Gladbeck. Der ehemalige Schulleiter des Ratsgymnasiums, Hans Wilhelm Schulteis, feiert seinen 90. Geburtstag. Der Altersjubilar hat viele Erinnerungen.

Er prägte das Ratsgymnasium, das frühere Neusprachliche Jungengymnasium in Gladbeck, wie kaum ein Pädagoge vor ihm: Hans Wilhelm Schulteis war 37 Jahre an „seiner“ Schule tätig, in der er selbst gelernt und das Abitur ablegt hat, trat hier seine erste Lehrerstelle an, blieb und stieg auf bis zum Leiter der Schule, die er sieben Jahre lang führte. Am 2. Februar wird der gebürtige Gladbecker 90 Jahre alt.

Hans Wilhelm Schulteis – Fächer Deutsch, Geschichte und Erdkunde – war ein Pädagoge alter Schule, vor ihm hatte man Respekt, er hatte seine Klassen am Ratsgymnasium im Griff, später führte er auch die Schule mit straffer Hand. Nicht Drill, aber „ein bisschen Ordnung und Disziplin“ waren ihm wichtig. „HWS“, wie Schulteis in der Schule genannt wurde, ist vielen Ehemaligen in Erinnerung, wie er – der schon durch seine Größe von weitem auffiel – stets eiligen Schrittes im Schulhaus unterwegs war. Generationen von Ratsabsolventen führte er zum Abitur, mehr als 2700 sollen es in seiner Amtszeit von 1959 bis 1996 gewesen sein.

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Schulteis war hart in der Sache, aber konziliant im Ton

2007 erhielt Hans Wilhelm Schulteis, hier mit seiner Frau Christel (l.) und der damaligen Vize-Bürgermeisterin Ursula Ansorge, das Bundesverdienstkreuz verliehen.
2007 erhielt Hans Wilhelm Schulteis, hier mit seiner Frau Christel (l.) und der damaligen Vize-Bürgermeisterin Ursula Ansorge, das Bundesverdienstkreuz verliehen. © Stefan Huxel / FFS

Schulteis’ Amtsführung als Schuleiter ab 1989 (Nachfolger von Paul Jung) sei geprägt gewesen von preußischer Korrektheit, Warmherzigkeit und Liberalität, beschrieb ihn nach seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst 1996 sein Nachfolger (und vorheriger Stellvertreter) Manfred Lauffs. Er war ein Streiter in der Sache, durchaus wohlwollend in der Ansprache, aber durchsetzungsstark, auch wenn ihm Wegbegleiter stets Kompromissbereitschaft und in den letzten Amtsjahren auch einen konzilianteren Ton attestierten. Im Blick hatte Schulteis, so heißt es allemal, immer das Wohl seiner Schule.

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Natürlich hält er nach wie vor noch gelegentlichen Kontakt zum Ratsgymnasium, sind ihm die schulischen Entwicklungen nicht gleichgültig. Auch mit dem neuen Schulleiter Matthias Schwark habe er sich schon ausgetauscht, versichert der nach wie vor agile und hellwache Alt-Schulleiter im Gespräch mit der WAZ. „Ich beobachte mit Interesse, wie sich das Ratsgymnasium weiterentwickelt“, sagt der Altersjubilar beim Besuch in seinem Haus an der Konrad-Adenauer-Allee, wo er, Vater von vier Kindern und Opa von sieben Enkeln, nach wie vor mit seiner Frau Christel lebt – in dem Haus, das sein Vater 1936/37 gebaut hat und in dem er aufgewachsen ist.

