Gladbeck. Der Verein Tierische Seminare bietet Trauergruppen für jedes Alter in Gladbeck an. Warum bei Bedarf Ponys als Seelentröster eingesetzt werden.
Frau Merkel hat eine ganz besondere Aufgabe. Sie hilft Kindern und Erwachsenen einen schweren Verlust zu verarbeiten. Mit Politik hat das überhaupt nichts zu tun. Denn Frau Merkel ist eines der vier Ponys des Vereins Tierische Seminare, der jetzt in Gladbeck drei neue Trauergruppen anbietet: für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die Ponys können zur Unterstützung in die Trauerarbeit eingebunden werden und führen in der Sprachlosigkeit „oft zu wunderbaren Ergebnissen“, berichtet Koordinatorin Kerstin Franz.
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Zu den kleinen Wundern passt der Name einer wiehernden Kollegin von Frau Merkel eigentlich besser, die Mary Poppins heißt. Auf die Namen der Ponys, darunter noch Franz und Sonja, kommt es letztlich aber nicht an, sondern auf ihre Wirkung. Denn dass das Konzept der pferdegestützten Trauerbegleitung und Hilfe in schwierigen Lebenssituationen für Kinder, Jugendliche und Familien gut funktioniert, hat das große ehrenamtliche Team um den Vereinsvorsitzenden Christian Krause bereits umfassend erprobt.
Die Idee entstand durch die Zusammenarbeit mit einer Trauerbegleiterin
„Wir sind mit Kindern aus Gelsenkirchen gestartet“, berichtet der 44-jährige Pädagoge, der sei Kindertagen Ponyfan und Halter ist. Durch die Zusammenarbeit mit einer Trauerbegleiterin aus der Nachbarstadt sei die Idee entstanden, „Ponys in die Trauerarbeit einzubinden“. Mit wohltuender und deutlicher Wirkung, etwa nach dem Tod eines geliebten Menschen wie Vater, Mutter oder Geschwisterkind, der als Trauma oft zur Sprachlosigkeit führt. „Die Pferde sind wie Türöffner und bewirken, dass die Kinder und auch Jugendlichen Gefühle wieder zulassen und das Geschehen besser verarbeiten können.“
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Die Tiere würden nichts erwarten, nichts fordern, „sie gehen wertfrei auf die Kinder zu“, ergänzt Kerstin Franz (41). Die Samtschnuten hätten zugleich aber ein unheimliches Gespür für die Befindlichkeit der Kinder und Jugendlichen, mit denen gearbeitet werde. Mit Zugewandtheit und Geduld. „So dass auch hibbelige ADHS-Kinder ganz ruhig werden, wenn sie auf dem Rücken des Ponys sitzen.“ Und alle „auch mutiger“, sagt Christian Krause. Denn zur Ponybegleitung gehöre immer das feste Ritual, dass die Kinder nach dem Ankommen und der Begrüßung selbst das Pony fertig machen, für den Spaziergang oder den Ritt durch die Natur, der freilich immer von einer ausgebildeten Person aus dem Pädagogenteam begleitet wird. Wobei dann plötzlich beim behutsamen Gesprächsaufbau auch die Tränen fließen und Worte gefunden werden könnten, um Gefühle auszudrücken und so die Trauer zu verarbeiten.
Oft brauchen das trauernde Elternteil so dringen Begleitung wie die Kinder
Bei den Ponyspaziergängen sei dann auch häufig der allein zurückgebliebene Elternteil der Kinder dabei, „und wir haben oft gemerkt, dass Mutter oder Vater selbst dringend Trauerbegleitung benötigen, so dass wir für das nun auf Gladbeck ausgeweitete Angebot drei Trauergruppen gegründet haben“, informiert Kerstin Franz. Dies sind die Kindertrauergruppe „Sternschnuppe“, die Trauergruppe „Seelenvögel“ für Jugendliche und die Trauergruppe „Lieblingsmensch“ für Erwachsene. Die Gruppentreffen finden in den Räumlichkeiten der ehemaligen Kirche St. Elisabeth an der Maria-Theresien-Straße 2 im Stadtteil Ellinghorst statt.
Trauergruppen für alle Generationen
Die Trauergruppe für Kinder „Sternschnuppe“ kommt immer Mittwochs von 16.30 bis 18 Uhr zusammen. Die Jugendlichen „Seelenvögel“ treffen sich Mittwochs von 18 bis 20 Uhr. Die erwachsenen „Lieblingsmenschen“ kommen dieses Jahr noch Montags von 18 bis 20 Uhr zusammen, ab dem neune Jahr Donnerstags von 18 - 20 Uhr.
Untergebracht sind die Trauergruppen alle in der ehemaligen Elisabeth-Kirche an der Maria-Theresien-Straße 2. Kontakt für weitere Fragen unter WhatsApp 0157 53 88 48 75. oder EMail trauergruppe@tierische-seminare.de. Weitere Informationen zum Verein auf der Homepage www.tierische-seminare.de
„Die Kindergruppe bietet einen geschützten Ort für die Trauer, wo sie unter Anleitung der beiden erfahrenen Gruppenleiterinnen das Geschehene verarbeiten können“, so Koordinatorin Kerstin Franz. Sie würden auf kreative Weise an Themen wie Gefühle, Umgang mit Trauer, Wut „oder den ersten Geburtstag oder Weihnachten ohne den Verstorbenen“ herangeführt. Bei den Seelenvögeln finden Jugendliche Verständnis für ihre besondere Lebenssituation und Gelegenheit, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen. Mit dem erfahrenen Gruppenleiter werden auch Strategien erarbeitet, um mit der Trauer umzugehen. Ähnliches erfolgt für die Erwachsenen, die einen „Lieblingsmenschen“ verloren haben. Mit Moderation von Kerstin Franz können Gefühle thematisiert und Lebenssituationen ausgetauscht werden, um in der Trauer Kraft zu schöpfen. Alle Gruppen können in ihre Trauerbegleitung auch zur Unterstützung die Ponys einbinden.
Derweil kehren gerade Simon (8) und Clarissa (5) mit Mama Daniela von der Ponytour zum Hof Schulze Langenhorst zurück, wo die wiehernden Trauerbegleiter ihren Stall haben. Die Kinder haben die Trennung der Eltern zu verarbeiten. Sie sind traurig, weil der Papa nicht mehr Zuhause wohnt, vor allem der Sohn.„Die Kinder sind mutiger geworden, die Ponys tun ihnen insgesamt sichtlich gut“, sagt Mama Daniela. Simon möchte nicht viel reden, aber er sagt: Auf den Ponys zu reiten, „das ist ein schönes Gefühl“.