Gladbeck.

Das traditionsreiche Schiff Ratsgymnasium ist auf Kurs und in ruhigem Fahrwasser, der Kapitän geht nun von Bord: Schulleiter Manfred Lauffs wird nächste Woche verabschiedet und wechselt mit Schuljahresende in den vorzeitigen Ruhestand.

35 Jahre war der 63-jährige Pädagoge an Gladbecks ältester Penne, in den letzten 16 Jahren als Direktor. Lauffs geht als zehnter Schulleiter in die nunmehr 112-jährige Geschichte der Schule ein.

„Das Ratsgymnasium war meine erste und einzige Schule, an der ich tätig war, was ich nie bereut habe wie die Berufswahl überhaupt“, bilanziert der gebürtige Bochumer im Gespräch mit der WAZ. „Mit zwei Worten wurde ich damals von der Schulbehörde informiert, wo es für mich als Junglehrer hinging: ,Ratsgymnasium Gladbeck’ stand da“, erinnert sich Lauffs, der seinerzeit weder Gladbeck „noch irgendwen“ in der Stadt kannte. Bei seinem Vorvorgänger Paul Jung stellte er sich vor, „der hat mir gleich eine Wohnung in Gladbeck vermittelt.“

Theaterkreis gegründet

Lauffs kam als Deutsch- und Französischlehrer ans Rats. Studiert hatte er in Bochum, Freiburg und Münster. Vor dem Referendariat in Menden absolvierte er ein Jahr Assistenzzeit an einer französischen Schule. Als Studienassessor fing er 1977 in der Schule an der Mittelstraße an, machte sich schon im ersten Jahr als Gründer des Theaterkreises, den es bis heute gibt, einen Namen. „Die Physiker“ war seine erste Produktion.

1991 wurde der Literaturliebhaber stellvertretender Schulleiter und so zweiter Mann hinter Hans-Wilhelm Schulteis, der 1989 Jung beerbt hatte. Nach dessen Pensionierung führte Lauffs das Rats zunächst kommissarisch, bevor er 1997 offiziell Leiter wurde.

Wie seine Vorgänger, die beide Schüler der Schule gewesen waren, fühlte sich Lauffs in all den Jahren den Traditionen und dem guten Ruf der Schule verpflichtet. Allerdings lockerte er den Führungsstil, führte die Schule in eine moderne, innovative Ära, gab sich als sicherer Lotse durch die heutige,schnelllebigere Zeit. „Tradition und Innovation“ – dieser Spagat wurde zu seinem Motto, behutsam führte das Ratsgymnasium unter seiner Regie Neuerungen ein, die das Haus heute prägen, aber Bewährtes nicht verdrängen. Unter und mit Lauffs wurde viel diskutiert. Wobei der Schulleiter stets auf Konsens bedacht war. Einmütigkeit war ihm am Ende einer Debatte immer wichtig. Und bei aller vorsichtigen Öffnung von Schule und bedächtigen Veränderungen forderte er immer Qualität sowie ein gewisses Maß an Stil und Format ein.

„Ich hatte immer mehr Lust als Frust“, sagt der scheidende Schulleiter, der sein „Institut“ gut aufgestellt sieht: Der Generationswechsel im Kollegium sei so gut wie vollzogen, strukturelle Veränderungen absolviert und die Anmeldezahlen stimmten auch, so Lauffs. „Das ist ein guter Zeitpunkt, zu gehen.“

Die Hände in den Schoß legt er freilich auch künftig nicht. Lauffs will ein Buch schreiben und Sprachen lernen – und sich im neuen WAZ-Leserbeirat in Dorsten engagieren, wo er seit Jahren wohnt.

Offizielle Verabschiedung am 5. Juli

Offiziell wird Manfred Lauffs am Donnerstag, 5. Juli, verabschiedet. Ab 11 Uhr gibt es in der Aula eine feierliche Verabschiedung mit vielen Gästen. Ein Nachfolger an der Spitze des „Rats“ steht noch nicht fest. Stellvertreter Hans-Christoph Pocha wird die Schule zunächst kommissarisch leiten.