Gladbeck. Die brennende Moltkehalde stoppte die Pläne für die neue Trasse, um den Gewerbepark Brauck an die A 52 anzubinden. Warum es nun doch klappt.
Kehrtwende in Sachen Verkehrsanbindung Gewerbepark Brauck in Gladbeck: Die Stadtplanung lässt die alte Idee, das Gewerbegebiet nach dem Ausbau der B 224 zur A 52 über eine neue Straße parallel zur künftigen Autobahn am Fuße der Moltkehalde zu erschließen, wieder aufleben („Trasse 99“). Grund: Die Ruhrkohle AG (RAG) bekommt das Problem mit der brennenden Moltkehalde schneller als gedacht in den Griff und zieht ihr Nein zur neuen Straße ins Gewerbegebiet zurück.
Vor knapp drei Jahren hatte die Stadtplanung („zähneknirschend“, so Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer) noch vorgeschlagen, die künftige Zufahrt in den Gewerbepark über die Welheimer Straße zu organisieren. Damals hatte die RAG angesichts des brennenden Haldenkörpers an der B 224 und den anstehenden, langfristig angesetzten Sanierungsarbeiten Sicherheitsbedenken geäußert, eine neue Straße parallel zur A 52 am Fuße des Abraumberges zu bauen.
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Idee der „Trasse 99“ zur Anbindung des Gewerbeparks Brauck stammt aus den 90ern
Hintergrund: Seit der Eröffnung des Gewerbegebietes 1995 verfügt der Firmenpark über eine bequeme und äußerst kurze Verkehrsanbindung an das überörtliche Straßen- und Autobahnnetz unmittelbar an der A-2-Anschlussstelle Gladbeck. Doch die heutige Direktanbindung über die Straßburger Straße mit den Auffahrten zur A 2 wird mit dem Ausbau der B 224 zur A 52 und der Errichtung des geplanten Autobahnkreuzes an der Stelle entfallen.
Schon aus den 90er Jahren stammte die Idee, eine Ersatzanbindung über eine neue Trasse („Trasse 99“ – in Anlehnung an den dort gültigen Bebauungsplan 99) auf dem schmalen Streifen zwischen der westlichen Moltkehalde und der B-224-Trasse zu schaffen. Das lehnte die RAG schließlich aufgrund der brennenden Moltkehalde und der räumlichen Enge ab, die Stadt plante mit der Welheimer Straße um, die für die Erschließung des Gewerbegebietes sogar ausgebaut werden sollte.
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Stadt peilt eine enge Zusammenarbeit mit der Autobahn GmbH an
Nun geht es zurück zu den Wurzeln, da die Ruhrkohle AG – wegen der rascheren Entwicklung des Brandgeschehens im Innern der Halde – die Sanierung schneller vorantrieb und inzwischen die Arbeiten sogar begonnen hat (WAZ berichtete). Sie rechnet damit, sie bis Jahresmitte 2024 abschließen zu können.
So konnten die ursprünglichen Überlegungen zur „Trasse 99“ wieder aufgegriffen werden, berichtete Planungsamtsleiter Karsten Fuchte dem Planungs- und Umweltausschuss – „da sie nach wie vor die Vorzugsvariante ist“. Inzwischen ist die Stadtverwaltung auch mit der Autobahn GmbH darüber im Gespräch, die die Straße mitplanen und beim Ausbau der B 224 zur Autobahn im Auftrag der Stadt mitbauen wird. Grundlage dieser engen Abstimmung sei das „Eckpunktepapier“ zwischen Stadt und Bund, in dem seinerzeit für das Ja der Stadt Gladbeck zur A 52 wichtige Aspekte beim Bau der Autobahn auf Gladbecker Stadtgebiet festgehalten wurden.
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Die alte Lösung erlaubt neue Ideen für eine umweltfreundliche Welheimer Straße
Die neue Straße („mit Radweg“) soll, so das Planungsamt, soweit wie möglich parallel zur künftigen A 52 Richtung Süden geführt werden. Sehr wahrscheinlich wird die Anbindung an die Autobahn schon auf Bottroper Gebiet etwa in Höhe der heutigen Kreuzung von B 224 und Horster Straße (Brauckstraße im weiteren Verlauf auf Gladbecker Seite) erfolgen.
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Neben dem Vorteil der kürzeren Strecke für die Firmenzufahrten ergebe sich durch den Verzicht auf die Welheimer Straße als Einfallstor ins Gewerbegebiet auch der Vorteil, so die Verwaltung, „wertvolle Landschaftsbereiche“ von Verkehr frei zu halten, etwa das Naturschutzgebiet Natroper Feld nördlich der Mottbruchhalde. Außerdem könnte die Welheimer Straße auch angesichts des Großprojekts „Gladbecker Haldenwelt“ als „großzügige Verbindung für den Fuß- und Radverkehr“ genutzt werden.
Haldensanierung unerlässlich
RAG-Sanierungsmanager Ulrich Ostrawsky berichtete im Planungs- und Umweltausschuss von den im November begonnenen Sanierungsmaßnahmen an der Westflanke der Moltkehalde.
In einem ersten Schritt werde der Wittringer Mühlenbach verrohrt (1,60 Meter Durchmesser), im unteren Haldenfuß erfolge die erste Abdeckung des Haldengrunds unter anderem mit verdichtetem Ton. Später geschiehe dies auch in den oberen Bereichen.
Sinn und Zweck der aufwendigen Arbeit: So soll der Zufluss von Sauerstoff durch die aufgeschütteten, durchlässigen Berge gestoppt werden, um den Brand im Haldenkern zu ersticken. Ostrawsky unterstrich die Wichtig- und Notwendigkeit der Arbeiten: „Im Haldeninnern, ab sieben Metern Tiefe, herrschen sehr hohe thermische Aktivitäten!“