Gladbeck. Die Iranerin Sorour Abbassi macht eine Ausbildung bei Säkaphen. Über ihren Weg nach Gladbeck, eine Familienzusammenführung und Zukunftswünsche.

Sorour Abbassi ist die erste Auszubildende zur Lacklaborantin der Gladbecker Firma Säkaphen. Das allein macht noch nicht unbedingt eine Meldung. Das Besondere: Abbassi ist Iranerin und hat für ihre Ausbildung ihre Heimat Teheran gegen das Ruhrgebiet und Gladbeck getauscht. Im Gespräch mit der WAZ berichten die 24-Jährige und ihre Ausbilderin Susanne Sauter von ihrem Weg nach Gladbeck, der Ausbildung auf Deutsch und Englisch, und welche Zukunft Abbassi sich in Deutschland wünscht.

Erst als sie den Ausbildungsvertrag in den Händen hielt, war es für Sorour Abbassi real: Sie kann für eine Ausbildung nach Gladbeck kommen. Seit November lernt die Iranerin nun an der Bottroper Straße alles über Lacke und Beschichtungen und wird zur Lacklaborantin ausgebildet. Zu Beginn verständigen Abbassi und ihre Ausbilderin Susanne Sauter sich auf Englisch und Deutsch, für das Gespräch mit der WAZ dolmetscht Abbassis Bruder Sina Abbassi, der ebenfalls bei Säkaphen arbeitet, zwischen Farsi und Deutsch.

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Unter Mithilfe der IHK schaffte Säkaphen in Gladbeck die erste Ausbildungsstelle im Labor

Die Idee, Sorour Abbassi eine Ausbildungsstelle anzubieten, kam, „als wir erfahren haben, dass Sina eine Schwester in Teheran hat, die Abitur und eine Begabung im chemischen und physikalischen Bereich hat.“ Abbassis Zukunft in Teheran war ungewiss, daher entschied sie sich nach einem ersten Kennenlernen per Videokonferenzen für die Ausbildung in Gladbeck. Mit der ausdrücklichen Unterstützung der Geschäftsleitung und unter Mithilfe der IHK schaffte Säkaphen dann die erste Ausbildungsstelle im Labor. Der vor allem bürokratische Prozess, der für die Anstellung ausländischer Fachkräfte notwendig ist, wurde dabei maßgeblich von Ausbilderin Sauter unterstützt. „Ohne ihre Hilfe wäre das nicht möglich gewesen“, betont Sina Abbassi und berichtet vom gut neunmonatigen Prozess – von der Zusage bis zum Ausbildungsbeginn vor Ort.

Ausbilderin Susanne Sauter unterstützt Sorour Abbassi und sagt: „Ich bin sehr begeistert von ihrer Motivation, sie gibt alles und ist sehr hilfsbereit – so wünscht man sich seine Auszubildenden.“
Ausbilderin Susanne Sauter unterstützt Sorour Abbassi und sagt: „Ich bin sehr begeistert von ihrer Motivation, sie gibt alles und ist sehr hilfsbereit – so wünscht man sich seine Auszubildenden.“ © Pöhnert/IHK Nord Westfalen

Bei den Abbassis und Sauter passt es auch menschlich, wie während des Gesprächs immer wieder deutlich wird. „Ich freue mich, dass Susi meine Ausbilderin ist. Sie beschreibt und erklärt alles immer sehr detailliert und ist geduldig, auch wenn es mal mit der Sprache nicht so klappt“, lobt Sorour Abbass. Und auch Sauter ergänzt: „Ich bin sehr begeistert von ihrer Motivation, sie gibt alles und ist sehr hilfsbereit – so wünscht man sich seine Auszubildenden.“ Gleich zu Beginn habe sich Abbassi hier wohl gefühlt – schließlich empfing gleich ein Komitee aus Familie und Säkaphen-Kollegen, darunter auch Sauter, sie schon bei ihrer Ankunft am Düsseldorfer Flughafen. „Wenn man in ein fremdes Land kommt, und sich willkommen fühlt, ist das unbeschreiblich schön“, sagt Abbassi. Im Vergleich zur Millionenstadt Teheran wirke ihr neuer Wohnort Essen wie ein Dorf, am noch kleineren Gladbeck schätzt die 24-Jährige besonders die Ruhe.

IHK hilft bei der Anstellung ausländischer Fachkräfte

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ermöglicht die Anstellung und auch die Ausbildung ausländischer Fachkräfte in Deutschland. Ist eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle – wie in diesem Fall bei Säkaphen – schon sicher, können über ein „beschleunigtes Verfahren“ in wenigen Monaten Visum, Arbeitserlaubnis und Co. vorliegen, erklärt die IHK.

Experten der Handelskammer unterstützen Betriebe bei der Einstellung ausländischer Fachkräfte und haben auch Susanne Sauter und Sorour Abbassi bei Säkaphen vor allem in bürokratischen Fragen geholfen.

Sorour Abbassis Freund lebt noch in Teheran – Hoffnung auf eine Stelle bei einem Tierarzt in Gladbeck

Der Abschied aus Teheran fiel Abbassi dennoch alles andere als leicht, schließlich lebt ihr Freund Mahan („und die Katze!“) dort. Mahan hat in Teheran erst kürzlich eine tierärztliche Klinik eröffnet, Abbassis beruflicher Plan B war es, dort mitzuarbeiten. Gemeinsam entschied das Paar aber, dass es für ihre berufliche Zukunft besser ist, wenn Abbassi nach Deutschland geht. „Wir hoffen, dass Mahan auch nach Deutschland kommen kann“, betont Bruder Sina Abbassi. Susanne Sauter, die längst nicht nur Ausbilderin, sondern inzwischen auch Freundin der Abbassis geworden ist, überlegt: „Vielleicht sucht ja ein Tierarzt in Gladbeck noch Unterstützung und kann bei dieser Familienzusammenführung helfen“.

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Sofern Mahan irgendwann nach Deutschland kommen kann, sieht auch Sorour Abbassi ihre Zukunft nach der dreieinhalbjährigen Ausbildung hier. „Wir würden uns natürlich freuen, wenn Sorour auch nach ihrer Ausbildung bei uns bleibt“, betont Sauter. „Ich bin mir sicher, sie wird ihren Weg gehen und es wird nicht bei der Ausbildung bleiben. Ich würde mich freuen, wenn wir sie zum Beispiel bei einem dualen Studium oder anderen Weiterbildungen begleiten können“, ist die Ausbilderin optimistisch.