Gladbeck. Der NABU hatte wieder zur Stunde der Wintervögel aufgerufen. Der Gladbecker Fachmann Michael Korn ordnet das Ergebnis der Zählung ein.
„Alle Vögel sind schon da“ dichtete einst Hoffmann von Fallersleben. Amsel, Drossel, Fink und Star nennt er in einem Atemzug. Doch wie häufig genau sind die gefiederten Tiere in unseren Breiten vertreten? Der Antwort auf diese Frage versucht die Aktion „Stunde der Wintervögel“ auf die Spur zu kommen. Michael Korn, in Gladbeck Mitglied des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), ordnet die Ergebnisse der aktuellen Zählung ein.
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Die „Stunde der Wintervögel“ ging jüngst in die 13. Runde. Eine Unglückszahl? Die aktuellen Daten für Nordrhein-Westfalen tendieren im Vergleich zu den Vorjahren nach unten. Waren es 2021 insgesamt 47.066 Menschen, die fleißig eine Stunde die Vögel am Futterhäuschen zählten, so sind es diesmal 32.318 Beteiligte. Folglich waren auch weniger Gärten Schauplatz des Geschehens: 22.667 zu 32.713 im Vorjahr. Einen wahren Sturzflug weist die Statistik in der Rubrik der registrierten Vögel auf. Die „Stunde der Wintervögel 2021“ erbrachte 1.070.125 Kohlmeisen, Elstern und Co. – ein Rekordwert. Diesmal waren es 755.007.
Gladbecker Vogel-Fans haben gezählt: Der Haussperling und die Kohlmeise liegen vorn
Trotz des wechselhaften Winterwetters, so Christian Chwallek, stellvertretender Vorsitzender des NABU NRW, hätten viele Menschen eine Stunde fleißig beobachtet, gezählt und ihre Ergebnisse gemeldet. Im Mittelpunkt der Aktion, zu der der NABU und sein bayerischer Partner Landesbund für Vogelschutz (LBV) seit Jahren aufrufen, stehen vertraute und oft weit verbreitete Vogelarten. Auf den Spitzenreiter-Plätzen hat sich im Vergleich zur Runde 12 nicht viel getan. Der Haussperling ist wieder einmal die Nummer 1, erneut gefolgt von der Kohlmeise. Die Blaumeise rückte vom Rang vier auf den Bronze-Rang vor.
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Am Ende des Rankings stehen – wieder einmal – der Kleiber, die Heckenbraunelle und die Schwanzmeise (Plätze 21 bis 23). Dafür hat Fachmann Michael Korn eine einleuchtende Erklärung parat: „Der Haussperling ist fast nie allein zu sehen. Den Kleiber hatten wir hingegen hier bei uns noch nie in Massen.“ Das gelte auch für den Eichelhäher, der es immerhin ins Mittelfeld der Zählungen schafft.
Manche Vogelarten können sich gut an geänderte Bedingungen anpassen
Manche Vogelarten sind allerdings auch nur mit Adlerblick – und etwas Glück – zu entdecken. Zum Beispiel die winzige Nachtigall. Oder die Braunelle, über die Michael Korn sagt: „Sie ist sehr unscheinbar und tritt kaum in Erscheinung.“
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Als Faustregel stellt der NABU-Mann fest: „Die Vogelarten, die bei den Zählungen weit oben stehen, sind diejenigen, die sich an geänderte Bedingungen anpassen können.“ Dazu zählt Michael Korn vor allem Kohl- und Blaumeise sowie Amsel. Letztere „war früher ein scheuer Waldvogel. Heutzutage ist die Amsel ein Stadtvogel, der menschliche Nähe zulässt“.
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Gefiederte Arten mit höheren Ansprüchen haben es da schwerer, sich zu behaupten. „Der Feldsperling hat Probleme wegen der industriellen Landwirtschaft“, greift Korn ein Beispiel heraus. Ohne Gebüsch und Hecken fehlen Insekten, ohne Insekten kein Fressen für hungrige Schnäbel.
Gladbecker Fachmann warnt: „Wo Steingärten sind, gibt’s keine Vögel“
Der Mensch könne selbst Einfluss auf die Vielfalt in der Vogelwelt nehmen. Und das bereits im Kleinen. Korn: „Die Entwicklung hängt zum Beispiel auch davon ab, wie wir unsere Gärten gestalten. Wo Steingärten sind, gibt’s keine Vögel.“
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Wintervögeln in der kalten Jahreszeit im Futterhäuschen den Tisch zu decken, das ist für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit. Und ein Vergnügen, denn die gefiederten Gäste lassen sich auf diese Weise vorzüglich beobachten. Was jedoch wenig bekannt ist: Die munter zwitschernde Schar lockt einen flinken Fressfeind an. Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck weiß, um welchen unerwarteten Überraschungsjäger es sich handelt.
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„Er ist so geschwind, dass man ihn nur als Schatten, der dicht über den Boden hinwegschießt, wahrnimmt. Unter geschickter Ausnutzung jeglicher Deckung jagt er seine Beute, meist Kleinvögel“, berichtet der Fachmann. Ehe die Vögel am Futterhäuschen wissen, was da vor sich geht, fliegt der Sperber mit seiner Beute in seinen Fängen davon. Er ist nach dem Bussard in diesen Breiten der häufigste Taggreifvogel. Tersluisen: „In Mischwäldern, Kulturland mit Hecken und in Siedlungen trifft man ihn an.“
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Der männliche Vogel ist bis zu 50 Prozent kleiner als das weibliche. „Relativ kurze abgerundete Flügel und ein langer gerade abgeschnittener Schwanz geben dem tollkühnen Vogel seine erstaunliche Wendigkeit. Sie befähigt ihn, Vögel im Flug zu greifen“, so der Hegering-Experte. Charakteristisch für den Sperber ist seine helle Brust mit der rotbraunen Bänderung. Wenn man ein Futterhaus oder einen Wasserspender für Singvögel aufstellt, sollte man die Nähe mehrerer dichter Büsche suchen: „Sie sind die Zufluchtsorte unserer Gäste bei Gefahr.“