Gladbeck. Die GWG saniert seit Monaten neun Häuser in Gladbeck von Grund auf. Etliche Mieter haben eine Menge Beschwerden. Leben auf einer Baustelle.

Die Nerven liegen blank bei etlichen Mietern in den GWG-Häusern Rockwoolstraße 11, 13 und 15 in Gladbeck. Mit wem man auch spricht in oder vor den Achtfamilienhäusern der Gladbecker Wohnungsgesellschaft: Jeder schimpft, jeder beschwert sich. Grund: Die Mieter leben seit neun Monaten auf einer Baustelle, und ein Ende sei nicht in Sicht, das Ganze dauere viel zu lange, sagen sie.

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Die GWG-Häuser, Baujahr 1963, Ecke Kampstraße in Ellinghorst werden von Grund auf saniert und modernisiert: Fassadendämmung, Dächer mit Begrünung, größere Balkone, neue Haustüren, Fenster, Elektroinstallation, Heizkörper . . . Eigentlich eine tolle Sache, finden die Mieter, von denen niemand namentlich genannt werden möchte. Wenn da nicht der ständige Ärger über Handwerker, der schleppende Baufortschritt und die nach ihrem Urteil mangelnde Kommunikation der GWG wären. Sie hätten sich eine Mieterversammlung gewünscht statt einer schriftlichen Ankündigung der Arbeiten. „Seit neun Monaten gehen Handwerker hier ein und aus“, erzählt eine Mieterin. „Wir wollen endlich wissen, wie lange noch. Aber niemand sagt uns dazu etwas.“

Auf die Heizungsbauer ist niemand gut zu sprechen

Blick auf die Langzeitbaustelle der GWG an der Rockwoolstraße Ecke Kampstraße in Ellinghorst, die im Zeitplan etwas hängt.
Blick auf die Langzeitbaustelle der GWG an der Rockwoolstraße Ecke Kampstraße in Ellinghorst, die im Zeitplan etwas hängt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die Fassade ist gedämmt, aber noch nicht gestrichen, Putz und Farbe fehlen auch noch in den Hausfluren. Die Dämmung der Kellerdecken ist erledigt, die Elektriker haben ihre Arbeit getan, die Dächer sind neu gedeckt. „Einige Arbeiten sind schnell erledigt worden, Verputzer, Fensterbauer und Dachdecker zum Beispiel haben zügig und gut gearbeitet“, lobt ein Mieter diese Handwerker. Auf die Heizungsbauer aber ist niemand gut zu sprechen. „Ein Albtraum. Die machen Termine und halten sie nicht ein. Man wartet, und niemand kommt. Die meisten Mieter sind Rentner. Für die ist das zwar auch ärgerlich, aber nicht so schlimm wie für Berufstätige“, erzählt ein Mann.

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Die alten Heizkörper sind ausgebaut, die neuen fehlen noch. Die neuen Heizungsrohre werden nicht unter Putz verlegt, sondern auf den Wänden, werden isoliert und verkleidet – nicht besonders passgenau, wie uns eine Mieterin zeigt. „Die Handwerker kommen, bohren Löcher für die neuen Rohre, verstopfen sie nicht einmal provisorisch und lassen sich dann tagelang nicht sehen“, schildert die Frau. „Sie decken nichts ab, wenn sie arbeiten, und wenn sie etwas beschädigen, zucken sie nur mit den Schultern.“ Ein anderer Mieter ergänzt: „Es sind fast ausschließlich junge Männer, einen Vorarbeiter oder Meister habe ich hier noch nicht gesehen.“ Alles sei schlecht organisiert: „Die sind mal hier, mal dort, haben offenbar den Überblick verloren, was in welcher Wohnung noch erledigt werden muss. Und zu allem Überfluss sind sie jetzt auch noch parallel in drei Häusern an der Kampstraße im Einsatz. “

