Gladbeck. Gastronomie kämpft auch in Gladbeck mit Personalmangel. Zusätzlich steigen Energie- und Einkaufspreise, Gäste kommen seltener, um Geld zu sparen.
In der Gastronomie fehlt Personal und auch einige Gladbecker Restaurants und Cafés kämpfen seit der Pandemie mit dem Personalmangel. Daneben machen nun auch die Inflation und steigende Energiepreise den Gastronomen zu schaffen. Zu den höheren Einkaufspreisen und Kosten für Energie kommt, dass Gäste fernbleiben, um Geld zu sparen. Der Krisenmodus fordert Anpassung: Manche Betriebe verkürzen ihre Öffnungszeiten oder verkleinern ihre Speisekarte, andernorts steht der Chef wieder über zehn Stunden täglich selbst in der Küche.
Eigentlich hat Goran Koscevic, Betreiber des Restaurants im Wasserschloss Wittringen, keine Zeit für ein Gespräch. Momentan mache er den Job für Drei und steht wieder über zehn Stunden täglich in der Küche. „Beim Servicepersonal haben wir noch Glück und konnten sogar noch ein paar neue Leute einstellen. In der Küche fehlen aber zwei, drei Leute“, beklagt Koscevic, der seit der langen Coronapause mit weniger Küchenpersonal auskommen muss. Auch eine bessere Bezahlung und arbeitnehmerfreundlichere Arbeitszeiten konnten die Personallücke bisher nicht schließen. In der Konsequenz öffnet die warme Küche in Wittringen erst um 14 Uhr statt wie gewohnt um 12 Uhr.
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Das griechische Restaurant Artemis setzt auf Familienangehörige
Auch im Rathaus-Café Schwarte ist die Personalsituation angespannt: Statt mit wie vor Corona über 20 Mitarbeitern, muss Inhaber Heiner Schwarte nun mit zehn Angestellten auskommen, die Ausbildungsstelle bleibt unbesetzt. „Wir haben unsere Kernöffnungszeiten gekürzt“, erklärt Schwarte die Veränderungen für die Gäste. Dabei sei er mit dem Cafébetrieb noch in der besseren Position: Dadurch, dass das Café nur tagsüber geöffnet ist und die Mitarbeiter sonntags und an Feiertagen frei haben, ist eine Anstellung im Café noch vergleichsweise attraktiv.
Ebenfalls glimpflich kommt bisher Evangelos Vasileiou, Inhaber des griechischen Restaurants Artemis, durch die Personalkrise. „Bei uns ist es gerade noch entspannt, aber da sind wir eine Ausnahme in der Branche“, berichtet Vasileiou, der über einen Lieferservice während der Lockdowns sein Personal halten konnte. Aber auch er merkt: „Wenn wir einen Mitarbeiter verlieren, finden wir keinen Ersatz.“ Weil Artemis ein Familienbetrieb ist und die Hälfte der zehn Mitarbeiter Familienangehörige sind, kann Vasileiou etwas ruhiger in die Zukunft blicken. „Da haben wir einfach Glück“, gibt der Gastronom zu.
Gastronomen: Preiserhöhungen hinauszögern
Die gestiegenen Lebensmittelpreise wollen die Gastronomen nicht direkt an ihre Gäste weitergeben. „Wir wollen erstmal die Preise stabil halten und den Kunden, die uns während Corona die Treue gehalten haben, so etwas zurückgeben“, findet Heiner Schwarte vom Rathauscafé Schwarte. Er gibt aber auch zu bedenken, dass eine Preiserhöhung nur aufgeschoben sei und vermutlich noch vor dem Herbst notwendig werde.
Auch Evangelos Vasileiou wird in spätestens zwei oder drei Monaten reagieren müssen und die gestiegenen Preise an seine Gäste im Restaurant Artemis weitergeben. „Über Gewinn müssen wir da gar nicht reden. Wir versuchen nur, die Kosten zu decken“, schildert er die angespannte Finanzlage.
Einige Gäste bestellen im Restaurant aus Kostengründen nur noch Beilagen
Während die Personalsituation unterschiedlich angespannt ist, sorgen sich alle Gastronomen angesichts der steigenden Lebensmittel- und Energiepreise, die manche Gäste vom Café- oder Restaurantbesuch abhalten. „Es kommen weniger Gäste und man sieht es auch auf den Tellern: Es werden günstigere Produkte bevorzugt, manche bestellen auch nur Beilagen“, beobachtet Goran Koscevic in seinem Restaurant. Auch wenn die Nachfrage derzeit noch gut ist, blickt auch Heiner Schwarte besorgt auf die kommenden Monate. „Anders als das Brot beim Bäcker ist Essen gehen Luxus, auf den man dann verzichtet. Wir rechnen ab Oktober oder November mit einem Knick“, prognostiziert Schwarte.
Im Restaurant Artemis bemerkt auch Evangelos Vasileiou, dass seine Gäste sich angesichts der steigenden Preise Sorgen machen. „Auch hier dürfen wir derzeit nicht meckern, unsere Stammgäste und Freunde halten uns die Treue. Trotzdem machen wir uns Sorgen, wie der Winter wird, wenn alle die Krise zu spüren bekommen und die Preise weiter steigen“, so Vasileiou.
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Um besser planen zu können und Kosten zu reduzieren, überlegen die Gastronomen im Wasserschloss Wittringen und bei Artemis, ihre Speisekarten zu verkleinern, wollen diesen Schritt aber möglichst lang hinauszögern. Wenn sich im Winter auch durch die hohen Energiepreise das Heizen eines kaum gefüllten Speisesaals nicht lohnt, überlegt Heiner Schwarte, wieder auf den Außerhaus-Verkauf umzusteigen. „Momentan haben wir gut zu tun, aber die Aussichten sind alles andere als rosig“, fasst er die Situation zusammen.