Gladbeck/Essen. Eine 64-Jährige aus Gladbeck kommt mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus. Jetzt steht ihr 36-jähriger Sohn vor Gericht.

Es müssen unfassbare Szenen gewesen sein, die sich in einer Gladbecker Wohnung abgespielt haben. Eine 64-jährige Frau erleidet eine Hirnblutung und Knochenbrüche. Der Täter soll ihr eigener Sohn gewesen sein. Seit Dienstag steht er in Essen vor Gericht – und kann offenbar selbst nicht fassen, was passiert ist. „Ich kann darüber nicht reden“, sagte der 36-Jährige den Richtern zum Prozessauftakt. „Es ist mir unangenehm.“ Bestreiten will er die Vorwürfe nach Angaben seiner Verteidigerin nicht.

Gladbeck: Katzenklo über dem Kopf ausgekippt

Es war die Nacht auf den 22. April 2022, als der Sohn nach Hause kam. Laut Anklage trat er die Tür ein, prügelte seine Mutter dann in die Badewanne. Anschließend soll er ihr das Katzenklo über dem Kopf ausgeleert und auch damit zugeschlagen haben. Von Faustschlägen und brutalen Tritten ist in der Anklage ebenfalls die Rede. Und von einer Morddrohung. „Ich bringe dich um!“ So oder so ähnlich soll sich ihr Sohn damals ausgedrückt haben.

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Die 64-Jährige hatte ihren lange Zeit obdachlosen Sohn rund ein Jahr vorher aus Mitleid wieder bei sich aufgenommen. Er bekam einen Schlüssel, schlief im Wohnzimmer. Was genau passiert ist, kann der 36-Jährige offenbar nicht mehr rekonstruieren. Tabletten und Alkohol sollen zu einer Art Blackout geführt haben. „Ich habe mir damals fast das Gehirn weggesoffen.“ 16 Mal ist der Gladbecker schon verurteilt worden. Auch im Gefängnis hat er bereits mehrfach gesessen. Über seine Mutter will er offenbar nicht viel Gutes reden. „Die hat nur im Bett rumgelegen und war froh, wenn ihr einer die Einkäufe machte.“

Mutmaßlicher Täter hat schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern

Auch zu seinem Vater hat er nach einem Telefonat seit Anfang des Jahres keinen Kontakt mehr. „Ich war besoffen und frech. Das war’s.“ Die Mutter hatte sich nach der letzten Prügelattacke schwer verletzt in ihr Bett geschleppt. Am nächsten Morgen schlich sie sich aus der Wohnung und suchte bei einem Nachbarn Hilfe. Der rief sofort den Krankenwagen. Auch vorher soll es schon zu Prügelattacken auf die 64-Jährige gekommen sein.

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Einmal soll sich die Gladbeckerin 14 Tage nicht aus der Wohnung getraut haben. Laut Anklage war sie über und über mit blauen Flecken übersät. Sein Geld hat der Angeklagte zuletzt mit Schwarzarbeit verdient. „Ich habe reichen Leuten den Garten gemacht“, sagte er vor Gericht. Der Verdienst ging jedoch immer wieder sofort für Alkohol und Drogen drauf. „Immer, wenn ich aus dem Gefängnis kam, ging alles wieder von vorne los.“ Die Richter denken neben einer möglichen Bestrafung deshalb auch über eine Zwangstherapie nach. Der Prozess wird fortgesetzt.