Gladbeck. Im Hotel Atlantic in Hamburg fing alles an. Dort ist Rocker Udo Lindenberg Dauergast. Seine „Likörelle“ brachten einen Gladbecker auf eine Idee.

1976 haben sich die Gebrüder Reuer als Unternehmer in Gladbeck etabliert. Waren es bisher mit dem Antiquitätenhandel, der Spedition und dem Palettenverkauf drei solide Standbeine ihrer Aktivitäten, so kommt nun mit einer ganz besonderen Kunstgalerie ein viertes hinzu. „Die Initialzündung für dieses neue Vorhaben kam durch eine Übernachtung, die ich vor einiger Zeit im Hotel Atlantic in Hamburg hatte“, berichtet Wilfried Reuer, einer der beiden Brüder.

Bekanntlich lebt dort Panikrocker Udo Lindenberg als Dauergast. Im Hotel habe es eine Ausstellung seiner Bilder gegeben, so Reuer weiter, die ihn fasziniert habe. Und so war eine Idee geboren! „Wir haben dann Kontakt zu Udos Galeristen und seinem Management aufgenommen, uns beraten lassen, wie man eine Galerie aufbaut und schließlich erste Exponate erworben“, sagt der Fachmann für Gründerzeit-Antiquitäten rückblickend.

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Im neuen Gladbecker Kunsthaus hängen Werke unterschiedlicher zeitgenössischer Künstler

Ein echter Udo Lindenberg.
Ein echter Udo Lindenberg. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Mittlerweile hängen in der ersten Etage über der großen Werkshalle, in der sich die Paletten stapeln, auf 300 Quadratmetern etwa 150 bis 180 Exponate unterschiedlicher zeitgenössischer Künstler in einem interessanten Zusammenspiel mit klassischen Möbelstücken aus Barock und Rokoko. Galerieleiterin Lena Reuer, Wilfried Reuers Tochter, will die ausgestellten Künstler nicht in einer Schublade verortet wissen, obwohl sie alle in Richtung Pop Art Kunst tendieren.

Ein bekannter Vertreter der „German Pop-Art“ ist beispielsweise Michel Friess, der ebenfalls hier zu finden ist. „Jede und Jeder hat einen eigenen Stil“, meint die Galeristin. Insbesondere ein breites Publikum werden die Werke von Udo Lindenberg, Otto Waalkes und Frank Zander ansprechen. Alle drei haben sich einen Namen im Musik- und Unterhaltungsbereich gemacht und sind mittlerweile auch im Kunstbetrieb etabliert. Dabei hat jeder von ihnen zunächst eine Art Markenzeichen entwickelt, wodurch sie – teilweise bis heute – ihren Wiedererkennungswert steigern.

Otto Waalkes startete seine „Malerkarriere“ mit den Ottifanten

Die Freunde Udo Lindenberg und Otto Walkes, gemalt von Otto Waalkes.
Die Freunde Udo Lindenberg und Otto Walkes, gemalt von Otto Waalkes. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Otto Waalkes startete seine „Malerkarriere“ mit den Ottifanten, die bis heute in seinen verfremdeten Werken immer wieder auftauchen. Als sehr bekannte Vorlage dient ihm beispielsweise die berühmte Fotografie „Mittagspause“ - möglicherweise von Charles C. Ebbets – aus dem Jahre 1932, die hoch über Manhattan die am Bau des Rockefeller Centers in New York beteiligten Arbeiter ablichtete. Waalkes nennt sein Werk „High Society“ und mischt unter die Gruppe nicht nur sich selbst, sondern auch seine Figuren, das Faultier Sid, die Selbstkarikatur Bubi und den Ottifanten.

Unterhaltungskünstler Frank Zander hat seinen Nachnamen zum Markenzeichen gemacht, indem der Zander-Fisch in seinen Werken eine große Rolle spielt. Es gibt den „Selfie-Fisch“, den „Shopping-Fisch“ und gleich mehrfach den „Piccolöchen-Fisch“. Darüber hinaus hat Zander seine „Helden“ von John Lennon und Paul Mc Cartney bis Prince und David Bowie in verschiedenen Techniken porträtiert.

Udo Lindenberg begann Mitte der 1990er Jahre mit den „Udogrammen“

Werke von Frank Zander

Im Kunsthaus Reuer (kunsthaus-reuer.de) an der Brüsseler Straße 63 wird am Samstag, 26. November, eine Sonderausstellung mit Werken von Frank Zander gezeigt. Der Künstler ist an diesem Tag von 10 bis 16 Uhr anwesend und wird seine Arbeiten bei Bedarf mit persönlichen Widmungen versehen.

Einzelne Werke von Frank Zander findet der Besucher weiterhin in der Galerie, Mo.-Fr., 8 bis 16.30 Uhr und nach Vereinbarung. Kontakt: office@reuer-gladbeck.de

Udo Lindenberg begann Mitte der 1990er Jahre mit den „Udogrammen“, Autogramme, die er mit witzigen Karikaturen und Sprüchen versah. Viele seiner aktuelleren Werke nehmen Bezug auf die eigenen Songs, wie „Ich mach mein Ding“, das in die Reihe der „Likörelle“ gehört, eine Technik, die er sich hat patentieren lassen. Das sind Bilder, in denen mithilfe von Eierlikör oder Curacao blue für kräftige Farbeffekte gesorgt wird.

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Die Ausstellung im „Kunsthaus Reuer“ ist ausgesprochen vielseitig und sehr unterhaltsam. Bei diesen Exponaten soll es aber nicht bleiben, wie Wilfried Reuer erklärt: „Wir sind unter Kaufzwang, weil es oft nur Unikate gibt oder sehr kleine Auflagen, die dann schnell vergriffen sind. Eine gute Galerie muss diese Werke natürlich im Bestand haben.“