Gladbeck. Die genervten Anwohner des Gladbecker Problemhochhauses Steinstraße haben vorm Rathaus protestiert. Und die Politik so zum Hinhören gezwungen.

Eines haben die Nachbarn des Problemhochhauses immerhin geschafft: Die Sitzung des Gladbecker Stadtrates fing gestern wegen ihres Protestes vorm Rathaus 15 Minuten später an. Und einen Dringlichkeitsantrag der CDU zur Situation an der Steinstraße 72 gab es zudem auch noch, mit dem sich die Politik dann nach Sitzungsbeginn beschäftigte.

„Ja, das ist unser Leben. Und das ist nicht schön!“: Beweise für diese Aussage haben die Anwohner des Problemhochhauses Steinstraße 72 für den Protest vorm Rathaus akribisch zusammengetragen. In Form von etlichen Fotos von den Bergen an Müll, Unrat und Sperrmüll, der eigentlich immer um das Gebäude herumliegt. Auf einer Plane ausgebreitet haben sie zudem den Müll, der regelmäßig in ihren Gärten und sogar auf den Hausdächern in der unmittelbaren Umgebung des Hochhauses landet. Denn nach so einem Grillgelage auf der Wiese am Hochhaus wird nicht etwa aufgeräumt. Vögel greifen die Reste dann auf, lassen sie in der Umgebung fallen – gerne auch mal die blanken Knochen der Tiere, die da auf dem Grill gelegen haben.

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Aus einer riesigen Box tönte darüber hinaus Donnerstag auf dem Willy-Brandt-Platz die Musik, mit der die Nachbarn regelmäßig aus dem Hochhaus beschallt werden. Die Musik musste allerdings leiser gedreht werden zu Beginn der Ratssitzung. Eine Anweisung von KOD und Polizei. Aber immerhin: „Einige Politiker haben schon sehr überrascht auf das reagiert, was wir täglich erleben“, so der erste, vorsichtige Eindruck von Ralf Rauschmann, der die Demo mitinitiiert hat.

Bürgermeisterin Weist spricht vom Weg der kleinen Schritte in Sachen Steinstraße 72

Betroffen zeigte sich auch Bürgermeisterin Bettina Weist, die noch am Tag vor der Demo das städtische Büro im Hochhaus Steinstraße eröffnet hatte. Schon den Termin vor Ort, aber auch den Protest vorm Rathaus, nutzte sie, um mit den Anwohnern zu reden.

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Den großen Rundumschlag zur Verbesserung der Situation an der Steinstraße, den konnte sie allerdings nicht in Aussicht stellen. Man werde stattdessen wohl weiter den Weg der kleinen Schritte gehen müssen, um Verbesserungen herbeizuführen. Das wiederum konnte die Anwohner nicht überzeugen: „Noch so eine Sommersaison wie diese, mit dem Lärm und den Zuständen, werden wir nicht hinnehmen!“

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Etwas größere Schritte forderte dann auch die CDU in ihrem Dringlichkeitsantrag an den Rat zur Steinstraße 72. In dem wird die Verwaltung nämlich aufgefordert, „Kontakt mit den Fachbehörden der Nachbarstädte Gelsenkirchen und Essen sowie der Polizeipräsidentin aufzunehmen, um weitreichendere Maßnahmen zur Befriedung der Situation vor Ort zu beschließen“. Darüber hinaus, so der Antrag weiter, soll die Verwaltung das Landesinnenministerium um Unterstützung bitten, „um Maßnahmen zu entwickeln, die die bisherigen ergänzen oder ersetzen, da sich die Lage für die anwohnende Bürgerschaft bisher nicht wesentlich verbessert hat“. Nach intensiver Diskussion wurde der Antrag allerdings mehrheitlich abgelehnt. Aber immerhin: Den Nachbarn ist es auf jeden Fall gelungen, sich Gehör zu verschaffen!