Gladbeck.

Er gehört zur Riege der ältesten Vereine in der Stadt, galt über Jahrzehnte als namhafte Adresse für Bildungsarbeit mit hochkarätigem Programm: der Katholische Akademikerverband Gladbeck. Nach fast 90 Jahren wird der Verein nun Ende des Monats aufgelöst.

Das hat letzte Woche die Mitgliederversammlung der Ortsvereinigung, die sich im Katholischen Stadthaus traf, „mit Wehmut“, wie es heißt, beschlossen. Der Entscheidung ging eine lange Diskussion voraus, Für und Wider wurden leidenschaftlich erörtert. Am Ende sah die Mehrheit keine andere Perspektive, als den traurigen Auflösungs-Beschluss zu fassen, berichten die langjährigen Mitglieder Dr. Franz-Josef und Dr. Ute Gold.

Grund für das Aus ist der Umstand, dass der KAV Gladbeck keinen geschäftsmäßigen Vorstand mehr zu Stande brachte. Was umso erstaunlicher ist, weil der Akademikerverband immer noch 150 (!) Mitglieder zählt, allerdings stark überaltert, wie die Eheleute Gold sagen. Lange und auch zuletzt war er die mitgliederstärkste Ortsvereinigung in Deutschland.

Seit geraumer Zeit gibt es aber nur noch einen kommissarischen Vorstand mit Michael Dahmen an der Spitze. Trotz mehrfacher Bemühungen wurde auch zuletzt keine neue Spitze gefunden. Zur entscheidenden Sitzung in der vergangenen Woche kamen auch nur 19 Mitglieder.

Hans-Wilhelm Schulteis, der den KAV in Gladbeck lange prägte und bis 2008 fast 50 Jahre den Vorsitz inne hatte, zeigt sich enttäuscht. „Es ist schon traurig, dass sich keiner finden ließ, der den Wagen weiter ziehen will.“ Möglicherweise haben sich aber auch die Bedürfnisse für katholische Bildungsarbeit geändert, suchen Schulteis und Gold nach Erklärungen.

Der katholische Akademikerverband, 1914 entstanden, gründete 1924 in Gladbeck eine Ortsvereinigung. Ziel des Vereins war die Pflege des geistigen und religiösen Lebens der katholischen Akademiker der Stadt. Unter der Leitung von Hans-Wilhelm Schulteis erlebte der Ortsverein eine Blütezeit. Bei der 75-Jahr-Feier 1999 konnte auf die beachtliche Zahl von 300 Referenten zurückgeblickt werden. Namhafte Persönlichkeiten aus Theologie, Geistes- und Naturwissenschaft sowie aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben waren in den Jahren zuvor in Gladbeck zu Gast gewesen.

Gäste des KAV Gladbeck waren u.a.: Ex-Kultusminister Hans Maier (Bayern), Philosoph Josef Pieper, Otto von Habsburg, Politikerin Hanna-Renate Laurien, Ex-NRW-Minister Prof. Paul Mikat, Kirchenhistoriker Hubert Wolf, Bischof Franz Hengsbach.

Für sie Arbeit im Kath.akademikerverband wurde Hans Wilhelm Schulteis u.a. mit dem päpstlichen Orden „Pro ecclesia et pontifice“ und mit den Insignien des Ritterordens des Papstes Silvester ausgezeichnet.