Gladbeck. Die erste Infizierung in Gladbeck wird am 10. März 2020 gemeldet. Die Pandemie legt zweimal das Stadtleben brach. Entspannung seit Februar 2022.

Zwei Jahre ist es in diesen Tagen her, da warf die Corona-Pandemie das Stadtleben in Gladbeck aus den Fugen. Am 10. März 2020 wurden gleich zwei erste Infektionen gemeldet. Seitdem erlebte die Stadtgesellschaft zwei Pandemie-Jahre voller Bedrückungen, Trauer und Entbehrungen, aber mit Beginn der Corona-Schutzimpfungen auch eine Zeit großer Hoffnung und zuletzt – trotz hoher Infektionszahlen – Dank der Impfwirkung eine Phase der Entspannung. Die vergangenen 24 Monate – sie gehen als herausfordernde Zeit in die Stadtgeschichte ein.

Am 7. März, am Montag auf den Tag vor zwei Jahren, wurde die erste Corona-Infektion im Kreis Recklinghausen gemeldet. In Gladbeck schrillten die Alarmglocken, drei Tage später, am 10. März, wurden auch die ersten zwei Ansteckungsfälle in Gladbeck registriert. Die Stadt schloss Schulen und Kitas, am 16. März wurden sämtliche Veranstaltungen untersagt. Der damalige Bürgermeister Ulrich Roland sprach von den „größten Herausforderungen in der Stadtgeschichte“, die mit der Pandemie auf Gladbeck zukämen.

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Am 28. März 2020 lag der erste Corona-Patient im St.-Barbara-Hospital Gladbeck

Auch nächtliche Ausgangssperren wurden verhängt, hier die Innenstadt im April 2021.
Auch nächtliche Ausgangssperren wurden verhängt, hier die Innenstadt im April 2021. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Das St.-Barbara-Hospital schaltete früh in den Krisenmodus, plante und strukturierte um, damit Corona-Patienten optimal versorgt werden konnten. Das Haus wurde für Besucher gesperrt, eine Isolierstation eingerichtet. Am 28. März traf dort auch der erste infizierte Patient ein. Forderte die erste Welle das Krankenhausteam schon enorm heraus, brachten es zweite und dritte Corona-Welle im vergangenen Winter und Frühjahr – vor allem, was die Intensivmedizin anbelangt – fast an die Kapazitätsgrenze. Ähnliches wurde für diesen Winter mit der vierten Welle befürchtet, aber Dank der Vielzahl an Impfungen und der schwächeren Omikron-Variante verlief die jüngste Welle weniger belastend.

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Die ersten zwei Todesopfer im Zusammenhang mit Corona gab es in Gladbeck am 6. April 2020 zu beklagen – am Ende der ersten Welle Anfang Juni waren es 29 Tote. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass bis Jahresende weitere 39 und bis heute insgesamt 177 Gladbecker dem Virus zum Opfer fallen sollten. Etwa zum Jahrestag vor einem Jahr waren 100 Tote zu beklagen. Gladbeck entwickelte sich, aus nie richtig geklärten Umständen, im ersten Pandemie-Jahr zum Corona-Hotspot im Kreis und weit drüber hinaus. Zuletzt – in diesem Winter – war es überraschend umgekehrt: Gladbeck war oftmals Schlusslicht bei den aktuellen Infizierten-Zahlen.

Einen ersten Inzidenz-Spitzenwert gab es in Gladbeck mit 446,6 im Januar 2021

In der ersten Welle wurde der Inzidenzwert noch nicht offiziell berechnet, lag aber in der Spitze, was Nachberechnungen ergaben, bei etwa 50. Als er Mitte Oktober 2020 erstmals offiziell ausgewiesen wurde, hatte Gladbeck einen Wert von 125,6, bis Ende des Jahres sollte er auf fast 360 ansteigen, ein Spitzenwert im Kreis. Seinen vorläufigen Höhepunkt fand er am 24. Januar 2021 mit 446,6 – was zu drastischen Einschränkungen im öffentlichen Leben führte.

Kaum vorstellbar ist heute noch, dass es im vergangenen Frühjahr – als die dritte Welle rollte und die Inzidenz noch einmal auf über 230 bis Ende April ansteigen sollte – eine Ausgangssperre gab, die Innenstadt abends einer Geisterstadt glich, sämtliche Veranstaltungen abgesagt waren und die Restaurants seit Monaten und auch die Geschäfte über viele Wochen geschlossen waren.

Bislang galten in der vierten Corona-Welle strenge Regeln in Gastronomie und Handel

Margarete Weyer, Bewohnerin des Elisabeth-Brune-Zentrums, war die erste Gladbeckerin, die eine Corona-Schutzimpfung erhielt.
Margarete Weyer, Bewohnerin des Elisabeth-Brune-Zentrums, war die erste Gladbeckerin, die eine Corona-Schutzimpfung erhielt. © Unbekannt | Kreis Recklinghausen

Erst Ende Juni gab es Entwarnung – und Lockerungen auf allen Ebenen des öffentlichen Lebens. Allerdings: Im vergangenen November zog das Infektionsgeschehen wieder an, ab Dezember als Folge der Omikron-Variante sogar rasant: Am 24. Januar überstieg der Wert mit 499,2 den Spitzenwert vom Vorjahr. Einen Lockdown gab’s nicht mehr, aber viele verzichteten freiwillig auf Restaurant-Besuche oder Veranstaltungen. In Gastronomie und Handel galten strenge Regeln. Der absolute Inzidenz-Höchststand wurde in Gladbeck am 14. Februar, also vor etwa einem Monat, mit 1861,8 (!) erreicht. Seitdem sinkt er, am Freitag lag er bei 852,8 – ein Wert, vor einem Jahr unvorstellbar, der inzwischen aber Anlass zum Aufatmen gibt.

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Grund dazu sind die Impfungen: Am 6. Januar 2021 begannen sie in Gladbeck in den Heimen: Margarete Weyer, Bewohnerin des Elisabeth-Brune-Zentrums, war die erste Gladbeckerin, die eine Corona-Schutzimpfung erhielt. Ab 8. Februar öffnete das Impfzentrum in Recklinghausen, zunächst für über 80-Jährige, schnell auch für Jüngere – der Andrang war enorm. Ab Juni impften auch zunehmend die niedergelassenen Ärzte gegen das Coronavirus mit. Im September schloss das Impfzentrum, vor Ort wurden Angebote ausgebaut. Denn: Noch ist die Pandemie auch zwei Jahre nach ihrem Ausbruch nicht vorbei.