Gladbeck. Bestattungen in Gladbeck sind teuer, Friedhöfe leiden unter Konkurrenz aus der Region. Deshalb sinken nun viele Gebühren. Warum das möglich ist.

Die Friedhofsgebühren in Gladbeck werden im kommenden Jahr angepasst. Das hat der Betriebsausschuss entschieden. Die Besonderheit dabei: Für viele Bestattungsformen sinkt der Preis. So werden für ein Gemeinschaftsgrab künftig 3871 Euro fällig. Das sind immerhin 410 Euro weniger als bisher. Aktuell ist das Gemeinschaftsgrab in Gladbeck auch noch die beliebteste Bestattungsform – vor dem Urnen-Gemeinschaftsgrab. Das wird zum Jahreswechsel ebenfalls günstiger. Der Preis sinkt um 193 Euro auf dann 1524 Euro.

Hintergrund dieser Anpassungen: Im Vergleich mit den umliegenden Städten waren die Friedhofsgebühren sehr hoch. Als eine Folge davon ist die Zahl der Bestattungen stark zurückgegangen. Anstatt ihre Verstorbenen in Gladbeck beisetzen zu lassen, hätten einige Angehörige entschieden, auf preiswertere Kommunen in der Nachbarschaft auszuweichen. Die Folge: Innerhalb kurzer Zeit sank die Zahl der Bestattungen in Gladbeck von 876 auf nun nur noch 628 im vergangenen Jahr.

Stadt Gladbeck legt bisher alle auf dem Friedhof anfallenden Kosten um

Das Problem, vor dem der ZBG nun stand: Bisher wurden sämtliche Kosten, die auf einem Friedhof anfallen, auf die Gebühren umgelegt. Die Stadt hat lediglich die Kosten für die Pflege der allgemeinen Grünflächen übernommen. Damit lag der kommunale Anteil an der Friedhofsunterhaltung bei rund 325.000 Euro. Demgegenüber steht aber ein Gebührenbedarf von etwas mehr als 2,2 Millionen Euro. Legt man diese Kosten nun aber wie bisher auf die Nutzer um, so steigen die Gebühren noch weiter. Das Ziel, mit anderen Kommunen oder auch privaten Anbieter etwa von Trauerwäldern konkurrenzfähig zu bleiben, rückt in noch weitere Ferne.

Aus dem Grund hatte der Betriebsausschuss im vergangenen Jahr entschieden, Experten des Instituts für Abfall, Abwasser und Infrastruktur Management (INFA) einzuschalten und die Methodik der Kalkulation der Friedhofsgebühren überprüfen zu lassen. Tobias Wilms vom INFA stellte die Ergebnisse vor. Hauptproblem, das er und seine Kollegen ausgemacht haben, sei, dass Gladbeck bei der Kalkulation der Gebühren die „Vollkosten“ ansetze. Das jedoch tue keine andere Stadt in der Umgebung. Sie alle würden ihre Friedhöfe, die ja auch als Grünflächen genutzt werden, subventionieren.

Nachbarstädte subventionieren Friedhöfe aus ihren Haushaltsmitteln

Wilms untermauerte das anhand von Zahlen. Demnach schießt Gladbeck pro Einwohner 4,51 Euro bei der Friedhofsunterhaltung zu. Das INFA beziffert den Pro-Kopf-Zuschuss in der Umgebung auf 10,67 Euro. Hier sollte man dann auch ansetzen, so die Expertenempfehlung. Tobias Wilms: „Aus den allgemeinen Haushaltsmitteln legen die Nachbarstädte so mehr als das Doppelte drauf.“

Und so wird auch Gladbeck im kommenden Jahr erstmals aus Haushaltsmitteln die Friedhöfe unterstützen. Zusätzlich zu den Kosten für das Allgemeingrün fließen noch einmal rund 150.000 Euro in den Unterhalt der Friedhöfe, so dass die Stadt nun rund 470.000 Euro trägt.

Nicht für alle Bestattungsarten in Gladbeck sinkt der Preis

Das macht am Ende die Preissenkungen möglich. Wobei: Nicht alle Bestattungsarten werden günstiger. Die Preise für ein Reihengrab etwa steigen um 180 Euro auf dann 1756 Euro. Der Preis für ein Urnenreihengrab steigt gar um 325 Euro, das Gemeinschaftsgrab kostet künftig 2088 statt 1945 Euro. Günstiger werden vor allem die flächenintensiveren Grabarten. Am stärksten sinkt der Preis für ein Partnergrab – von 8714 auf dann 4585 Euro.

Die INFA-Experten hatten verschiedene Gebührenmodelle berechnet, bei einem hätte der städtische Zuschuss gar bei rund 630.000 Euro gelegen. Hier hatten ZBG und INFA schon im Vorfeld festgestellt, dass dieses Modell derzeit unrealistisch sei. Dem schloss sich der Ausschuss an, einstimmig votierten die Mitglieder für das vom ZBG vorgelegte Preismodell.

Der Blick auf die Preise in den Gladbecker Nachbarstädten

Doch wie ist es nun um die Konkurrenzfähigkeit der Gladbecker Friedhöfe bestellt - sofern man das vergleichen kann? Der Blick nach Bottrop zeigt, dass es dort nach wie vor preiswerter ist – obwohl die Nachbarstadt die Gebühren zum Jahreswechsel erhöht. Für ein Reihengrab werden dort 830 Euro fällig, Gladbeck unterscheidet da zwischen einem klassischen Reihengrab für 1756 Euro und einem Urnenreihengrab für 1392 Euro. Für das Urnenbaumgrab ruft Bottrop 1125, Gladbeck jetzt 1470 Euro auf. Die Urnenkammer kostet in Bottrop bis zu 1883, in Gladbeck bis zu 2478 Euro.

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Der Blick nach Gelsenkirchen zeigt, auch diese Nachbarstadt bleibt nach wie vor günstiger, allerdings nähern sich die Preis hier an. Das zeigt das Beispiel Wahlgrab, hier verlangt Gelsenkirchen 2344 Euro, Gladbeck liegt mit den gerade beschlossenen Gebühren bei 2344 Euro. Allerdings gibt es auch hier Grabarten, die in der Nachbarstadt weiterhin viel preiswerter sind.

Trends im Bestattungswesen im Blick haben

Grüne und AfD warfen zusätzlich die Frage auf, inwieweit man als Stadt auch andere, derzeit nachgefragte Bestattungsarten anbieten sollte. „Das Angebot in Gladbeck ist durchaus schon vielfältig. Aber selbstverständlich sollte man immer schauen, was gibt es anderswo, was ist nachgefragt und kann ich das auch anbieten“, so Tobias Wilms.

Sonstige Kosten

Zu den Kosten für die Grabstelle müssen die Angehörigen auch Gebühren für die Nutzung der Friedhöfe und ihrer Einrichtungen zahlen – etwa für die Grabbereitung, sprich das Ausheben und Zuschütten des Grabes. Hier hat der Ausschuss die Gebühren zum Jahreswechsel erhöht – unter anderem weil mit steigenden Löhnen kalkuliert werden musst. So kostet die Bereitung einer Erdbestattung nun 767 Euro, das ist ein Plus von 149 Euro. Bei einer Urnenbeisetzung werden 306 Euro fällig – 225 mehr als bisher.

Was diese Kosten angehe unterscheide sich Gladbeck jedoch kaum von den Nachbarkommunen, so Tobias Wilms vom INFA.