Gladbeck.

Sie stehen für Tradition, Verbundenheit und christliche Werte: die Mitglieder des Cartellverbands-Zirkels katholischer Studentenverbindungen. Der Gladbecker Zirkel, ein örtlicher Akademiker-Verband mit über 60 Mitgliedern, wird in diesen Tagen 100 Jahre alt.

Der runde Geburtstag wird mit einem großen Fest und vielen Gästen am Wochenende gefeiert. Seit Wochen, nein seit Monaten bereitet der örtliche Vorstand um den Vorsitzenden Dr. Friedrich Schneider das Jubiläum vor. Besonders stolz sind die Cartellbrüder auf die umfangreiche Festschrift, die vom Geist und der Historie der Akademiker-Vereinigung berichtet. Aber auch auf das große Pontifikalamt Sonntagmorgen mit dem ehemaligen Weihbischof Franz Grave in St. Lamberti und den Festkommers auf Wittringen am Abend zuvor freuen sie sich. „Es wird ein schönes, gediegenes Fest“, ist sich der Vorsitzende sicher.

Der örtliche Zirkel des Cartellverbandes bietet allen ehemaligen Studenten, gleich welcher Fachrichtung und Studentenverbindung, eine Heimat im Sinne der Verbindungen auch jenseits von Studium und Studienjahre. Früher nannten sie sich Altherrenzirkel, heute lieber Ehemalige oder Kreis engagierter Akademiker. Man will, so Vorsitzender Schneider, vom angestaubten Image, vom ganz engen konservativen Ruf weg, sich moderner und weltoffener präsentieren. „Wir pflegen die Traditionen, kein Zweifel, natürlich auch den akademischen Austausch, stehen aber ebenso für soziale Verantwortung ein und sind politisch engagiert für ein demokratisches Deutschland im freien Europa.“

Akademische Sitten wurden sehr früh in der aufstrebenden Bergbaustadt Gladbeck gepflegt. Dr. Franz Dieckmann, der 1875 auf dem Dieckmannshof in Butendorf geboren wurde, war der erste Gladbecker Kartellbruder. Der spätere Oberbürgermeister von Münster und Landeshauptmann von Westfalen studierte Jura in Tübingen, Leipzig und Innsbruck und beendete sein Studium in Göttingen mit der Promotion. In Tübingen trat er 1895 einer katholischen Studentenverbindung bei – zu einer Zeit, als ein Altherrenzirkel im noch beschaulichen Gladbeck in weiter Ferne lag. Ein solcher Ortszirkel gründete sich immerhin 1912, nachdem es auch Zuwanderungen von Akademikern gegeben hatte: Ärzte, Lehrer, Rechtsanwälte und Pfarrer wurden in Gladbeck ansässig. Etwa ein Dutzend von ihnen, weiß der heutige Vorsitzende, gründete den Ortszirkel. Dr. Heinrich Beckmann, aus dem Sauerland stammender praktischer Arzt, war der erste Vorsitzende und übte diese Funktion bis 1924 aus. Beckmann war seit 1904 in der Stadt, wo er 1946 verstarb. Schneider: „Über die Gründung und die ersten Jahres des Gladbecker Zirkels gibt es keine schriftlichen Protokolle oder Quellen, wir waren da auf mündliche Überlieferungen angewiesen.“

Heute wie damals fühlen sich die Cartellbrüder, unter denen sich viele bekannte Namen aus Gladbeck befanden und befinden, den gleichen Prinzipien verpflichtet: christlich-katholische Werte, Wissen und Bildung, Freundschaft und Geselligkeit sowie Heimatverbundenheit, betont Schneider. Dazu gebe es regelmäßig Treffen, Stammtische, berufsübergreifende Vorträgen und Verpflichtungen in kirchlichen Bereichen.

In einem Grußwort an den CV-Zirkel betont Bischof Franz-Josef Overbeck, wie wichtig in heutiger Zeit Gemeinschaft und Freundschaft auf christlicher Basis sei. „Das ist ein Markenzeichen für die Welt in einer säkularisierten und individualisierten Welt.“ Bürgermeister Ulrich Roland lobt in seiner Gratulation das Eintreten für traditionelle Werte und das gesellschaftliche Leben in der Stadt.

Das Programm zum 100-Jährigen

Zwei Tage lang feiert der CV-Zirkel sein 100-jähriges Bestehen: am Samstag, 23., und am Sonntag, 24. Juni.Den Auftakt macht Samstag um 18.30 Uhr nach einem Totengedenken auf dem Friedhof Mitte ein Abendessen auf Wittringen. Ab 20 Uhr findet im Gildensaal ein Festkommers nach traditionellen Regeln und Riten statt. Für die Festansprache konnte der CV-Zirkel Staatsminister a.D. und MdL Armin Laschet gewinnen.

Am Sonntag findet um 10.30 Uhr in St. Lamberti ein Pontifikalamt mit Weihbischof Grave und dem Propsteichor statt. Den Ausklang macht ein „Exbummel“ zum Café Schwarte.