Gladbeck. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will Corona-Viertimpfungen ausweiten. Das sollten Gladbecker über das zweite Boostern wissen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach macht sich dafür stark: zum Schutz gegen eine Ansteckung mit dem Coronavirus eine zweite Auffrischungsimpfung für Menschen unter 60 Jahren. Dafür sollten allerdings bestimmte Voraussetzungen gelten. Welche Möglichkeiten es für Menschen in Gladbeck geben könnte, erläutert Lena Heimers, Sprecherin in der zuständigen Kreisverwaltung Recklinghausen.

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Sie schickt voraus: „Wir arbeiten nach Erlass des Gesundheitsministeriums, und der ist noch nicht da. Aber die zweite Auffrischung soll für Unter-60-Jährige ein Thema sein.“ Bis dato gelte, dass sich die Personengruppe ab 70 Jahren drei Monate nach der ersten Booster-Impfung sowie Bewohner von Alten- und Pflegeheimen eine weitere Dosis geben lassen können. Außerdem sind Menschen mit Vorerkrankungen und Behinderte berücksichtigt.

Bei bestimmten Vorerkrankungen ist eine zweite Auffrischungsimpfung angezeigt

Lena Heimers zählt auf: „Das trifft zum Beispiel bei einer Immunsuppression zu, wenn das körpereigene Abwehrsystem unterdrückt wird, wie bei einer HIV-Infektion, Krebserkrankung oder Organtransplantation. Ebenso sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Erkrankungen der Atemwege, Leber, Niere und Darm aufgeführt. Demenz und geistige Behinderungen wie Trisomie 21 sind ebenfalls genannt.“

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Nun sei im Gespräch, diese Vorgaben in zweierlei Hinsicht auszuweiten: zum einen für Impfwillige, die jünger als 70 Jahre sind, zum anderen eine Öffnung hinsichtlich der Vorerkrankungen. Lena Heimers berichtet: „Bislang hat der Kreis insgesamt 3383 Viertimpfungen, also eine zweite Auffrischung, durchgeführt.“ Diese Zahl bezieht sich auf die Impfzentren. Die Verwaltungssprecherin: „Wir haben im Kreis Recklinghausen derzeit zwei: einmal in der DRK-Geschäftsstelle in Marl an der Bachstraße 34. Sie ist ab sofort freitags zwischen 15 und 19 Uhr geöffnet. Eine weitere Möglichkeit besteht in Recklinghausen, ebenfalls beim Deutschen Roten Kreuz, an der Kölner Straße 20, samstags von 14 bis 18 Uhr.“

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Lena Heimers weist ausdrücklich darauf hin, dass „man dorthin einfach ohne Anmeldung zum Impfen kommen kann, auch für Kinderimpfungen“. Zur Verfügung stehen die Wirkstoffe von Biontech, Moderna und Novavax. Mit einem neuen Wirkstoff, der an weitere Varianten angepasst ist, sei wohl erst ab Oktober zu rechnen.

Blick in die Statistik

Die 7-Tage-Inzidenz steigt in Gladbeck weiter an. Das Gesundheitsamt meldet am Freitag einen Wert von 609,1. Insgesamt wurden seit Ausbruch der Pandemie 23.574 Infektionen mit dem Coronavirus registriert. Vor einer Woche waren es 23.103. Es gab 197 Todesopfer in Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung. Aktuell sind es zwei Menschen mehr, die starben.

Derzeit liegt die Corona-Inzidenz für den gesamten Kreis Recklinghausen bei 585,7. In die Statistik sind bisher 187.838 Infektionsfälle eingegangen. Zum Vergleich: Vor einer Woche waren es 184.192. Die Zahl der Todesopfer erhöht sich binnen einer Woche von 1396 auf 1413.

Die niedrigste Inzidenz kreisweit hat derzeit Waltrop mit 397,0. Der höchste Wert wird für Dorsten mit 672,3 angegeben.

Insgesamt werden zurzeit, so sagt die Kreissprecherin, in den Impfstellen des Kreises pro Woche zusammen lediglich rund 100 Immunisierungen verabreicht. Für die Monate April, Mai, Juni und den begonnen Juli waren dies 396 Erstimpfungen, davon 112 für Kinder; 617 Zweitimpfungen, davon: 225 für Mädchen und Jungen. Eine erste Auffrischung haben 1343 Menschen bekommen, eine zweite 2142 Frauen und Männer. Heimers vergleicht: „In Spitzenzeiten hatten wir etwa 2500 Impfungen am Tag.“

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Auch Kinderimpfungen sind in den Corona-Zentren im Kreis Recklinghausen möglich.
Auch Kinderimpfungen sind in den Corona-Zentren im Kreis Recklinghausen möglich. © dpa | Robert Michael

Zu den genannten aktuellen Zahl kommt eine große Unbekannte, nämlich jene Dosen, die in Arztpraxen gespritzt wurden und werden. Heimers erklärt: „Es hat sich ganz viel geändert. Anfangs gab es wenig Impfstoff, der über die Zentren vergeben wurde. Mittlerweile sind die meisten Ärzte gut aufgestellt. Sie verfügen über genug Impfstoff.“

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Viele Menschen gehen nach Heimers Einschätzung also direkt in die Praxen – oder in Apotheken, die den Pieks anbieten. Diese Zahlen werden der Kreisverwaltung allerdings nicht mitgeteilt. Doch Heimers stellt die Bedeutung der Impfzentren auch in dieser Situation heraus: „Es ist gut und wichtig, dass es sie noch gibt. Sie sind eine Anlaufstelle für alle, die sich spontan für eine Impfung entschließen.“

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Die Verwaltungssprecherin blickt auch schon auf den Herbst, für den Fachleute eine neuerliche Coronawelle prophezeien: „Wenn es so kommt, können wir weitere Impfstellen und Impfstraßen öffnen. Das kann rein theoretisch auch in Gladbeck sein.“ Bei Bedarf seien mehrere Möglichkeiten denkbar, beispielsweise mobile Angebote. Und vielleicht haben dann mehr Impfwillige als bisher die Chance, sich boostern zu lassen.

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