist top-modern.“ Dazu wird die Asche in die Schweiz geschickt und schließlich zu einem Diamanten gepresst und ein Schmuckstück daraus gefertigt. Ein Rest der Asche werde in der Schweiz verstreut. Die Kosten liegen bei rund 2500 Euro und es gebe keine Folgekosten wie etwa Grabpflege, so der Bestatter. Und gerade junge Menschen, die vielleicht öfter noch umziehen, hätten so beispielsweise den Papa immer bei sich.
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„Tree of Life“ – es gibt neue Bestattungsformen, die auch Gladbecker nutzen
Bei den Bestattungsformen sei zwar noch immer die Feuerbestattung „Marktführer“, berichtet Rüdiger Lehr, Geschäftsführer von Omega-Bestattungen mit Sitz an der Feldhauser Straße in Zweckel. Zur Konkurrenz für die Städte und einer Bestattung auf einem städtischen Friedhof werde jedoch immer mehr eine Waldbestattung, wie sie etwa in Westerholt angeboten wird. „Vom Charakter her hat der Wald Charme, und er ist von Gladbeck nicht weit entfernt. Das Angebot wird gut angenommen.“ Auch preislich sei eine Bestattung dort günstiger.
Eine weitere nicht ganz übliche Art der Bestattung hat Lehr ebenfalls im Repertoire – den „Tree of Life“ (Baum des Lebens). Dazu wird eine Urne mit der Asche des Verstorbenen in die Niederlande gebracht und dort aus dieser ein Substrat hergestellt. Aus diesem wird wiederum ein Baum gezüchtet. „Wer das machen möchte, muss einen eigenen Garten haben und sollte sesshaft sein“, sagt der Bestatter. Nachgefragt werde dieses Modell in Gladbeck aber bereits.
Einige Bestatter in Gladbeck erhöhen ihre Preise, andere nicht
Unter den allgemeinen Preiserhöhungen leide auch die Bestatterbranche, „aber noch in moderatem Rahmen“, berichtet Lehr. Und Markus Bosch sagt: „Ich habe die gleichen Preise wie vor drei Jahren. Ich habe das ganze Lager beispielsweise voller Särge, die ich zuletzt von insolventen Betrieben aufgekauft habe“. Auch im kommenden Jahr werde er seine Preise nicht erhöhen müssen.
Von einem anderen Bestatter aus Gladbeck, der seinen Namen nicht öffentlich nennen möchte, heißt es hingegen, dass die Krematorien die Preise aufgrund der gestiegenen Gaspreise bereits erhöht hätten – und auch er so seine Preise anheben musste. Denn auch die Kosten beim Einkauf von Särgen seien deutlich in die Höhe gegangen.
Das sieht auch Rüdiger Lehr so, der seit 1993 in Gladbeck ansässig ist. Zuletzt seien einige Modelle aufgrund der Holzknappheit gar nicht verfügbar gewesen, das habe sich aber wieder gelegt. Das Krematorium habe seine Preise um rund zehn Prozent erhöht, alles Kosten, die Lehr an seine Kunden weitergeben muss. „Es ist aber nicht so, dass die Preise durch die Decke gehen.“
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Die Angehörigen sind „preisbewusster“ geworden, einige Nebenleistungen lassen sie aus
Dennoch beobachtet Lehr, dass derzeit viel mehr Kunden als gewöhnlich Angebotsanfragen stellen, sich also vorab per Mail oder Telefon über Preise informieren, bevor sie zu dem Bestatter hingehen. „Die Menschen sind preisbewusster geworden.“ So werde zwar weniger etwa an Sarg oder Urne gespart, dafür aber an „Nebenleistungen“ wie Todesanzeigen oder dem Beerdigungskaffeetrinken.
„Die Trauergesellschaften werden zudem deutlich kleiner.“ Es wird eher im Familienkreis beigesetzt, Feiern mit 100 bis 150 Gästen seien nur noch die Ausnahme. Der größte Posten bei einer Beerdigung seien aber die Friedhofsgebühren. „Daher mein Appell an die Städte, Maß zu halten.“ Generell seien Bestattungen in Bottrop und Oberhausen deutlich günstiger als in Gladbeck. Um konkurrenzfähig zu bleiben, hat die Stadt Gladbeck nun auch eine Veränderung bei den Gebühren auf den Weg gebracht.