Gladbeck. In Gladbeck entsteht ein neues Seniorenheim. Damit wird die absehbare Bedarfslücke geschlossen. Das Konzept enthält auch besondere Wohnformen.
Eine gute Nachricht für die auch in Gladbeck älter werdende Gesellschaft: Im bevölkerungsreichen Stadtsüden soll ein neues Seniorenheim gebaut werden, sodass der weiter entstehende Bedarf nach mehr Pflegeplätzen für betagte Gladbeckerinnen und Gladbecker gedeckt werden kann. Die Investoren stellten im Sozialausschuss jetzt ihre Pläne in Kooperation mit der Stadtverwaltung vor. Die neue Einrichtung ist mit modularem Konzept mit großzügigen Gemeinschaftsbereichen, hellen Räumen, großzügigen Dachterrassen und auch einer besonderen Wohnform geplant worden.
Lesen Sie auch
- Arbeitsmarkt. Fachkräftemangel bekämpfen: Experten starten Initiative
- Rechte Demonstration. Kundgebung der BPE in Gladbeck – Polizei musste einschreiten
- Stadtfest. Appeltatenfest: Meryem Cin (38) trainiert für den Wettkampf
- Tipp. Von T-Shirt bis Handy: Secondhand ist gefragt in Gladbeck
Die Einrichtung soll auf dem Areal der einstigen Bauunternehmung Wilhelm Herber (Horster Straße 216) entstehen und umfasst das 3383 Quadratmeter große Ex-Firmenareal im Bereich Horster-/Johanna und Theodorstraße. Im Gespräch mit der WAZ lobte Stadtbaurat Volker Kreuzer die herausfordernde Planung im Bestand des vom Investor LGI beauftragten Architekturbüros Maas & Partner aus Münster, „die sich hervorragend und harmonisch in die bestehende Architektur einfügt und zugleich neue moderne Akzente im Stadtteil Brauck setzt“. Im Blick auf den wichtigen Klimaausgleich im städtischen Bereich sei zudem positiv zu sehen, dass die Planung sich um den Erhalt alten Baumbestandes im Grünstreifen Richtung Horster Straße bemühe.
85 Pflegeplätze und eine Senioren-WG sind geplant
Architekt Michael Maas präsentierte im Ausschuss Planungsunterlagen für das Seniorenpflegezentrum, das unweit der Stadtteilgrenze zu Butendorf 85 Pflegeplätze, davon fünf feste Kurzzeitpflegeplätze, vorhalten wird. Hinzu kommen zehn Wohnplätze für eine ambulante Senioren-WG mit Dachterrasse in Richtung Horster Straße. „Die es so bislang in Gladbeck nicht gibt“, lobt Sozialdezernent Rainer Weichelt. Untergebracht ist diese im dritten Obergeschoss des an dieser Hauptstraße bis zu viergeschossigen Baukörpers, der an der Johannastraße drei- und der Theodorstraße zweigeschossig reduziert wird, um sich in die Umgebungsbebauung einzufügen. Das so baulich umfasste rund 600 Quadratmeter große Innencarré wird parkähnlich zur Erholung und für den Außenaufenthalt der Bewohner und Besucher gestaltet. Vorgesehen sind auch 20 Parkplätze.
Bedarf für ein weiteres Pflegeheim bis 2024
Patrick Hundt, Fachbereichsleiter Soziales in der Kreisverwaltung, hatte vor der Präsentation der Baupläne deutlich gemacht, dass die Pflegeplanung des Kreises Recklinghausen für Gladbeck den Bedarf für ein zusätzliches Seniorenpflegezentrum bis spätestens 2030 feststelle. Aufgrund der demografischen Entwicklung und geburtenreicher Jahrgänge, die dann Pflegebedarf hätten, entstehe zudem Bedarf für ein weiteres Pflegeheim in Gladbeck bis 2040.
Der Vorlauf und die Planung zur Errichtung eines Seniorenheimes seien oft langwierig, sagt Reingard Ruch, Leiterin der Abteilung Senioren und Gesundheit in Gladbeck, „so dass wir das Engagement der LGI GmbH zu einem so frühen Zeitpunkt sehr begrüßen.“
Die Innenarchitektur des neuen Seniorenzentrums solle jeglichen Krankenhauscharakter mit langen weißen Fluren vergessen lassen. Das modulare Konzept orientiere sich im Pflegewohnbereich daher „an dorfähnlichen Strukturen“, so Architekt Maas. Der Versammlungsplatz sei der große offene Gemeinschaftsbereich für gemeinsame Aktivitäten, darunter eine große Küche, wo täglich mit den Bewohnern frisch gekocht werde. Große Fenster ermöglichen auf den Wohnetagen Ausblicke in den grünen Innenhof und das umgebende Viertel. Die Zimmer der pflegebedürftigen Bewohner sind von überschaubarer funktionaler Größe (je 17,3 Quadratmeter plus 4,5 Quadratmeter Sanitärbereich).
Im Erdgeschoss wird ein Café eingerichtet, das den Stadtteilbewohnern offensteht
Der geplante Neubau solle als offenes Haus auch das Stadtviertel bereichern, sagt Investorin Mareen Berlet. Dementsprechend werde im Erdgeschoss ein Café eingerichtet, das auch externen Stadtteilbewohnern für einen Besuch offensteht. Die Mit-Geschäftsführerin des von ihren Eltern gegründeten Familienunternehmens unterstrich die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Gladbeck bei der Grundstückssuche, denn geeignete Flächen seien im gesamten Ruhrgebiet „und somit auch in Gladbeck, Mangelware“. Die Ansprechpartner innerhalb der Stadtverwaltung seien „offen für unsere Ideen und begleiten uns konstruktiv“. Man habe sich auch für den Standort entschieden, weil man die Entwicklung in Gladbeck mit der Neugestaltung der Horster Straße und des nahen Sportparkes Mottbruchs mitverfolge und darin Zukunftspotenzial sehe. Die LGI GmbH (Lutter-Günther Immobilien) hält Miet- und Gewerbeimmobilien im Portfolio, darunter bereits zwei Objekte in Gladbeck.
+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++
Die LGI-Geschäftsführung nennt keine konkreten Zahlen, will am Standort aber einen achtstelligen Millionenbetrag investieren. Wer die Einrichtung betreiben wird, steht noch nicht fest. Man stehe mit mehreren Interessenten in intensiven Gesprächen, so Mareen Berlet. Bürgermeisterin Bettina Weist sichert zu, „das Bauvorhaben weiterhin positiv zu begleiten“. Der Bauantrag soll möglichst im Herbst eingereicht und im Frühjahr 2023 mit den Bauarbeiten begonnen werden, deren Verlauf freilich auch von der Verfügbarkeit der Baustoffe und Gewerke abhängig sei. Mit der positiven Erwartung, „dass die ersten Bewohner vielleicht schon Ende 2024 oder spätestens im Frühjahr 2025 ihr neues Zuhause beziehen können“, so Architekt Michael Maas.