Gladbeck. Die Stadt Gladbeck will sich künftig digitaler aufstellen. Das ist etwa für Verwaltung und Schulen geplant – und so sollen Bürger profitieren.
Die Digitalisierung von Verwaltung, Schulen und Stadtgesellschaft in Gladbeck soll Fahrt aufnehmen, aber es soll auch nichts „übers Knie gebrochen“ werden. Das ist nach einer ersten Bestandsaufnahme („wir müssen viel aufholen“) und einer Strategieaufstellung das Zwischenfazit der beiden neuen Digitalisierungschefs im Rathaus, das sie dem Haupt-, Finanz- und Digitalisierungsausschuss vortrugen.
Wichtig ist dem neuen IT-Chef der Stadtverwaltung, Christopher Schöps (29), zunächst, das „digitale Fundament“ der Stadtverwaltung auszubauen: Eine neue Telefonanlage samt höherer Internetkapazitäten, mehr Serverleistungen, ein belastbareres, flexibleres Netzwerk im Rathaus, auch mehr und stärkeres WLAN – insgesamt „ein Großprojekt“. Diese größeren Kapazitäten, so Schöps, seien die Basis fürs weitere Vorgehen, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr und vor allem stabilere digitale Möglichkeiten zu bieten – etwa in Form von Homeoffice, mehr Videokonferenzen intern wie extern oder ein störungsfreies, stabiles WLAN-Arbeiten. „Derzeit stößt das System an seine Grenzen“, so der IT-Abteilungsleiter.
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„Wir müssen noch viel tun“, so der neue Digitalisierungsbeauftragte der Stadt Gladbeck
Im Moment könnten etwa maximal nur rund 400 der weit über 1000 Mitarbeiter der Stadt gleichzeitig im Homeoffice und angebunden ans Rathaus-Netzwerk sein oder intensiv online arbeiten. Oder: Das WLAN-Netz sei inzwischen zwar auf 42 Access-Points (drahtloser Zugang) in den beiden Rathaus-Gebäuden und dem Jobcenter ausgeweitet worden, soll aber noch um weitere 20 bis 30 wachsen. „Insgesamt müssen wir noch viel tun“, so Schöps. Angewiesen sei die Stadt da aber auch, so der neue Digitalisierungsbeauftragte Lukas Zalkau (31), auf die Zusammenarbeit mit der GKD – der Gemeinsamen kommunalen Datenzentrale im Kreis Recklinghausen und auf den weiteren Breitbandausbau in der Stadt, wo zuletzt aber viele Defizite behoben worden seien. Schließlich finde ein intensiveres digitales Leben nicht nur in und mit der Verwaltung statt, sondern vor allem auch in der Wirtschaft, im Bereich Mobilität, sei wichtig für Energie und Umwelt, für Wohnen und Freizeit. Und: Zur Datenerhebung, um in der Stadt gezielt planen zu können.
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In Sachen Verwaltung bringe dem Bürger ein breiter aufgestelltes „digitales Fundament“ letztlich mehr digitale Behörden-Angebote im Netz, so Zalkau: Derzeit könnten im Netz bereits mehr als ein Dutzend Leistungen online abgerufen werden: Unter anderem Meldebescheinigungen (samt Gebühreneinzug), die An- und Abmeldung der Hundesteuer, Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen oder Bücherei-Ausweise sowie Verlängerungen von Ausleihen, Terminvereinbarungen im Bürgeramt oder Kita-Anmeldungen im Netz abgewickelt werden.
Bis sämtliche Dienstleistungen im Netz abgewickelt werden können, werden Jahre vergehen
„Das soll um ganz viele weitere Möglichkeiten steigen, aber Schritt für Schritt“, so Zalkau. „In der Pipeline“, so der Digitalisierungsbeauftragte, sei der digitale Bauantrag oder die Beantragung von Wohngeld. Viele der geplanten Angebote sollen in einem „Service-Portal“ gebündelt werden (in dem es dann Zugang zu städtischen aber auch anderen Angeboten etwa der Rentenversicherung oder der Arbeitsagentur geben soll). Auch sollen sie mit dem „Service-Konto NRW“ verknüpft werden, mit dem künftig auch Dokumente hinterlegt werden könnten. Zukunftsmusik – es werde, so die beiden Digitalisierungschefs, viele Jahre dauern, bis sämtliche Dienstleistungen der Verwaltung im Netz abgewickelt werden könnten.
Digitale Beantragungen
Unmittelbaren Bürger-Kontakt hat die Stadtverwaltung digital über ihren Internetauftritt, der im Zuge der Digitalisierungs-Offensive mittelfristig überarbeitet und damit ansprechender und anwenderfreundlicher werden soll (Relaunch). Auch die Gladbeck-App, gestartet als Beschwerde-App, soll weiter ausgebaut werden und mehr Angebote beinhalten.
Ziel ist es, dass die Beantragung sämtlicher öffentlicher Leistungen online möglich sein soll, auch per Smartphone, einschließlich der Übermittlung aller Nachweise. Dann wird auch der Bescheid digital zugestellt. Optimiert soll das Ganze werden, indem der Nutzer nicht einmal mehr Nachweise online übermittelt, sondern sie von der Behörde aus Registern der Verwaltung abgerufen werden können (Once-Only-Beantragung).
Bei allem Bemühen, das IT-Netz voran zu bringen und die Vorteile zu nutzen, so Zalkau vor dem Ausschuss, müsse gleichzeitig aber der Fokus auf die IT-Sicherheit gelegt werden. Hacker-Angriffe – auch auf Städte – seien eine ernstzunehmende Gefahr. Daher gehe Sicherheit vor Schnelligkeit. Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch die Schulung von Mitarbeitern – etwa, um Phishing- oder Spammails zu erkennen.
Und ein ganz wichtiges Aufgabenfeld ist den beiden IT-Spezialisten die digitale Ausstattung der Schulen – nicht nur mit Endgeräten, sondern auch hier vor allem mit der IT-Kapazität. Inzwischen seien die Glasfaserkabel in allen Schulen angekommen, aber noch nicht überall seien sie angeschlossen.