Gladbeck. Vor 100 Jahren wurde der Neubau des Reformrealgymnasiums eröffnet. Das Schulhaus galt als mustergültige Anstalt. Besichtigung beim Ehemaligentreffen.
Es galt als repräsentativ, großzügig und modern, das neue Gebäude des Reformrealgymnasiums, des heutigen Ratsgymnasiums, das vor 100 Jahren – 1915, mitten im Ersten Weltkrieg – an der Mittelstraße bezogen wurde. Für die aufstrebende Bergbaugemeinde Gladbeck war es Zeugnis für Fortschritt und Stadtentwicklung, galt den Stadtvätern als „mustergültige Anstalt“ und war auf Zukunft ausgerichtet.
In einem zweiseitigen Artikel würdigte die „Gladbecker Zeitung“ am 16. April 1915 unter der nüchternen Überschrift „Zur Ingebrauchnahme des neuen Realgymnasiums“ die Fertigstellung des stattliches Gebäudes. „Ein Bauwerk von seltener architektonischer Schönheit!“, hieß es im Bericht. Der Architekt, Hans Tietmann aus Düsseldorf, habe es verstanden, „ein im Inneren wie im Äußeren harmonisch durchdachtes Bauwerk, von modernem Geiste durchflutet, zu schaffen“, schrieb die Zeitung.
Das Backsteingebäude wurde zwischen Mittel- und Hermannstraße gebaut, wo es damals noch viel Platz gab. Der Haupteingang lag gegenüber „dem ruhigen Krankenhausgarten“, war durch ein Schultor zu erreichen. Eine Mauer samt Zaun schottete Schule und Schulgarten von der Straße ab.
Die 1900 gegründete Schule, die in einem Privatzimmer an der Schillerstraße startete und 1901 ins katholische Gesellenhaus umgezogen war, hatte seit 1903 ein eigenes Gebäude an der Viktoriastraße (heute steht dort das Neue Rathaus). Bei dessen Bezug galt es als Musterbau, aber schon zehn Jahre später war es zu klein geworden. So war 1913 mit den Bauarbeiten für ein neues, wegweisendes Schulgebäude begonnen worden, in einer Zeit, als der Aufschwung, der Fortschritt allerorten in Gladbeck zu sehen und zu spüren war.
Doch die Bauphase litt nicht nur unter dem kalten Winter 1913/14, sondern auch unter dem Kriegsbeginn im August 1914. So konnte etwa Bauunternehmer Wilhelm Kremer die Bauarbeiten nicht zu Ende führen, „da er der Einberufung zu den Fahnen nachkam“. Trotz aller Widrigkeiten, fand der heutige Schulleiter Hans-Christoph Pocha heraus, wurde das Schulhaus fristgerecht fertig gestellt und von den Honoratioren der Gemeinde feierlich eingeweiht.
Prägnant an dem Gebäude war nicht nur das angegliederte Direktorenhaus, in dem der damalige Rektor Ewald Kaesbach wohnte. Auch die Kombination von Turnhalle und Aula (mit einer hervorragenden Akustik) suchte ihresgleichen. Überhaupt: Die Turnhalle galt als eine der größten Westfalens!
Auch 100 Jahre nach seiner Inbetriebnahme gilt der Altbau des Ratsgymnasiums, der im Krieg schwer beschädigt und später zweimal erweitert wurde, als unverwüstlich und Garant für viele weitere Jahre, so Schulleiter Pocha.
Großes Ehemaligentreffen am 31. Otkober 2015
Das altehrwürdige Schulgebäude an der Mittelstraße steht allen, die dem Gymnasium verbunden sind, beim großen, alle fünf Jahre stattfindenden Ehemaligentreffen am Samstag, 31. Oktober, offen.
Danach, ab 18 Uhr, öffnen sich die Tore der Stadthalle, in der sich alle Jahrgänge der Penne auf Einladung von Schule, Ehemaligen- und Förderverein treffen. Mehrere hundert „Ratsianer“ werden erwartet. Nach einer kurzen Eröffnung durch Schulleiter Hans-Christoph Pocha ist der Abend frei für den Austausch von Erinnerungen.
Bereits am Nachmittag haben die Ehemaligen ab 15.30 Uhr Gelegenheit, die Schule zu besichtigen. Um 16 Uhr findet ein geführter Rundgang mit Architekt Manfred Niermann statt, der den jüngeren Anbau konzipiert hat. Außerdem können Ehemalige ab 17 Uhr am „Unterricht“ ehemaliger Lehrer teilnehmen, wobei die Stunde eher einen heiteren Charakter haben wird, verspricht Schulleiter Pocha.
Zu dem Wiedersehen haben eine Reihe pensionierter Rats-Lehrer ihr Kommen zugesagt: Allen voran Heinz-Otto Diehl, mit 89 Jahren der älteste der Ruheständler. Mit dabei sind auch der ehemalige Schulleiter Manfred Lauffs, Französischlehrer Hans Rüther, „Lateiner“ Christoph Höning, aber auch Reinhard „Ede“ Fülbeck, Ulrich Heinbokel, Jürgen Röll und Hugo Appelhoff. „Da werden sicher einige Erinnerungen aufgefrischt und alte Zeiten wieder lebendig“, so Pocha.