Mieter können sich mit Beschwerden an die Bauleiterin der GWG wenden

Ärgernis für die Mieter: Im Treppenhaus wurde der Putz abgeschlagen und nicht zeitnah erneuert.
Ärgernis für die Mieter: Im Treppenhaus wurde der Putz abgeschlagen und nicht zeitnah erneuert. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Der Unmut ist groß – und Bauleiterin Sandra Ewald von der GWG zeigt dafür auch gewisses Verständnis: „Eine Sanierung im Bestand ist nie unproblematisch. Die Mieter müssen über Monate mit Dreck und Baulärm leben. Das bedauern wir, es lässt sich aber nicht vermeiden.“ Über die konkreten Beschwerden werde sie mit der betroffenen Firma reden, verspricht sie. Für die Heizungsrohre vor den Wänden hat die Fachfrau eine plausible Erklärung: „Wenn wir auch noch die Wände hätten aufreißen lassen, wäre es doch für die Mieter noch schlimmer.“ Die GWG lässt in diesem Quartier an der Grenze zwischen Ellinghorst und Rentfort neun Häuser sanieren. Manche Arbeiten laufen parallel. So ist der Komplex Kampstraße 89, 91 und 91 a auch schon eingerüstet, und Handwerker sind an der Arbeit.

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Auch die Heizungsbauer, bestätigt Sandra Ewald. „Diese Arbeiten müssen nun mal im Sommer erledigt werden.“ Für die dritte Gebäudereihe Rockwoolstraße 5, 7 und 9 habe man für diese Arbeiten eine zweite Firma beauftragt, „damit alle Heizungen eingebaut sind, wenn es kalt wird“. Wahrscheinlich würden die Gerüste an den Häusern 11-15 Ende August/Anfang September abgebaut und die Balkone montiert. Insgesamt gehe es recht zügig voran, urteilt die Bauleiterin, räumt aber ein, dass der Zeitplan nicht ganz eingehalten werden könne: „Wir wollten Ende dieses Jahres mit allem fertig sein, aber es wird wahrscheinlich bis zum Frühjahr 2023 dauern.“ Bei Problemen oder mit Beschwerden könnten sich die Mieter immer an sie wenden, sagt sie, per Telefon 02043-69 03 20; , Fax, E-Mail ewald@gwg-gladbeck.de oder Post. „Wer will, kann mich erreichen.“

Geschäftsführer der GWG nennt Gründe für die Verzögerungen

Eine Grafik der GWG zeigt, wie die fertig sanierten Häuser an der Rockwoolstraße mit neuen vorgesetzten Balkonen aussehen sollen.
Eine Grafik der GWG zeigt, wie die fertig sanierten Häuser an der Rockwoolstraße mit neuen vorgesetzten Balkonen aussehen sollen. © WAZ | Esser

Stephan Patz hat gerade die Geschäftsführung der Gladbecker Wohnungsgesellschaft übernommen, zusätzlich zu seinen Aufgaben als Verantwortlicher der Bottroper Wohnungsbaugesellschaft. Kein Wunder, dass er sich zum Start lieber mit Erfreulicherem als Mieterbeschwerden beschäftigen würde.

Auch er weiß natürlich um Probleme, die Sanierungen im Bestand mit sich bringen und hat Verständnis für den Unmut, gibt aber zu bedenken: „Es gäbe zwei Alternativen: die Häuser und Wohnungen vergammeln zu lassen oder allen Mietern zu kündigen und dann zu sanieren. Beides wäre für die Betroffenen sicher noch unangenehmer.“

Die Mieter sollen bitte noch etwas Geduld aufbringen

Stephan Patz führt jetzt gemeinsam mit Prokuristin Kerstin Sebellek die Geschäfte der Gladbecker Wohnungsgesellschaft.
Stephan Patz führt jetzt gemeinsam mit Prokuristin Kerstin Sebellek die Geschäfte der Gladbecker Wohnungsgesellschaft. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Aktuell sorgten lange Lieferzeiten und stark beschäftigte Handwerksbetriebe für zusätzliche Probleme: „Die nächsten Firmen können nicht anfangen, wenn die anderen nicht rechtzeitig fertig werden und haben dann schon die nächsten Aufträge.“ Die Mieter bittet Stephan Patz, noch etwas Geduld aufzubringen. „Das Ergebnis wird nicht nur optisch großartig. Die Mieter können sich auf eine gesteigerte Wohnqualität freuen, und die Notwendigkeit und Vorteile einer energetischen Sanierung leuchten bestimmt jedem ein.“