Gladbeck. Die ABD-Fraktion war zur Hygiene an Grundschulen aktiv. Ein Team knipste unangemeldet in Toiletten und Umkleiden. Dezernent prüft Rechtsverstoß.
Die Hygiene an Grundschulenin Gladbeck hatte das Soziale Bündnis ABD in Gladbeck bereits Ende Mai bemängelt und im Schulausschuss die Installation eines städtischen Hygieneinspektors gefordert. Das war mehrheitlich abgelehnt worden. Die Fraktion ABDgibt sich damit nicht zufrieden, Mitglieder wurden selbst tätig. Sie gingen laut einer aktuellen Pressemitteilung „auf Hygiene-Tour an Gladbecker Schulen“ und schossen rund 100 Beweisfotos und Videos, zur Dokumentierung eines „niederschmetternden“ Ergebnisses. Problem dabei: Die investigative Tour erfolgte offensichtlich ohne Genehmigung, ist strenggenommen Hausfriedensbruch und eine Straftat. Schuldezernent Rainer Weichelt prüft rechtliche Schritte. Auch ein weiteres pikantes Detail wurde bekannt.
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Konkret untersucht haben laut Pressemitteilung zwei Vertreter des ABD-Fraktionsbündnisses (ABI, BIG, DKP) – und offenbar im Wissen ihrer „Fraktionschefs“ Udo Flach (BIG) und Süleyman Kosar (ABI) – den Standort der Pestalozzischule an der Woorthstraße (ehemals Käthe-Kollwitz-Schule) und die Dependance der Wilhelmschule am Weusters Weg (ehemals Albert-Schweitzer-Schule). Mit dem Ziel, Belege zu sammeln, dass es doch mit der Hygiene hapert, um dies in den kommenden Schulausschuss am 5. Dezember einzubringen, der das Thema per se weiter behandeln will. Die ABD habe das Thema aufgegriffen, „da es von Eltern gegenüber der Fraktion geäußerte Hygienebeschwerden gegeben hat“, so Heinz-Hermann Scholl (BIG) auf Nachfrage der Redaktion.
„Warum kehrt die Verwaltung unangenehme Fakten unter den Tisch“
„Warum die Verwaltung unangenehme Fakten unter den Tisch kehrt“, könnten die Fraktionsmitglieder nicht nachvollziehen, so die Pressemitteilung. Also hätten sich Ercan Davulcu (ABI) und Heinz-Hermann Scholl (BIG) selbst vor Schulbeginn auf Hygiene-Tour begeben „Toilettenanlagen, Sporthallen und Klassenräume besucht und rund 100 Beweisfotos und -Videos gemacht“. Die Foto-Aktion erfolgte nach Recherchen der WAZ bereits Ende September.
Objektiv muss gesagt werden, dass auf den der Presse zugesandten Fotos Toiletten und Co. recht ordentlich aussehen. Das ABD-Hygiene-Team suchte aber offensichtlich intensiv, um Staub und Weben zu entdecken. Es schaute bei ihrer Aktion so auch ganz genau in Ecken, auf Schränke und zwischen Garderoben-Aufhängungen oder in Abstellräume. Das Fazit ist laut Pressemitteilung der ABD „niederschmetternd“.
Auch Staubweben unter den Umkleidegarderoben werden fotografiert
Denn: In der Sporthalle am Weusters Weg sei offenbar schon lange nicht mehr geputzt worden, es gebe auch Staubweben unter den Umkleidegarderoben (siehe Infobox). In den Klassenräumen sehe es nicht viel besser aus: „Staub und Schmutz in allen Ecken, auf den Fensterbänken, auf und in den Regalen“. Das „Soziale Bündnis“ ABD kündigt an, den Schulausschuss und die Verwaltung erneut auffordern zu wollen, „diese unerträglichen Zustände abzuschaffen“.
Vorab gilt es aber wohl selbst gegenüber der Stadtverwaltung zu erklären, wie und warum die ABD-Akteure heimlich und damit offensichtlich illegal vorgegangen sind. Erster Beigeordneter Rainer Weichelt ist entsetzt und stinksauer. Es könne nicht sein und sei nicht nachvollziehbar, „dass politische Vertreter ohne Erlaubnis sensible und schützenswerte Bereiche, in denen sich Kinder aufhalten, mit einer Kamera betreten“. Seines Wissens habe dazu keine Erlaubnis der Schulleitungen oder der Stadtverwaltung vorgelegen. Dieses Vorgehen sei inakzeptabel, er lasse so „rechtliche Schritte prüfen“.
Schuldezernent prüft Rechtsverstoß. Wurde bewusst Verdacht auf die Grünen gelenkt?
Zudem steht eine mutmaßliche Beschuldigung gegen die Gladbecker Grünen im Raum. Denn der Schulhausmeister der Pestalozzischule entdeckte am Standort Woorthstraße das ABD-Duo und verwies es des Gebäudes. Auf seine Frage, wer sie denn seien, soll die Antwort erfolgt sein: „Wir sind von den Grünen“, berichtet Rainer Weichelt. Ein pikantes Detail, falls so vorgefallen, da damit wohl bewusstes illegales Handeln einem politischen Mitbewerber in die Schuhe geschoben wurde.
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