Gladbeck. Die Covid-Immunisierung von Kindern ab fünf Jahren ist in Gladbeck gestartet. In der DRK-Impfstelle wurden die ersten 70 Dosen verabreicht.

Freitagmittag war es soweit, dass das DRK-Impfzentrum in der Stadtmitte zum ersten Mal die Pforten auch für ganz junge Gladbecker von fünf bis elf Jahren öffnete. Rund 70 kleine Patienten waren für den Starttag der Kinder-Impfungen gegen das Coronavirus angemeldet worden. Das Team hatte sich darauf vorbereitet und die Impfkabine 3 mit bunten Bildern von beliebten Disney-Filmhelden dekoriert wie der kleinen Meerjungfrau Arielle, der Schneeprinzessin Elsa und dem lustigen Schneemann Olaf.

Auch Lilian war gekommen. Obwohl sie seit der Tetanus-Impfung eigentlich „keine Spritzen mag“. Sie mache aber trotzdem mit, denn „ich möchte mich einfach nur schützen“, so die selbstbewusste Sechsjährige. Mut machte bestimmt auch, dass der große Bruder Lucas zum Piksen mit dabei war. Er verfolge ja in den Medien, wie sich die Inzidenzen verändern und dass jetzt das Omikron-Virus da sei, so der Zehnjährige. Für ihn stehe fest, „ich will mich unbedingt impfen lassen, um mich zu schützen“. In seiner Klasse sei bislang nur einer geimpft, andere wollten auch, hätten aber keine Termin bekommen.

Leider einen Corona-Todesfall im Bekanntenkreis erlebt

Kasimir (10) und seine Mutter Nicole Kohl bei der Anmeldung zur Kinderimpfung beim DRK in Gladbeck. In der Bücherei hatten sie zuvor einige Spiele ausgeliehen.
Kasimir (10) und seine Mutter Nicole Kohl bei der Anmeldung zur Kinderimpfung beim DRK in Gladbeck. In der Bücherei hatten sie zuvor einige Spiele ausgeliehen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Das sei auch der Grund „warum wir von Zuhause aus Bottrop nach Gladbeck zum Impfen gekommen sind“, sagt Mama Bianca Scherbeck (39). Der komplette Immunschutz sei der Familie wichtig. Auch wenn ungeimpfte Kinder meist nicht schwer erkrankten, „haben wir Angst vor möglichen Long-Covid-Folgen, die noch nicht abzusehen sind“. Und sie würden als Eltern die möglichen Nebenwirkungen durch die Impfung als deutlich weniger gefährlich einschätzen, „als ohne Impfung an Covid zu erkranken“. Denn im direkten Bekanntenkreis habe es leider den Corona-Todesfall eines Erwachsenen gegeben, „der nicht geimpft war“.

Weitere Impftermine sind frei

Bis zur zweiten Januarwoche stehen an der DRK-Impfstelle an der Bottroper Straße gegenüber des Neuen Gladbecker Rathauses zunächst insgesamt 700 Kinder-Impfdosen zur Verfügung. Die Impftermine werden online ins Buchungssystem eingestellt und können unter impfen-gladbeck.de abgerufen werden.„Wir werden für die kommende Woche weitere Kinderimpftermine in unser Buchungssystem einstellen“, sagt DRK-Geschäftsführer Stefan Walter. Geimpft werden Kinder von fünf bis elf Jahren am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils von 10 bis 16 Uhr.

Nach dem ersten Rutsch geimpfter Kinder zieht Kinderärztin Felicitas eine positive Bilanz. „Der Beratungsbedarf ist gering. Wir bemerken, dass sich die Familien offenbar schon Zuhause ausgiebig mit dem Thema beschäftigt und sich gut informiert haben.“ Für sie sei es wichtig, zu erfahren, „dass die Kinder die Impfung auch selbst wollen“, so die Medizinerin. Gegen deren Willen würde sie nämlich nicht impfen. Sie selbst sei selbstverständlich total davon überzeugt, sich impfen zu lassen und bereits selbst geboostert. Und Kinder, die zur Risikogruppe gehören, sollten nach der Empfehlung der ständigen Impfkommission auf jeden Fall die Immunisierung wahrnehmen, so die Kinderärztin. Letztlich müssten die Eltern entscheiden, ob sie ihre jungen Kinder impfen lassen wollen oder nicht.

Durch die Impfung weiteres Übel von der Familie abhalten

Für Nicole Kohl, die als Erzieherin arbeitet, ist der Impfschutz keine Frage. Auch nicht für Sohn Kasimir (10), der jetzt zum Impfen geht. Er sagt, auch wenn er keine Angst vor einem schweren Verlauf habe, „ich möchte kein Corona kriegen und lieber geimpft werden, als auch nur zwei Wochen krank flach zu liegen“. Daniela Weiß ist mit Söhnchen Hendrik zum Impfen gekommen. Man sei generell in Sorge, dass den Kindern nichts passiert und nun froh, „durch die Impfung weiteres Übel von uns abzuhalten und Freiheiten genießen zu können“.

Alles gut gelaufen und gar nicht so schlimm: Lilian(6), Lucas (10) und ihre Mutter Bianca Scherbeck freuen sich über den Impfschutz - und die Kinder besonders über die Abschiedsbelohnung ein Spielzeugmännchen und leckerer Lollies.
Alles gut gelaufen und gar nicht so schlimm: Lilian(6), Lucas (10) und ihre Mutter Bianca Scherbeck freuen sich über den Impfschutz - und die Kinder besonders über die Abschiedsbelohnung ein Spielzeugmännchen und leckerer Lollies. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Der Mann, der die Kinder in der Kabine pikst, ist am Freitag Nico, der raffiniert schon vorgesorgt hat, um das Eis zu brechen und mit den Kindern ins Gespräch zu kommen. Der medizinische Fachangestellte trägt ein T-Shirt mit dem riesigen Foto eines putzigen Chihuahua-Hündchens. Schnell wird da über eigene Haustiere oder Lieblingstiere geplaudert und die Impfung kann fast nebenbei erfolgen. „Die Kinder sind in der Regel viel tapferer als die mitgebrachten Eltern, die oft auch viel aufgeregter sind“, berichtet der Spritzengeber.

Man braucht vor der Impfung keine Angst zu haben

Lilian und Lucas haben es dann auch geschafft. „Es ging ganz schnell“, sagt der Zehnjährige, man brauche keine Angst zu haben. „Hat schon ein bisschen weh getan“, sagt die sechsjährige Schwester. Die dann aber glücklich strahlt, da es zum Abschied ein kleines Geschenk für die Impf-Kinder gibt: Ein DRK-Playmobilmännchen und einen Lutscher. Mit Dampf geht es zum Ausgang, dann dreht sich das Mädchen aber noch mal um und ruft, zur sichtlichen Freude alle Helfer: „Fröhliche Weihnachten!“