Gladbeck. An der Werner-von-Siemens-Realschule haben Toilettendienste positiv gewirkt. Das Best-Practice-Modell soll Gladbecker Schulen als Vorbild dienen.
Die Hygiene von Schultoilettenin Gladbeck ist jetzt erneut im Schulausschuss quasi hochgespült worden. Verabredungsgemäß, nachdem das Gremium in der Sitzung zuvor zwar den von der Fraktion ABD geforderten Hygieneinspektor für Schulen abgelehnt hatte, gleichwohl aber die Verwaltung um Auskunft zu Reinigungsintervallen gebeten hatte. Zudem sollten Best-Practice-Beispiele von Schulen vorgestellt werden, wo besondere Maßnahmen dazu beigetragen haben, den sauberen Zustand der Stillen Örtchen länger sicherzustellen. Das Modell einer WC-Wache soll an weiteren Schulen umgesetzt werden.
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Denn dass hier Bedarf ist, zeigten von der Verwaltung vorgelegte Schmuddel-Beweisfotos aus diversen Gladbecker Schulen. Im Auftrag geschossen von Reinigungskräften, bevor ihr Feudel nach dem Schulalltag zum Einsatz kam. Die Verwaltung ließ die Aufnahmen durch die Reihe der Ausschussmitglieder kreisen, die im neuen OGS-Gebäude der Südparkschule tagten. Zu sehen waren auf den Bildern schmutzige Fußspuren auf nassem Boden, viele offenbar mutwillig in einer Schultoilette herumgeworfene nasse Papierhandtücher, und neben einer Toilettenschüssel auf dem Fußboden entsorgte gebrauchte Menstruationsbinden.
Rund 850.000 Euro sind im städtischen Haushalt für die Schulreinigung veranschlagt
Die Nachher-Fotos der wochentäglich wieder gereinigten stillen Örtchen (wie an allen Schulen) belegten dann, dass die Putzteams wirkungsvolle Arbeit leisten. Schuldezernent Rainer Weichelt teilte mit, dass allein für die Reinigungskräfte an der Südparkschule jährlich 82.000 Euro veranschlagt seien und für alle Schultoiletten rund 850.000 Euro pro Jahr im Haushalt bereit stünden.
Der zugleich Erste Beigeordnete erinnerte dann an die intensive Diskussion zum Thema bei der zurückliegenden Sitzung des Gremiums. Auf heftige Kritik der Schulverwaltung war in der Folge der Vorstoß zweier ABD-Parteimitglieder (von BiG und ABI) gestoßen, die als selbst ernannte Hygieneinspektoren Grundschulen unangemeldet aufgesucht und eher weniger aussagekräftige Beweisfotos auch in Toiletten geschossen hatten. Weichelt hatte daraufhin auf Anfrage der WAZ die Prüfung rechtlicher Schritte (Hausfriedensbruch) angekündigt, auf deren Ergebnis er im Schulausschuss später noch zu sprechen kam (siehe Infobox).
Der Toilettendienst an der Werner-von-Siemens-Realschule als Positivbeispiel
Zunächst ging es im Gremium aber um Positivbeispiele (Best Practice) aus Schulen, die dem leidigen Thema Schmuddeltoiletten erfolgreich entgegen wirken konnten. Jugendratsmitglied und Werner-von-Siemens-Realschüler Ole Steiner hatte dazu Gutes zu berichten. An seiner Schule war nach der Toilettensanierung ein Schüler-Klodienst eingerichtet worden, um die nun schmucken Örtchen während des Pausenbetriebs auf- und abzuschließen, im Auge zu haben und die Sauberkeit zu erhalten.
„Hygieneinspektoren“ der ABD werden nicht angezeigt
Schuldezernent Rainer Weichelt hat den unangekündigten und nicht genehmigten Schulbesuch der selbst ernannten „Hygieneinspektoren“ der ABD-Fraktion, die u.a. in Grundschultoiletten fotografierten, rechtlich überprüfen lassen. Er teilte jetzt im Schulausschuss öffentlich das Ergebnis mit.
Das Rechtsamt der Stadt habe festgestellt, „dass durch das Vorgehen ein Verstoß gegen das Hausrecht erfolgt ist“. Einen Verstoß gegen die Treuepflicht der Ratsmitglieder gegenüber der Verwaltung und Hausfriedensbruch sehe man aber nur als bedingt gegeben.
Somit bleibe das Vorgehen der beiden Herren der ABD-Fraktion, die selbst keine Ratsmitglieder seien, ohne rechtliche Konsequenzen. Der Schuldezernent rügte das Verhalten aber deutlich, in sensiblen Schulbereichen habe man unangemeldet nicht zu suchen und schon gar nicht zu fotografieren.
Steiner berichtete, dass „das Konzept, dass Schülerinnen und Schüler selbst Verantwortung übernehmen, funktioniert“. Mit einem Projekt seien die sanierten WCs der WvS schöner gestalten worden (aufgehübscht mit aufgestellten Blümchen sowie Parfümflakons und Musikberieselung). Außerdem habe man für die Pausen eine WC-Wache installiert, „die von Lehrerinnen und Lehrern organisiert wurde“. Mit Erfolg: Die „Verschmutzungen und Vandalismusschäden haben deutlich abgenommen“, so Steiner. Das Bemühen sei zwischenzeitlich etwas eingeschlafen, die SV wolle das Projekt aber neu beleben.
Die Verwaltung will die Einführung von Toilettendienst & Co. finanziell unterstützen
Die Schulpolitiker begrüßten unisono das Best-Practice-Beispiel. Mario Sommerfeld (SPD) bilanzierte, es sei sinnvoll „dass Schülerinnen und Schüler selbst in den Toiletten Verantwortung übernehmen, anders funktioniere es offenbar nicht. Sebastian Steinzen (FDP) regte in Sachen gezeigtem Bindenproblem an, „schnell über die Schulhausmeister zu ermitteln, wo Handlungsbedarf besteht und weiterer Entsorgungseimer in den Mädchentoiletten aufzustellen“. Schulvertreter André Lucyga, Anne-Frank-Rektor, hakte bei Ole Steiner nach, ob für die WC-Wache auch Fünftklässler eingeteilt würden, „die doch sicher gegenüber älteren Mitschülern ein Autoritätsproblem haben“. Steiner informierte, dass „die Kleinen von Lehrern unterstützt werden“. Auch Schülertandems (Älterer/Jüngerer) seien denkbar.
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Der Ausschussvorsitzende, Dustin Tix (SPD), regte an, das Best-Practice-Modell der WvS in die Sitzung der Stadtschülervertretung zu tragen, „um es auf weitere Schulen auszuweiten“. Rainer Weichelt sagte dafür Unterstützung der Schulverwaltung zu. Er wolle sich dafür einsetzen, „dass die Schulen auch etwas Geld erhalten, um das Modell zu etablieren“. Denn wenn weniger stark verschmutzte Toiletten nachgereinigt werden müssten, „spart das der Stadt auch Geld“.