Beim Abitur 1952 gab es nur 23 Abiturienten am damaligen Jungengymnasium

Klassentreffen 2012: Hans Wilhelm Schulteis (l.) mit seinen Con-Abiturienten von 1952 bei einem der vielen Wiedersehen an der Schule. 2.v.l. der damalige Schulleiter Manfred Lauffs. 
Klassentreffen 2012: Hans Wilhelm Schulteis (l.) mit seinen Con-Abiturienten von 1952 bei einem der vielen Wiedersehen an der Schule. 2.v.l. der damalige Schulleiter Manfred Lauffs.  © WAZFOTOPOOL | Ulla Emig

Die allerersten Jahre lebte Schulteis, der am 2. Februar 1932 geboren wurde, allerdings an der Bahnhofstraße. Eingeschult wurde er nach dem Umzug in die Aloysiusschule, wechselte 1942 zum Städtischen Jungengymnasium, das damals Deutsche Oberschule hieß. 1952 – wegen des Krieges ein Jahr später – legte er sein Abitur am Ratsgymnasium ab, das immer noch große Kriegsschäden aufwies. „Wir waren mit nur 23 Abiturienten der kleinste Abitur-Jahrgang nach dem Krieg und haben wir unsere Zeugnisse vor dem Brunnen in der ersten Etage bekommen, da die Aula noch nicht wieder hergerichtet war“, erinnert sich der Altersjubilar, der sich immer wieder mit seinen Co-Abiturienten bis heute trifft.

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Schulteis studierte in Würzburg, Bonn und Münster, wobei „die Zeit in Würzburg die schönste war“. Dort trat er auch der katholischen Studentenverbindung bei, der er im Cartellverband (CV) bis heute treu blieb und bei dem er sich lange Jahre im CV-Ortszirkel Gladbeck engagierte. Nach zwei Referendarstationen in Buer und Münster trat er nach Aufforderung des damaligen Schulleiters Wilhelm Caspers, der schon sein Lehrer war, 1959 seine erste Stelle am Jungengymnasium an der Mittelstraße an. 1970 wurde er Studiendirektor, 1974 stellvertretender Schulleiter und schließlich 1989 „Chef“.

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Die differenzierte Oberstufe und der Lehrermangel waren große Herausforderungen

Als die größten Herausforderungen seiner Zeit seien die Einführung der differenzierten Oberstufe, der Lehrermangel bei gleichzeitig starken Schülerjahrgängen und die große Raumnot gewesen. „Wir haben alle möglichen Seiteneinsteiger und auch Hilfskräfte genommen, um uns personell zu verstärken“, erinnert er sich. „Auf dem Meyplatz standen Pavillons, im ehemaligen Direktorenhaus und im Bonhoefferhaus wurde unterrichtet, selbst in der Sakristei der Christuskirche.“ Auf Schulteis gehen so auch erste Planungen für den Neubau auf dem Schulhof zurück, die aber erst nach seiner Pensionierung umgesetzt wurden.

Das Engagement des nunmehr 90-Jährigen beschränkte sich nicht auf die Schule: Bis 2008 war der bekennende Katholik fast 50 Jahre lang Vorsitzender des Katholischen Akademikerverbandes, der mit fast 180 Mitgliedern in Gladbeck einen der stärksten Ortsverbände bundesweit stellte. 2008 hatte Schulteis aus Altersgründen den Vorsitz aufgegeben, 2012 löste sich der Ortsverband auf, weil es kein neuer geschäftsführender Vorstand gefunden wurde. Darüber hinaus engagierte sich Schulteis als sachkundiger im Kultur- und Schulausschuss der Stadt. Und auch in der Pfarrei St. Lamberti war der langjährige Rotarier aktiv – im Kirchenvorstand und als Rechercheur geschichtlicher Daten, die mit dazu beitrugen, dass St. Lamberti zur Propstei erhoben wurde.

Geehrt mit dem Verdienstkreuz

2007 wurde Hans Wilhelm Schulteis mit dem Bundesverdienstkreuz für sein ehrenamtliches Engagement vor allem im kirchlichen Bereich mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Bereits 1974 war ihm der päpstliche Orden „Pro ecclesia et pontifice“ verliehen worden. Seit 1999 ist er „Ritter des Päpstlichen Silvesterordens“.