Gladbeck. Der Ausbildungsmarkt hat sich nach dem Corona-Lockdown erholt. Aktuell suchen Firmen Auszubildende. Plätze sind auch in Gladbeck noch frei.

Die sich entspannende Lage der Corona-Pandemie macht sich auch auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar. Mit deutlich besseren Chancen für Gladbecker Teenager und Twens als im Vorjahr, jetzt noch einen Platz für den Start ins neue Ausbildungsjahr am ersten September zu finden. Warum, das erklärte der Leiter der Arbeitsagentur für den Kreis Recklinghausen, Frank Benölken, beim Vor-Ort-Termin im Gladbecker Kunststoffwerk der Surteco AG (Döllken).

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„Viele Firmen haben jetzt einen Nachholbedarf, Ausbildungsstellen zu besetzen, da sie auch daran interessiert sind, Fachkräfte für ihren Bedarf auszubilden. Und es ist ja oft absehbar, dass langjährige Mitarbeiter in den Ruhestand gehen“, so der Agenturchef. Genau 11,7 Prozent mehr Azubi-Stellen als 2020 seien im Kreis gemeldet worden. Im Vorjahr habe es hingegen pandemiebedingt bei vielen Betrieben eine große Zurückhaltung in Sachen Ausbildungsstellen gegeben, da oft ja unklar gewesen sei, „wie sich im Einzelnen die wirtschaftliche Lage weiter entwickelt“. Kreisweit seien so 2020 rund 16 Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen worden als im Vorjahr. Jetzt zöge die Konjunktur wieder deutlich an, so dass dieses Jahr der Agentur für Arbeit kreisweit 252 Berufsausbildungsstellen gemeldet worden seien. Genau 58 Stellen mehr als im Vorjahr und damit ein sattes Plus von fast 30 Prozent.

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Surteco in Gladbeck hat die Zahl der Auszubildenden in der Coronakrise nicht reduziert

Vorbildlich in Sachen Ausbildung habe sich die Firma Surteco in Gladbeck verhalten, lobte Benölken. Da trotz Corona-Krise die Zahl der Auszubildenden auch 2020 nicht reduziert worden sei. Dass dies trotz deutlicher Pandemie-Auswirkungen geschah, berichtet Surteco-Werksleiter Christoph Kremer. „Wie in vielen anderen Branche auch, sind uns im Corona-Lockdown Aufträge weggebrochen und wir mussten in Kurzarbeit gehen.“ Für den Gladbecker Standort habe auch eine Entscheidung getroffen werden müssen, „wie wir mit dem Thema Ausbildung weiter umgehen“. Obwohl unsicher gewesen sei, wie lange die Corona-Restriktionen noch anhalten, „haben wir uns entschlossen, weiter zu machen und Auszubildende einzustellen, da wir ja zukünftige Fachkräfte brauchen“, so der Standortchef.

Konkret seien im ersten Coronajahr 2020 „elf neue Auszubildende eingestellt worden“, berichtet Personalreferent Sebastian Kalinowski. Zehn Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik und eine kaufmännische Auszubildende. Die gleiche Anzahl Verträge sei bereits für das Ausbildungsjahr 2021 unterschrieben, mit acht gewerblichen und zwei kaufmännischen Azubis. Kalinowski: „So dass aktuell 31 Auszubildende über alle Lehrjahre am Standort Gladbeck beschäftigt sind.“ Aber noch seien nicht alle Plätze besetzt, „wir suchen noch zwei Auszubildende zum Verfahrensmechaniker und einen Werkzeugmechaniker“, die offenen Stellen in Gladbeck seien über die Homepage des Unternehmens (karriere.surteco.com/Ausbildung) zu finden. Weitere Ausbildungsmöglichkeiten in anderen Branchen können über die Hotline der Arbeitsagentur, Tel. 02361-40 20 21, erfragt werden.

Im Lockdown konnte keine Ausbildungsbörse stattfinden und Schulen nicht besucht werden

Da coronabedingt die große, kreisweite Ausbildungsbörse in Recklinghausen nicht stattfinden konnte, „auf der sich Betriebe aus der Region rund 1000 Schülern und ausbildungsinteressierten Besuchern präsentieren“, sei die Nachwuchsgewinnung erschwert worden, erzählt Agenturchef Benölken. Auch Ausbildungsbeauftragte der Firmen konnten nicht wie üblich Schulen besuchen, um über berufliche Perspektiven zu berichten und zu informieren. Man habe sich so auch für Gladbeck überlegt, welche anderen Wege möglich seien. „Im Rahmen der Woche der Ausbildung haben wir dann einerseits mit Betrieben kooperiert und andererseits passende Bewerber aus unserem Bestand der Ausbildungsplatzsuchenden angesprochen“, berichtet der für Gladbeck zuständige Ausbildungsplatzvermittler Jan Serafin. Mit dem Ziel, ein Online-Speeddating zu ermöglichen. Knapp 20 Betriebe seien pro Kreiskommune beteiligt gewesen und je zehn Teilnehmer pro Betrieb zur Videokonferenz eingeladen worden.

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Auch Surteco beteiligte sich, um über die Perspektiven im Gladbecker Betrieb zu informieren. Von der Qualität einer guten Ausbildung sind die Surteco-Lehrlinge bereits überzeugt. Denn ihr Ausbildungsbetrieb hat offensichtlich vorbildlich gehandelt. „Als wir in der Berufsschule wegen Corona in den Distanzunterricht mussten, sind wir bei Bedarf mit Laptops ausgestattet worden“, erzählt Jonas Hillenbrand (18), Auszubildender zum Verfahrensmechaniker im zweiten Lehrjahr. Das Unternehmen habe auch einen Ex-Kantinenbereich als Lernstudio eingerichtet, wo sich die Azubis am Berufsschultag für den Distanzunterricht treffen und in die stabile Datenleitung einloggen konnten. Obwohl das Lernen in Distanz deutlich schwerer sei als beim Präsenzunterricht, „haben wir alle unsere Zwischenprüfung gut bestanden“, berichtet Azubikollege Emre Yazici (18).