Gladbeck. Gladbeckerin kritisiert neu gebaute Betonwüsten ohne Pflanzen. Und das, obwohl die Stadt selbst mehr Grün propagiere und Schottergärten verbiete.
Heidrun Beinbach versteht die Welt nicht mehr. Da wettern Fachleute aus Politik und Wissenschaft gegen Schottergärten, weil sie schlecht fürs Klima in den Städten seien, und worauf schaut die 77-Jährige in Zweckel? Auf eine Betonwüste, wie die Kritikerin der WAZ-Lokalredaktion Gladbeck empört berichtet. Ein Neubaugebiet auf dem Areal der ehemaligen Siedlung „Schlägel und Eisen“ ohne „ein Fitzelchen Grün“. Was hat die Stadtverwaltung dazu zu sagen?
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Wasser predigen, aber Wein trinken – dieses geflügelte Wort drängt sich Beinbach auf. Schließlich propagiere die Stadtverwaltung die Gestaltung naturnaher Vorgärten. Doch wie verhielten sich die Planer im Rathaus? „Alles zubetoniert“, ärgert sich die 77-Jährige mit Blick auf die Bohnekampstraße, „die Leute, die da einziehen, werden hier nicht glücklich.“ Das Neubaugebiet in Zweckel sei kein Einzelfall: „Am Roten Turm ist es auch nicht besser.“
Gladbeckerin fordert: „Die Stadt muss mehr Grün schaffen!“
Die WAZ-Leserin argwöhnt, dass im Rathaus Planungen am grünen Tisch entstehen, bei denen der Bezug zur Wirklichkeit auf der Strecke bleibt. Wie sonst könne es sein, dass die Stadtverwaltung Schottergärten verbiete, aber selbst die Natur missachte?
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Die Gladbeckerin erzählt: „Wir haben an unserem Wohnort Grün, Igel und Eichhörnchen.“ Da bei ihr Blumen blühen, gebe es sehr viele Bienen und andere Insekten. „Man muss Natur zulassen“, sagt die 77-Jährige. Sie fordert: „Die Stadt muss Grünes schaffen!“ Es sollte doch jetzt noch möglich sein, in den kritisierten Neubaugebieten „ein paar Büsche zu pflanzen“.
Stadtsprecherin Christiane Schmidt stellt klar: „Ein generelles innerstädtisches Verbot von Schottergärten haben wir in Gladbeck nicht. Das wäre auch schwierig.“ Eine universelle Regelung existiere nicht, weil unterschieden werde: Liegt ein Bebauungsplan für das betreffende Areal vor oder nicht? Dritte Variante, die allerdings sehr selten eintreffe: Die Änderung eines Bebauungsplans. Vor allem für Flächen mit Bebauungsplan gelte, „dass Vorgärten unversiegelt und gärtnerisch zu pflegen sein müssen“. Das bedeutet laut Schmidt im Klartext: „In diesen Fällen ist zu 99,9 Prozent ein Verbot von Schottergärten festgeschrieben.“
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Anders sehe es bei den stadtweit „ganz vielen Flächen ohne Bebauungsplan“ aus, dazu gehöre auch die Bohnekampstraße bzw. die Schlägel-und-Eisen-Siedlung. Schmidt macht deutlich: „Dort besteht kein solches Verbot.“ Sie verspricht jedoch: „Wir werden uns die Situation angucken.“
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Ohnehin gehe die Verwaltung Hinweisen aus der Bevölkerung nach – auch bei Verstößen gegen das Schottergarten-Verbot. „Wir sind nicht die Vorgartenpolizei“, betont Schmidt. Aber: „Wir lagen schon einige Male mit Bürgern vor Gericht.“
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Allerdings bevorzuge die Stadtverwaltung Anreize für mehr Grün statt Einschränkungen. Und die Aktionen im Paket „Gladbeck goes green“ scheinen zu fruchten: „Wir haben unter anderem eine Förderung von maximal 800 Euro pro Umgestaltung eines Vorgartens. Mit 15 Anträgen läuft das ganz gut. 23 private Dächer wurden begrünt, dafür haben wir 67.000 Euro in die Hand genommen.“