Gladbeck. Im Vergleich zum Vorjahr sind einige Viruserkrankungen deutlich häufiger gemeldet worden. Darum sieht das Gesundheitsamt keinen Grund zur Sorge.

Der Infektionsbericht des Landeszentrums Gesundheit NRW weist auf, dass im Vergleich zum Vorjahr die Fälle meldepflichtiger Viruserkrankungen (neben Corona) deutlich zugenommen haben. Das gilt auch für den Kreis Recklinghausen mit Gladbeck. Die Krankenkassen IKK Classic und AOK NordWest warnen vor einer Infektion mit dem Rotavirus, für den es keine Medikamente zur direkten Bekämpfung gibt.

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Die Zahl der Rotavirus-Infektionen im Kreis Recklinghausen ist verglichen mit dem Vorjahr deutlich nach oben geschnellt. Wurden im Vorjahr von Januar bis zum 5. August 12 Fälle gemeldet, so sind dieses Jahr im gleichen Zeitraum bereits 61 Infektionen registriert worden. „Bedenklich bei dieser Entwicklung ist vor allem, dass Rotaviren insbesondere für Kleinkinder, Senioren und Menschen mit geschwächten Immunsystem gefährlich sind, im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen können“, so Michael Lobscheid von der IKK Classic. Medikamente gegen das Virus gibt es nicht. Der Arzt kann lediglich Mittel verordnen, die die Symptome lindern. Hygienemaßnahmen, etwa schon das gründliche Händewaschen, können dazu beitragen die Ausbreitung zu verhindern.

Die Lockerung der Hygienemaßnahmen begünstigt die Infektionswege

Auf den ersten Blick alarmierend schient auch der Anstieg der laborbestätigten Norovirus-Fälle zu sein: Bis Anfang August erfolgten kreisweit 241 Meldungen, im Vorjahreszeitraum lediglich 15. Bei Hepatitis B waren es 128 (Vorjahr 47), bei Influenza 93 (2), bei Salmonellen 17 (3) oder bei Windpocken 18 (11) Erkrankungen. Als Ursache für den starken Anstieg gehe die Gesundheitsbehörde des Kreises davon aus, dass die Lockerung der Corona-Maßnahmen die Virusübertragung wieder leichter möglich macht. „Die Zahlen sind so nicht überraschend, da während der vergangenen beiden Jahre Kontaktbeschränkungen und Abstands- und Hygieneregeln die Ausbreitung vieler Infektionskrankheiten gebremst haben“, so Svenja Küchmeister von der Pressestelle.

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Durch das lange Tragen von Mundschutz & Co. sei das Immunsystem zudem generell nicht mehr so auf die Virenbekämpfung eingestellt wie vor Corona. Vergleiche man indes die „Normallage“ vor der Pandemie, so seien beispielsweise im Kreis im Monat Juli 2019 zwölf Rotavirus-Fälle und 18 Norovirus-Erkrankungen gemeldet worden. Die Infektionslage sei somit ähnlich wie diesen Juli gewesen, mit sieben beziehungsweise 25 Fällen. Die Gesundheitsbehörde sehe so keinen Grund zur besonderen Beunruhigung, Viruserkrankungen sollten generell aber nicht unterschätzt werden.

Das Rotavirus kann für Kleinkinder lebensbedrohlich sein

Denn das Rotavirus ist beispielsweise die weltweit häufigste Ursache für schwere Durchfallerkrankungen bei Säuglingen und Kindern. Es ist hochansteckend und wird leicht übertragen. Auch Erwachsene können sich mit dem Virus infizieren. Durch den starken Durchfall verlieren die Patienten viel Flüssigkeit, was besonders für Säuglinge (Schluckimpfung von der Impfkommission empfohlen) und Kleinkinder lebensbedrohlich sein kann. Eltern sollten daher unbedingt einen Arzt aufsuchen. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Schmierinfektion. Hat eine Infektion stattgefunden, setzt nach ungefähr drei Tagen Durchfall ein, der innerhalb weniger Stunden immer schlimmer wird. Oftmals kommen Übelkeit, Erbrechen, starke Magenschmerzen oder Fieber hinzu.