Gladbeck. Leuchtreklamen aus, Ladentüren schließen: Ab dem 1. September gelten Vorschriften zum Energiesparen. Was das für Gladbecks Innenstadt bedeutet.

Ab dem 1. September greifen die neuen Vorschriften zum Energiesparen. Leuchtreklamen an Geschäften müssen dann um 22 Uhr ausgeschaltet werden, Ladentüren sollten nicht dauerhaft offen stehen, Denkmäler und öffentliche Gebäude nicht mehr angestrahlt werden. Gehen dann etwa in Gladbecks Innenstadt alle, oder fast alle Lichter aus?

Ganz so dramatisch stellt sich die neue Situation für Georg Hahne nicht dar. Der Vorsitzende des Gladbecker Einzelhandels sieht eher etwas anderes sehr kritisch. Doch erst zurück zum Licht. „So viele Leuchtreklamen gibt es gar nicht mehr in unserer Innenstadt. Die sind doch schon vor Jahren mehr oder weniger aus dem Stadtbild verschwunden, seitdem ein neues Lichtkonzept erarbeitet worden ist“, sagt Hahne. Und da die Verordnung, die ab dem kommenden Donnerstag umgesetzt werden soll, nicht die Schaufensterbeleuchtung umfasst, sieht der Juwelier das Ganze eher gelassen. „Die Veränderung wird in Gladbecks Fußgängerzone nicht so groß ausfallen.“

Licht stellt immer einen Sicherheitsfaktor dar – auch in Gladbecks Innenstadt

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Natürlich müsse man schauen, wie mit dem Anstrahlen der öffentlichen Gebäude – Rathaus, Lambertikirche – verfahren werde. Letztendlich, gibt Hahne zu bedenken, stellt Licht auch immer einen Sicherheitsfaktor dar. Es könne also nicht sein, dass sich nach 22 Uhr dann niemand mehr in die Innenstädte traut. Generell wünscht sich der Gladbecker Geschäftsmann ein „Vorgehen mit Augenmaß“. Es nütze niemandem, das Thema zu überdrehen.

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Für Hahne stellt sich zudem die Frage, ob man in Deutschland tatsächlich immer gleich für alles eine Verordnung benötigt. Schließlich sollte jeder Einzelhändler immer auch seine Energiekosten im Blick haben, schon jetzt. „Wir müssen am Ende des Tages ja die Rechnung zahlen. Insofern haben doch wahrscheinlich die meisten Geschäfte schon längst energetische Optimierungen vorgenommen.“ Was dabei aber immer ebenso im Fokus bleiben müsse, sei die Einnahmenseite. „Die Kunden dürfen also nicht vor einem Laden stehen, der so dunkel ist, dass man nicht mehr genau weiß, ist das Geschäft nun auf oder geschlossen.“

Eine geschlossene Ladentür mache nicht in jedem Geschäft Sinn

Jede eingesparte Kilowattstunde hilft

Das Bundeskabinett hat weitere Energiesparmaßnahmen beschlossen, die kurz- und mittelfristig „zur Sicherung der Energieversorgung beitragen“ sollen. Unter anderem sollen weniger Büroflächen geheizt werden und Gebäude, Denkmäler und Werbeflächen zu bestimmten Zeiten nicht mehr beleuchtet werden.

Um eine Notsituation bei der Energieversorgung im Winter zu vermeiden, müssen Politik, Unternehmen und Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin zusammenarbeiten: Jede eingesparte Kilowattstunde, egal ob von öffentlichen Einrichtungen, von Bürgerinnen und Bürgern oder von der Wirtschaft, hilft gegen die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen, heißt es aus Berlin.

Und auch, was die geschlossene Ladentür angehe, sei das nicht in jedem Fall immer die optimale Lösung. „Bei einem großen Geschäft mit viel Kundenfrequenz frisst das ständiges Auf und Zu am Eingang garantiert mehr Energie, als wenn die Ladentür geöffnet bleibt. In seinem Geschäft hingegen, so Hahne weiter, sei die Eingangstür schon jetzt immer geschlossen, um Energie zu sparen.

Die Temperatur in den Läden des Einzelhandels wird in der neuen Verordnung gar nicht thematisiert, anders als das Heizen von Büroräumen. Dort soll es ja im Winter etwas kühler bleiben mit nur noch 19 Grad. Dabei, meint Georg Hahne, müsste es auch dem Einzelhandel möglich sein, noch mit ein, zwei Grad weniger in den Läden klar zu kommen. „Schließlich sind alle in der kalten Jahreszeit entsprechend gekleidet. Und wer zieht schon Jacke oder Mantel aus, wenn er ein Geschäft betritt.“

„Wir laufen Gefahr, in eine Panikstimmung zu verfallen“

Bleibt es bei einem moderaten Umgang mit der neuen Verordnung zum Energiesparen, sieht der Chef der Gladbecker Einzelhändler eigentlich auch dem nahenden Weihnachtsgeschäft recht entspannt entgegen. Was ihm allerdings Sorgen bereitet: „Wir laufen gerade Gefahr, mal wieder in einer Art Panikstimmung zu verfallen.“ Schlagzeilen wie „Können wir bald nur noch in einem Zimmer heizen?“ seien einfach kontraproduktiv.

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Bei allen Problemen dürfe man niemals aus den Augen verlieren, dass es den Menschen in Deutschland im Vergleich zu den Umständen in anderen europäischen Ländern noch richtig gut gehe. Natürlich gebe es auch hier Menschen, die die Preissteigerungen nicht stemmen können. „Aber da ist dann die Hilfe des Staates gefragt!“