Gladbeck. Die jetzt vorgelegte Prognose des Schulamts nennt dramatische Zahlen. Bis 2030 werden 500 zusätzliche Kinder die Gymnasien in Gladbeck besuchen.
Trotz des Neubaus des Heisenberg-Gymnasiums besteht dringender Handlungsbedarf, auch an den beiden weiteren Oberschulen in Gladbeck, dem Riesener- und dem Ratsgymnasium, so schnell wie möglich zusätzliche Unterrichtsräume zu schaffen. Denn die jetzt im Schulausschuss vorgelegte 10-Jahres-Prognose der Schülerzahlen und der Schulformwahl bis 2032 zeichnet das Bild einer dramatischen Entwicklung: Im Vergleich zum Status quo steigt schon ab 2026 die Anzahl der Gymnasiasten deutlich (um mehr als 200 Kinder), um bis zum Jahr 2030 weiter auf rund 500 zusätzliche Schülerinnen und Schüler anzuwachsen.
Lesen Sie auch:
- Weihnachten: Mit diesen Messen feiert die Pfarrei St. Lamberti das Fest
- Corona: Kreis meldete weitere Todesfälle – auch in Gladbeck
- Abbauplan: Die letzten Telefonzellen in Gladbeck verschwinden
- Gebühren: Friedhofsgebühren in Gladbeck sinken vielfach
Julia Winkel, städtische Schulentwicklungsplanerin, stellte neben der Prognose der Landesstatistiker die schon in der Vergangenheit letztlich präziseren Berechnungen der Schulamtes vor, die mehr Veränderungsfaktoren für die Schülerzahlenprognose einrechnet. Berücksichtigt werden zum Beispiel, welche Schulform (wie Haupt-, Realschule oder Gymnasium) nach Abschluss der Grundschule in Gladbeck in den vergangenen fünf Jahren favorisiert wurde, ebenso Veränderungen in den aufsteigenden Klassen, Übergangsquoten zur Sekundarstufe II oder Pendlerverhalten. Und Winkel machte weiter klar, dass nicht nur die Rückkehr zu G9 (erster Jahrgang macht 2026 Abitur) einen Peak und Druck schaffe: „Die aktuellen Anforderungen an Schule haben sich insgesamt verändert, die moderne Pädagogik und stärkere Differenzierung erfordern mehr Schulraum.“
Bis zu 519 zusätzliche Kinder werden für die Gladbecker Gymnasien erwartet
Sie nannte weitere Faktoren für den Schulraummehrbedarf, wie den Ausbau der „Über-Mittag-Betreuung“, die Inklusion, oder die EU-Binnenzuwanderung sowie die Zuwanderung von Flüchtlingen mit Kindern und Jugendlichen im schulpflichtigen Alter. Wobei gerade letztere ein schwer vorhersehbarer, teils schwankender Faktor sei, wie die Entwicklung im Ukraine-Krieg zeige. Mit denen vom Schulamt verwendeten Parametern steigt die Schülerzahl am Gymnasium in den kommenden acht Jahren um 519 Kinder an. Von derzeit 1963 zunächst bis 2025 relativ moderat auf 2037 Kinder, um sich mit dem G9-Peak dann drastisch um mehr als 250 Gymnasiasten auf 2290 zu erhöhen und stetig weiter bis 2030 auf 2482 Schulkinder anzuwachsen. Erst danach wird eine Entspannung erwartet.
Auch interessant
Im deutlichen Gegensatz zu den Gymnasien bleiben die Schülerzahlen an den drei Realschulen laut Prognose relativ konstant, sie erhöhen sich von 1882 auf ein Maximum von 2064 Schülerinnen und Schüler (+182) in den Schuljahren 2030/31, sie können zum Beispiel durch den Neubau am Schulzentrum Brauck abgefangen werden. Hier ist auch die Erich-Fried-Hauptschule beheimatet, für die ebenfalls nur ein moderater Schülerzuwachs von aktuell 451 auf maximal 566 Kinder (+115) in den Schuljahren 2030/31 erwartet wird. Kaum Veränderung prognostizieren die Planer für die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule. Zunächst sinkt demnach sogar die Schülerzahl leicht bis zum Jahr 2026 von aktuell 1046 auf 984 Kinder. Mit dann erwartetem Anstieg bis zu einem Maximum von 1059 Kindern im Jahr 2031, so dass hier das vorhandene Raumangebot ausreichen dürfte.
Die Zukunft des Riesener-Gymnasiums kann ein kompletter Neubau sein
Ganz ander sieht es durch die dramatisch steigenden Schülerzahlen für die Gymnasien aus. Der noch bestehende „Raumpuffer“ des im April 2021 bezogenen neuen Heisenberg-Gymnasiums dürfte schnell aufgebraucht sein. Am Ratsgymnasium sind ein Anbau und ein passender Bauplatz seit einiger Zeit im Fokus, um Entlastung zu schaffen, konkrete Pläne wurden aber noch nicht vorgestellt. Am weitesten waren die Planungen für das räumlich aus den Nähten platzende Riesener-Gymnasium voran geschritten, eine Aufstockung auf das Altgebäude sollte die Raumnot lindern. Bekanntlich wurde dann unerwartet in den Sommerferien 2021 entdeckt, dass das Flachdach nicht ausreichend tragfähig und sogar so marode ist, dass sofort das Obergeschoss im Haupt- und Nebenflügel für den Schulbetrieb geschlossen werden mussten.
+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++
Die Ende März dieses Jahres öffentlich vorgelegte Machbarkeits-und Sanierungsstudie brachte den nächsten Schock. Denn die Gutachter sprachen in Sachen Riesener von einem Großschadensfall. Im Ergebnis standen so nun neben einer Sanierung im Bestand auch Abriss und Neubau des Gymnasiums im Raum. In einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wurden zwei weitere mögliche Standorte für einen Neubau verglichen, die letztlich verworfen wurden. Am kommenden Mittwoch, 21. Dezember, wird das mit Spannung erwartete Ergebnis zur Zukunft des Riesner-Gymnasiums in öffentlicher Sondersitzung von Schul- und Stadtplanungsausschuss ab 16 Uhr im Oberstufengebäude vorgestellt: Ein Phasenmodell, das die Erstellung eines zeitgemäßen und zukunftsfähigen Schulbaus umsetzen soll.